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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
Autoren: Dee Davis
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sie zu nichts gezwungen.«
    »Sie ist also zu dir gekommen?«, fragte ich erstaunt. Bethany kannte meine Meinung zu Altheas Beruf, und ich hatte gedacht, sie teile sie.
    »Das nicht gerade«, räumte Althea ohne auch nur den Anflug von Gewissensbissen ein. »Ich habe sie angerufen. Aber viel Überzeugungsarbeit war nicht notwendig.«
    »Also hast du sie angebaggert, obwohl du meine Meinung zu diesem Thema kennst?«
    »Wie gesagt, es ging nicht um dich.«
    »Nein. Das tut es ja nie, stimmt’s?« Ich kippte meinen Champagner hinunter und entschuldigte mich mit einem verkniffenen Lächeln. Wie gesagt, ich war klug genug, mich auf keinen wirklichen Disput mit Althea einzulassen. Diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen. Ich hätte gar nicht erst mit dieser Diskussion anfangen sollen. Aber mit dem Versuch, Bethany unter die Haube zu bringen, hatte sie eine Grenze überschritten. Zwar eine willkürlich gezogene, aber nichtsdestotrotz vorhandene Grenze.
    Aber Althea würde ja nicht einmal eine Grenze erkennen, wenn sie ihr ins Gesicht sprang …
    So, bitte sehr, da haben Sie es. Mein wunderbar verkorkstes Leben.
    Genau das war es nämlich. Und ich würde mich nicht davon unterkriegen lassen, von Bethanys offenkundigem Treuebruch einmal abgesehen. Ich führte mein eigenes Leben, fernab von Altheas Einfluss, und unsere Welten kamen lediglich beim einen oder anderen gesellschaftlichen Ereignis in Berührung. Na gut, das stimmte vielleicht nicht ganz, aber ich hatte mich schon vor Jahren von allem losgesagt, wofür Althea stand, und eine kleine Runde würde mich schon nicht umbringen.
    Ich blieb hier und da stehen und plauderte mit alten Freunden, gab einem Fan ein Autogramm (eine ziemlich erstaunliche Anfrage, da diese Frauen, die sich »zum Lunch treffen«, meistens nicht mal wissen, wo ihr Herd steht, vom Sendeplatz des Gourmet Channel ganz zu schweigen). Trotzdem verhalfen die Begeisterungsstürme der Frau meiner Laune zu einem gehörigen Aufschwung. Und den Rest übernahm der Champagner.
    Ich ließ mir von einem vorbeikommenden Kellner nachschenken und unterdrückte den Drang, Bethany mit ihrem Verrat zu konfrontieren. Das würde ich auf morgen verschieben. Außerdem sah es aus, als amüsiere sie sich prächtig, und ich wollte ihr nicht die Laune verderben. Also machte ich mich auf den Weg, um dem Star des Abends zu gratulieren, der noch immer wie betäubt von all dem Rummel zu sein schien.
    »Sieht aus, als wäre die Resonanz sensationell«, sagte ich mit einer Geste in Richtung der illustren Gäste. »Und der Verkauf läuft offenbar auch bestens.«
    »Ich habe keine Ahnung, ob die Leute die Bilder kaufen, weil sie meine Arbeit mögen, oder aus Angst vor Anna Carlson.« Stephen lachte. »Das Geld nehme ich jedenfalls trotzdem. Und die Leute von der Galerie wollten wissen, ob ich die Ausstellung noch eine Weile laufen lasse.«
    »Tja, das hört sich an, als wäre der Erfolg auf deiner Seite. Und wie könnte man deine Bilder nicht toll finden?« Und genau so meinte ich es auch. Stephens Arbeiten sprachen mich sehr an.
    »Du willst nicht zufällig Frenetisch auf der Fifth verkaufen, oder?«, fragte Cybil, die in diesem Moment zu uns trat. »Ich habe mindestens schon vier Angebote dafür bekommen.«
    »Keine Chance. Ich liebe dieses Bild.«
    Stephen hatte mir einmal ein Bild von sich angeboten, und ich hatte mich für Frenetisch auf der Fifth entschieden. Da ich es für eine seiner besten Arbeiten hielt, hatte ich zugestimmt, es ihm für die Ausstellung zu überlassen – selbstverständlich als reine Leihgabe. Was mich, wenn auch auf eine etwas schräge Art und Weise, zu einer Mäzenin des im Aufsteigen begriffenen Stephen Hobbs machte. (Na gut, Mäzenin war vielleicht ein wenig übertrieben, aber ich war definitiv ein Fan der ersten Stunde.)
    »Man kann ja mal fragen«, erwiderte Cybil. »Vermutlich bekämst du einen sechsstelligen Betrag dafür.«
    »Tja, Hut ab vor Stephen. Aber keine Chance.« Ich nahm noch ein Canapé – Briocheteig mit Ziegenkäse und etwas, bei dem es sich wohl um sonnengetrocknete Tomate handelte, obwohl es Ähnlichkeit mit Wellpappe besaß. Frische Zutaten sind der Schlüssel für jedes schmackhafte Gericht. Und die Kanten abzuschneiden ist absolut indiskutabel. Vor allem bei einer so hochkarätigen Veranstaltung wie dieser.
    »Sag bloß Anna nichts«, bat Cybil und beäugte die Serviette, in der ich das Teil diskret hatte verschwinden lassen. »Sie beschäftigt seit Jahren dieselbe Cateringfirma
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