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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
Autoren: Dee Davis
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Später bliebe mehr als genug Gelegenheit, mich gehen zu lassen. Aber zuerst musste ich irgendwie nach Hause kommen.
    Ich holte tief Luft, straffte die Schultern und machte einen Schritt vorwärts. Mein Fuß trat ins … Nichts.
    Nichts. Leere.
    Im nächsten Moment stürzte ich mit dem Hintern voran in den Abgrund.

Kapitel 2
    Okay, der Abgrund entpuppte sich in Wahrheit als schlichter Keller.
    Mein ganzes Leben lang lebte ich in der panischen Angst, durch eine der metallenen Doppeltüren zu fallen, die die Gehsteige Manhattans säumen. Als kleines Mädchen habe ich sogar ein Riesentrara darum gemacht, diesen Dingern zu entgehen.
    Sie wissen schon, das ganze Programm – ich bin darüber hinweggesprungen, darum herumgelaufen, an besonders gefährlich aussehenden habe ich mich Zentimeter für Zentimeter vorbeigeschoben, besonders wenn sich viele Leute auf dem Bürgersteig drängten. Aber mit zunehmendem Alter begriff ich, dass ich mit etwas Vorsicht (und etwas weniger Affentheater) durchaus erfolgreich verhindern konnte, in einem stinkenden, feuchten Kellerloch zu landen.
    Was sich als Irrtum erwies.
    Der Keller war dunkel, feucht, und es roch nach Schimmel. Zum Glück war ich auf etwas Weichem gelandet – obwohl, wenn ich recht darüber nachdachte, wir waren hier in New York – der Heimat von Son of Sam , der Gotti-Mafia und 1100 Folgen von Law & Order . Mein Gehirn beschwor die grausigsten Bilder herauf, woraufhin ich mich erschaudernd hochzurappeln versuchte.
    Doch meine Beine verweigerten ihren Dienst, so dass ich erneut in mich zusammensackte, während ein scharfer Schmerz durch mein Bein und meine Brust fuhr und mir etwas Klebriges übers Gesicht sickerte. Mein linker Absatz war abgebrochen, und mein Kleid zierte ein Riss, womit sich Altheas Vorwurf der Durchsichtigkeit am Ende doch noch bewahrheitete. Und das Kleid war nicht nur zerrissen, sondern unwiederbringlich ruiniert. Die positive Nachricht war, dass die Stelle meines Absturzes inzwischen erhellt war, nachdem ich mein Gewicht verlagert hatte.
    Kohlköpfe – umgeben von Kisten mit Tomaten, Schnittlauch und Petersilie. Ich war in einem Gemüseladen gelandet. In dessen Vorratskeller, genauer gesagt.
    So viel zum Thema Leichen im Keller.
    »Alles klar da unten?« Eine tiefe Stimme wehte durch die geöffneten Türen herab. Einen Moment lang täuschte mich mein Gehör, und ich glaubte, Dillon sei zu meiner Rettung herbeigeeilt. (Was aus vielerlei Gründen völlig schwachsinnig war, aber ich hatte schon immer eine lebhafte Fantasie.)
    Ein dunkler Schopf, der eindeutig nicht Dillon gehörte, erschien in der Luke. »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    Mir graute bei der Vorstellung, noch mehr Aufhebens zu verursachen. Wieder verlagerte ich das Gewicht und machte mich auf das Schlimmste gefasst, doch zu meiner Erleichterung wurde mir lediglich leicht übel, und der Schmerz hielt sich in erträglichen Grenzen. »Nein.« Ich raffte die kläglichen Fetzen meines Kleids zusammen. »Ich glaube, ich schaffe es auch so nach Hause. Ich wohne nur ein paar Blocks von hier.«
    »Ich komme lieber runter. Nur zur Sicherheit.«
    Genau das, was ich jetzt brauchte – ein Zeuge des Debakels.
    »Nein, nein, ehrlich«, rief ich. »Ich schaffe es schon. Wenn Sie mir nur vielleicht heraushelfen würden?« Doch ehe ich mich vom Fleck rühren konnte, war er bereits die Treppe heruntergekommen (eine wesentlich vernünftigere Methode als meine) und kniete sich neben mich.
    »Wo tut es denn weh?«
    »Am Kopf. Aber nur ein bisschen. Und die Brust schmerzt auch. Na ja, eher seitlich.«
    Er streckte die Hand aus und strich mir behutsam eine Strähne aus der Stirn. »Sie haben da eine ziemlich hässliche Schnittwunde.«
    »Das erklärt, warum es sich so klebrig anfühlt«, murmelte ich. »Ich glaube, es wäre mir lieber, wenn es von einer Tomate oder Avocado stammen würde.«
    Mit gerunzelter Stirn tastete er um die Wunde herum. »Wie sehr haben Sie sich den Kopf angeschlagen?«
    »Hier wird Gemüse gelagert.« Ich deutete auf einen Haufen Kartoffeln in der Ecke. »Also nicht allzu sehr. Zumindest glaube ich das. Sind Sie Arzt?«
    »Nein.« Er verzog das Gesicht zu einem Lächeln. Erstaunt registrierte ich, wie weich es seine Züge werden ließ. »Nur der gewöhnliche Durchschnittssamariter.«
    Ich sah nach oben, in der Erwartung, ein halbes Dutzend Gesichter zu erblicken. Doch da war niemand.
    »Und Sie sagten, Sie haben Schmerzen in der Brust?« Vorsichtig wanderten seine Hände
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