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Wer braucht schon Liebe

Wer braucht schon Liebe

Titel: Wer braucht schon Liebe
Autoren: Denise Deegan
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» Was hast du da gestern mit McFadden getrieben?«
    Mein Magen macht einen Hüpfer. » Was?«
    » Wie du da aus dem Boot rausgehangen bist.«
    Ich atme wieder. » Ach so, ich bin nur an der Trapezhose rausgegangen.«
    » An der was?«
    Ich sehe sie an. » Du weißt schon, die Trapezhose. Damit man das Boot ausbalancieren kann. Hast du keine gekriegt?«
    » Nein. Keiner von uns hat eine gekriegt.«
    Ich starre sie an.
    » So weit fortgeschritten sind wir noch nicht«, sagt sie trocken.
    Oh mein Gott. Ich bringe ihn um. Er hat sich die Sache mit der Trapezhose ausgedacht. Er hat mich die ganze Zeit verarscht.
    Das Rettungsboot zieht uns vom Pier weg. Ich hoffe, sie geben uns als hoffnungslose Fälle auf und bringen uns zurück ans Ufer. Aber nein, sie setzen uns wieder auf dem Meer aus. Sarah weigert sich. Also bin ich an der Reihe zu beweisen, dass Segeln wirklich nichts weiter ist, als auf dem Wasser auf und ab zu hüpfen wie ein Korken. Nur chaotischer.
    Am nächsten Tag ist McFadden wieder da. Ich gebe mir alle Mühe, dem Ruf als Eisprinzessin, den er mir verpasst hat, gerecht zu werden, und lasse ihn komplett links liegen. Er lächelt, als fände er mich amüsant. Er wird mit Rachel in ein Boot gesteckt.
    » Du Arme«, sage ich zu ihr mit einem Blick auf ihn.
    Er lacht und macht das Boot startklar.
    » Hab ich was verpasst?«, fragt sie.
    » Nein, überhaupt nichts«, sage ich und gehe davon, rüber zu Sarah, die eigentlich unser Boot hätte aufriggen sollen. Sie steht davor und sieht es an, als wäre es ein Raumschiff. Und, hey, ich kann’s ihr nicht verdenken.
    Wir sind als Letzte auf dem Wasser und das ist uns gerade recht. Nach etwa zwanzig Minuten stoßen wir wieder gegen den Pier, nur dass ich diesmal am Steuer bin.
    » Siehst du«, sagt Sarah. » Er ist magnetisch.«
    Ich lache. Wir machen es uns gemütlich und warten auf das Rettungsboot. Aber dann sehe ich, wie McFadden auf uns zukommt. Ich muss uns flottkriegen. Es muss so aussehen, als wüsste ich, was ich tue. Als hätte ich alles unter Kontrolle. Ich reiße das Steuerdingsbums (Die Pinne? Das Ruder? Wen interessiert’s?) vor und zurück, versuche loszufahren. Das Segel fängt den Wind ein und der Baum kracht mir an den Kopf.
    » Verdammt!«
    » Brauchst du Hilfe?«, ruft er. Und lächelt. Wie immer.
    Ich zeige ihm den Mittelfinger. Was nicht Teil des Plans war. Ignorier ihn einfach, ermahne ich mich selbst.
    Er lacht, zieht sein Segel herum und rauscht vorbei.
    » Hey, Dave, wo fährst du hin?«, ruft Sarah ihm nach. » Ich dachte, du würdest uns helfen?«
    » Alex hat anscheinend alles unter Kontrolle«, schreit er.
    Erstaunt sieht sie mich an.
    » Ich hab alles unter Kontrolle.«
    » Klar zur Wende?«, höre ich McFadden Rachel zurufen.
    » Klar«, sagt sie, als würde es ihr Spaß machen.
    » Er hätte uns helfen können!«, sagt Sarah.
    » Wir brauchen seine Hilfe nicht.«
    » Warum nicht?«
    » Blöder Angeber.«
    » Ich hab das Rettungsboot satt«, mault sie.
    » Wir brauchen kein Rettungsboot. Hier, nimm das Ruder.«
    Den Rest der Woche verbringen wir mit Segeln. Oder mit dem Versuch zu segeln. Genau genommen ist es im Fall von mir und Sarah eher so, dass wir immer, wenn ein Lehrer zu uns herüberschaut, so tun, als würden wir es versuchen. Der größte Teil meiner Energie geht dabei drauf, McFadden zu meiden. Wenn er an Land in die eine Richtung geht, gehe ich in die andere. Wenn er mich anschaut, schaue ich weg. Ich nehme mir ein Beispiel am Rockstar und umgebe mich mit Leuten. Am Freitag allerdings schafft er es in der Mittagspause, mich zu erwischen. Indem er sich von hinten anschleicht.
    » Netter Neoprenanzug.« Es klingt so, als würde er mich auslachen.
    » Kann man von deinem nicht sagen.«
    Dann lacht er wirklich. Er geht weg und singt: » Ice, Ice Baby.«
    Wenn ich einen toten Fisch hätte, würde ich ihm den an den Hinterkopf werfen. Stattdessen mache ich mich auf die Suche nach Rachel und Sarah, die beide zum Klo vorausgedüst sind. Wir finden uns wieder. Holen unser Pausenbrot. Und gehen zum Essen nach draußen. Wir suchen uns die höchst gelegene Stelle auf dem Pier, schmiegen uns aneinander gegen die Kälte und lassen die Beine baumeln. Wir sind so müde, dass keine von uns etwas sagt. Ich sehe hinaus auf das Meer, mit dem ich bis letzte Woche kein Problem hatte.
    » Können wir tauschen, wenn du das nicht isst?«, fragt Sarah mich.
    Ich schaue hinunter auf das unberührte Mittagessen in meinem Schoß. Quiche und Salat, von
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