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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt
Autoren: Barbara Bickmore
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eine Herrin für Tookaringa haben, jemanden, der seine Kinder bemutterte. Er wollte, daß der Haushalt reibungslos ablief. Er wollte, daß jemand da war, der mit Steven redete und ihm Gesellschaft leistete, wenn er, Blake, auf einer seiner Geschäftsreisen oder draußen beim Viehtrieb war. Er wollte, daß jemand da war, mit dem er immer schlafen konnte, wenn er wollte. Er hatte seit Fionas Tod mit keiner Frau geschlafen, und er wollte einen weiblichen Körper.
    Und dann war Cassie da. Vor zehn Jahren hatten sie zwei Wochen lang rasend und leidenschaftlich miteinander geschlafen, und er glaubte, das wieder einfangen zu können. Wahrscheinlich glaubte er, sie hätte ihre Karrierepläne zur Neige ausgelebt und würde nur allzu bereitwillig in eine traditionelle Rolle schlüpfen. Nun, sie mußte zugeben, daß sie sich in der letzten Zeit überlegt hatte, es wäre schön – sogar ganz wunderbar –, eine Familie zu haben. Wenn Romla im Alter von vierzig ein Baby bekam, warum konnte sie dann nicht auch noch ein oder zwei Kinder haben? Romla betrieb nicht nur weiterhin das Hotel, sondern Jim und sie zahlten noch dazu ihre Partner aus. Allein schon Romlas Wäschegeschäft hätte die beiden ernähren können. Gemeinsam bauten Jim und Romla ein Handelsimperium auf, und Romla dachte gar nicht daran, das aufzugeben. Cassie war nicht sicher, ob sie den Arztberuf für immer aufgeben wollte. Was vielleicht angenehm gewesen wäre – nachdem jetzt hier in der Gegend soviel los war –, wäre, wenn es einen weiteren Fliegenden Arzt gegeben hätte, damit beide abwechselnd rausfliegen konnten. Der eine konnte Noteinsätze übernehmen, während der andere die Sprechstunde abhielt. Sie hätten sich abwechseln können, damit immer nur einer von ihnen in der Luft und außerhalb der Stadt war. Dann könnte sie Zeit zu Hause mit ihrer Familie verbringen. Eine Familie? Sie hatte nie Kinder von Chris haben wollen. Warum nicht?
    Chris hatte ihr nicht genug bedeutet, um sie glücklich zu machen – das hatte sie immer gewußt, und auch er hatte es gewußt. Sie brauchte ihre Arbeit, um sich ausgefüllt zu fühlen. Nein, Chris hätte sie niemals zufriedenstellen können. Genügte Blake, um sie zufriedenzustellen? Sie liebte seine Kinder. Sie liebte seinen Vater. Und sie hatte in all den Jahren geglaubt, daß sie ihn liebte.
    Warum hatte sie dann nicht mehr empfunden, als er sie heute abend in seine Arme gezogen und geküßt hatte? Warum rauschte das Blut nicht in ihren Adern, und warum hatte ihr Herz nicht gehämmert? Vielleicht konnte das heute kein Mann mehr erreichen. Möglicherweise war diese Form von Schauer ausschließlich jungen Menschen vorbehalten.
    Da sie absolut nicht schlafen konnte, stand sie auf und setzte sich ans Fenster, stützte die Arme auf die Fensterbank und starrte in den hellen Mondschein hinaus.
    Sie fragte sich, was zwischen Sam und ihr passiert war. Warum war er in der letzten Zeit so zurückhaltend gewesen, geradezu in sich gekehrt? Seit wann eigentlich – seit Fionas Tod, oder nicht? Sie versuchte, sich darüber klar zu werden. Warum redeten sie nicht mehr offen miteinander? Hatte es mit etwas zu tun, was zwischen Olivia und ihm passiert war? Kam Liv etwa doch zu ihm zurück? Oder lag es daran, daß sie jedes einzelne ihrer Wochenenden auf Tookaringa verbracht hatte?
    Warum hatte sie ständig Sam vor Augen, wenn Blake ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht hatte? Warum war sie nicht glücklicher? Warum dachte sie statt dessen an Sam? Warum zögerte sie auch nur, Blakes Antrag anzunehmen?
    Komisch, dachte sie, wir glauben, uns selbst so gut zu kennen, aber oft kennen wir uns selbst überhaupt nicht.
     
    Sie erwachte kurz vor dem Morgengrauen. Als sie aus dem Fenster schaute, sah sie einen schmalen Streifen Blaßrosa am Horizont, doch der Himmel darüber war noch dunkel.
    »Ich weiß, warum«, sagte sie laut vor sich hin. »Blake und ich haben uns auseinandergelebt, und Sam und ich sind immer enger zusammengewachsen.«
    Direkt vor Fionas Tod hatte sie ein paar Wochen lang geglaubt, Sam und sie seien auf dem besten Weg, sich ineinander zu verlieben. Dann hatte er sich von ihr abgewandt, und sie war ganz in Tookaringa aufgegangen. Oder war es umgekehrt gewesen?
    Seine Zurückhaltung, soviel wurde ihr plötzlich klar, kam daher, daß er glaubte, sie und Blake …
    Blake wollte, daß sie ihr Leben aufgab und mit ihm, mit seinen Kindern und mit seinem Vater ein neues Leben begann. Und wenn sie ihr alle auch noch so
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