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Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche

Titel: Wer Braucht Schon Eine Gucci-Tasche
Autoren: Dee Davis
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legen.
    Ich weiß noch, wie meine Freundin Olivia Brookston und ich mit fünfzehn von zu Hause ausbüxten und in einen Club gingen – in der felsenfesten Überzeugung, dass alles Aufregende und Spannende in Manhattan nach unserem Zapfenstreich stattfand. Mit gefälschten Ausweisen mogelten wir uns hinein und feierten gerade unseren Erfolg bei einem Singapore Sling (ich war ein Teenager und fand alles, was mit Schirmchen serviert wurde, ultracool), als meine Tante auf der Bildfläche erschien und uns beide nach Hause zerrte. Ich bekam einen Monat Stubenarrest, und bis zum heutigen Tage ist es mir ein Rätsel, wie sie uns aufgestöbert hat.
    Worauf ich hinauswill, ist, dass Althea aus irgendeinem Grund immer genau das weiß, was man unbedingt vor ihr verheimlichen will. Vielleicht liegt darin das Geheimnis, weshalb sie es schafft, so viele erfolgreiche Manhattaner als Klienten zu gewinnen. Es würde mich nicht überraschen. Schließlich ist Wissen doch Macht, oder nicht?
    Jedenfalls war es klüger, gleich zu beichten.
    »Ich bin in einen Lagerkeller gefallen.«
    »Das habe ich mitbekommen. Aber dein anonymer Retter sagte irgendetwas von Dillon?«
    »Er hat mich nicht gestoßen, falls es das ist, was du denkst.«
    »Natürlich nicht.« Sie schüttelte den Kopf. Trotzdem wusste ich, dass sie es nicht gänzlich ausschließen würde. Was in gewisser Weise sogar tröstlich war. Selbst wenn es von Althea kam. »Aber er hatte etwas damit zu tun.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Wartete.
    Ich seufzte. »Indirekt. Du hattest recht, was Diana Merreck betrifft. Er ist mit ihr zusammen.«
    »Hinter deinem Rücken?«
    »Wie denn sonst?« Ich nickte kläglich. So wütend ich auf Dillon war, ich liebte ihn doch. Zumindest hatte ich das getan. Nein, wahrscheinlich tat ich es immer noch. Im Moment war alles ein wenig durcheinander. »Aber nachdem er es mir heute Abend gebeichtet hat, schlug er vor, er könnte doch mit uns beiden zusammen sein.«
    »Worauf du gesagt hast, er soll sich zum Teufel scheren.« Altheas Tonfall ließ keine Alternative zu. Was zum Glück auch der Fall war.
    »Natürlich, aber es war nicht so leicht, wie es aus deinem Mund klingt. Ich war praktisch eine Ewigkeit mit Dillon zusammen.«
    »Drei Jahre sind keine Ewigkeit, Andrea«, wandte Althea stirnrunzelnd ein. »Außerdem war er sowieso nie der Richtige für dich.«
    »Ich dachte jedenfalls, dass er es ist.« Es war völlig idiotisch, ihr ausgerechnet jetzt zu widersprechen, wo Dillons Geständnis ihr Urteil bestätigte, aber das würde ich natürlich niemals zugeben. »Außerdem bereut er es ja vielleicht schon, wenn er heute Nacht nach Hause kommt.«
    »Und du nimmst ihn wieder zurück.«
    »Nein. Na ja, ich weiß es nicht. Vielleicht?« Die Antwort war vage, doch in Wahrheit fehlte er mir bereits jetzt.
    »Andrea, du wirst ihn unter keinen Umständen zurücknehmen. Nicht nachdem er dich betrogen hat.« Ihre Missbilligung war förmlich mit Händen greifbar. »Offen gestanden überrascht mich Diana Merreck ein bisschen. Ich bezweifle ernsthaft, dass sie ihrer Mutter von dieser Liaison erzählen wird.«
    »Können wir später darüber reden? Bitte. Mein Kopf tut weh.« Und das tat er auch. Ehrlich. »Ich möchte nur noch nach Hause und so tun, als wäre all das nie passiert.«
    »Das wird wohl kaum möglich sein«, sagte eine Schwester und trat durch die zugezogenen Vorhänge. »Sie haben mehrere Rippenprellungen, eine Schnittwunde am Bauch und eine große Platzwunde am Kopf. Das kann nicht einfach ignoriert werden.«
    Miss Superschlau nahm mein Handgelenk und überprüfte meinen Puls, den die Aufzählung meiner Blessuren gefährlich in die Höhe getrieben hatte. »Und obendrein«, fuhr sie fort, ohne die geringste Notiz von meiner Bestürzung zu nehmen (oder vielleicht weidete sie sich insgeheim sogar daran), »besteht nach wie vor das Risiko einer Gehirnerschütterung. Deshalb hat der Arzt Ihrer Entlassung nur unter der Bedingung zugestimmt, dass jemand in den nächsten zwölf Stunden bei Ihnen ist.«
    »Ich kann allein auf mich aufpassen«, erklärte ich, rutschte an die Kante des Krankenbetts und setzte mich auf. Prompt geriet die Welt erneut in Schieflage, und mir wurde übel. Ich spürte, wie sich die sorgfältig manikürten Finger meiner Tante um meinen Arm legten.
    »Wohl eher nicht«, stellte die Schwester mit einem befriedigten Lächeln fest – unübersehbar keine Frau, die die Pflege kranker Menschen als Berufung betrachtete.
    »Kein
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