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Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)

Titel: Wer braucht schon Zauberworte? (German Edition)
Autoren: Marie Lu Pera
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Dinge ins Ohr. Nach erfolgreicher Informationsübermittlung kichern sie sogar.
    Schnell drehe ich mich wieder um. Bitte lass sie mich nicht gesehen haben. Ein „
Hope
“ aus dem Munde meines Onkels, macht alle meine Hoffnungen schlagartig zunichte. Ertappt drehe ich mich um.
    Die drei Jungs erheben sich von ihren Plätzen. Ich rolle mit den Augen. Sie lassen echt die Gentlemen raushängen. Kann ich in meinem Zimmer frühstücken? Geht das?
    „Setz dich Hope. Wir haben auf dich gewartet. Und dreimal darfst du raten, wer an der Reihe ist, das Gebet zu sprechen“, informiert mich Onkel Tim. Boa hey, das geht gar nicht. Ich pack die heile Welt noch nicht so früh am Morgen. Der gesellschaftliche Druck ist zu groß. Ich ergebe mich und nehme neben meiner Cousine auf der Bank Platz.
    „Daddy, das ist aber mein Platz“, schmollt Emma. Genervt stehe ich wieder auf, nachdem sie mich schon an den Rand gedrängt hat. Kopfschüttelnd umrunde ich den Tisch und versuche es am anderen Ende der Bank. „Das ist mein Platz“, stößt Lydia aus, da haben meine Arschbacken noch nicht mal die Polsterung berührt.
    „Dann nehmt sie doch in die Mitte Mädchen“, schlägt Claire vor. Mann, wenn es schon ewig dauert, bis ich sitze, wird sich dieses Frühstück sicher endlos hinziehen.
    Gefühlte Minuten später bin ich zwischen den Barbies eingekeilt, die nun hinter meinem Rücken tuscheln.
    „Reicht euch die Hände“, verlangt Tim. Alle tun sofort, was er sagt. Alle, bis auf mich. Ich hab die Null-Bock-Einstellung und unterbreche ihren Kreis. Jetzt weiß ich auch, warum meine Cousinen ihren Platz förmlich mit ihrem Leben verteidigt haben. So dürfen sie Händchen mit den Jungs halten. Wie überaus kindisch. Man könnte meinen, sie wären zwölf.
    „Hope“, fordert mein Onkel. Jetzt weiß ich, was alle immer mit dem Wort „Gruppenzwang“ meinen. Ich lege meine Hände, die mit meinen Ärmeln bedeckt sind, auf den Tisch vor mich. Meine Cousinen ergreifen sie kichernd. Nun starren alle auf mich.
    „Hope, wie wäre es, wenn du dein Schweigen brichst und uns mit einem Gebet erfreust?“, schlägt Claire vor. Gegenvorschlag: Wie wärs, wenn du endlich aufgibst mein Schweigen brechen zu wollen.
    „Hast du ein Schweigegelübde abgelegt?“, will Kadien, der Mönch, wissen. Seh ich so aus, als wär ich Nonne? Claire seufzt lautstark.
     

    Ich bin bereits wieder in einem Tagtraum versunken – mitunter auch, weil mich die sinnlosen Informationen, die meine Cousinen hinter meinem Rücken austauschen, in den sicheren Wahnsinn treiben würden.
    „Hope! Hallo? Ist jemand zu Hause?“, ruft mein Onkel und winkt mir zu. „Willst du das auch essen oder nur damit herumspielen?“ Mein Honigbrot sieht echt abartig aus. Mir ist der Appetit vergangen. Zeit abzuhauen.
    „Wir stehen erst auf, wenn alle aufgegessen haben. Das ist Regel Nummer drei“, stopft Tim meine klaffende Wissenslücke bezüglich Hausordnung. Da meine Cousinen keine Anstalten machen, mich rauszulassen, stemme ich mich auf den Tisch und hüpfe mit den Beinen auf die Bank. Daraufhin steige ich zwischen dem Geschirr hindurch. Die Höhe des Tisches überwinde ich, in dem ich neben Luciens Stuhl auf den Boden springe.
    Bei Claire hat Schnappatmung eingesetzt. Mein Onkel schimpft mir hinterher. Ich ignoriere sie.
    In meinem Zimmer ziehe ich meine Laufkleidung an. Wenn ich mich nicht bald bewege, dreh ich in dieser Spießerbude noch durch.
     

    Vor der Haustüre pralle ich gegen Tristan, der gerade die Einfahrt freischaufelt. Sorry, hab dich glatt übersehen. Lucien ist am Holzhacken und hat tatsächlich den Pullover ausgezogen. Das T-Shirt klebt ihm am schweißnassen Körper, was sein Sixpack hervorblitzen lässt. Er schlägt das Holz so gekonnt entzwei, dass mir Hitze in den Körper steigt. Mann, ist der Kerl sexy – ist kaum zu ertragen.
    Keinen Moment zu früh, stöpsle ich mir meinen mp3-Player ein und schotte mich vor meinem raunenden Onkel ab. „Hope, wo willst du hin? In diesem Haus meldet man sich ab, wenn man weggeht. Das ist Regel Nummer 10.
Hope
. Hörst du nicht?“ Ich bin sein schlimmster Alptraum.
    Bevor er mich erreicht hat, fixiere ich meine Mähne in einem Pferdeschwanz, setze meine Mütze auf und sprinte los.
    Die Straßen sind glücklicherweise vom Schnee geräumt und ich komme gut voran. Ich will in die Stadt – dort habe ich im Vorbeifahren dieses Café gesehen. Koffein ist ein Grundnahrungsmittel. Meine Entzugserscheinungen machen mich noch zu einer
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