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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Autoren: Granger Ann
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alles andere als unausgefüllt sein. Meredith hatte mehrere kleine, aber wichtige Besuche geplant. Zuerst zum Friseur für einen richtig schicken neuen Schnitt. Zum Zahnarzt; die Vorsorgeuntersuchung war längst überfällig. Da war der geplante Einkaufsbummel schon interessanter. Sie würde neue Kleider kaufen, sich Zeit nehmen und sich Restaurants ansehen. Es würde einfach … Rassel, kratz, klick. Erschrocken und mit unangenehm pochendem Herzen setzte sich Meredith auf. Prompt rutschte das Federbett zu Boden und setzte ihre nackten Glieder der kühlen Zugluft aus. Sie schwang die Beine über die Kante und ließ sie baumeln, während sie angestrengt lauschte. Bestimmt gab es eine ganz einfache Erklärung. Ein Vogel vielleicht, der sich durch den Schornstein ins Haus verirrt hatte. Das wäre nicht das erste Mal. Doch das Geräusch kam von der anderen Seite der Schlafzimmertür, draußen vom schmalen Korridor. Es war eine kleine Mietwohnung, und sie gehörte nicht Meredith, sondern einem Kollegen aus dem FO, der zurzeit in Südamerika war. Sie mochte vielleicht vollgestellt und lieblos eingerichtet sein, aber sie war praktisch, und Meredith hatte das große Glück, allein in ihr zu leben. Jedenfalls bis zu diesem Augenblick. Irgendjemand war an der Wohnungstür und hatte sie gerade geöffnet, und jetzt stand er im Begriff einzutreten. Meredith hörte ein dumpfes Geräusch, als ein schwerer Gegenstand auf dem Boden landete, und dann hörte sie das Murmeln einer männlichen Stimme. Es war acht Uhr fünfundvierzig an einem Samstagmorgen. Ob der Einbrecher geglaubt hatte, die Wohnung sei leer? Meredith stand leise auf. Sie tastete mit den Zehenspitzen nach den Pantoffeln, während sie in ihren Morgenmantel schlüpfte. Das Telefon war draußen im Flur. Unwahrscheinlich, dass der Einbrecher ihr genügend Zeit ließ es zu benutzen, selbst wenn sie bis dorthin kam. Die beste Möglichkeit war noch, so schnell wie möglich aus der Wohnung zu verschwinden und draußen Hilfe herbeizurufen. Die Stille auf der anderen Seite der Tür verriet, dass der Einbrecher in einem der Zimmer verschwunden war und es nur noch Augenblicke dauern konnte, bis er das Schlafzimmer durchwühlen würde. Meredith öffnete die Tür. Jawohl, der Korridor war leer, bis auf eine große Canvas-Reisetasche, die merkwürdigerweise bereits bis zum Platzen gefüllt war. Die Tür zum Wohnzimmer stand weit auf, und Meredith hörte, wie sich jemand dort drin bewegte und weiter vor sich hinmurmelte. Klopfenden Herzens schlich sie um die Tasche herum und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Während sie noch in der Bewegung war, schwang die Wohnzimmertür ganz auf, und eine dunkle Gestalt versperrte ihr den Weg. Sie sah sich einem schmutzigen, verschwitzten jungen Mann in einer Lederjacke, Jeans, Turnschuhen und einem Achtundvierzig-Stunden-Bart gegenüber. Meredith stieß einen Schrei aus. Dann ließ sie die Hand wieder sinken, und ihr Herz rutschte aus dem Hals wieder an seine normale Stelle zurück. Mit einer Stimme, die sich zu einem entrüsteten Keifen steigerte, fragte sie:
    »Was um alles in der Welt hast du hier zu suchen? Du solltest in Südamerika sein!«
    »Das ist immer noch meine Wohnung«, antwortete Toby schlicht. Er packte seine Canvas-Tasche und schleuderte sie in das Wohnzimmer.
    »Ich bin nach Hause geschickt worden, persona non grata.«
    »Das sieht dir wieder mal ähnlich«, entgegnete sie resigniert. Sie folgte ihm ins Wohnzimmer. Er hatte seine Jacke ausgezogen, dann folgten die Turnschuhe. Schließlich warf er sich auf das Sofa, legte die Füße mitsamt den schmutzigen Socken auf die Lehne und verkündete:
    »Ich bin total erledigt. Ich musste über Paris fliegen, die einzige Verbindung, die ich kriegen konnte. Es gab Streiks.« Er schloss die Augen.
    »Es war nicht meine Schuld, sondern eines dieser diplomatischen Spielchen. England hat einen der eigenen Leute heimgeschickt, also mussten sie auch einen von uns rauswerfen, und mich hat’s getroffen.« Er öffnete die Augen.
    »Gibt es zufällig Kaffee?«
    »Nein! Ich war noch im Bett! Du hast mir eine Heidenangst eingejagt! Du hättest wenigstens die Klingel benutzen können!«
    »Wozu? Ich hatte einen Schlüssel. Ich könnte wirklich eine Tasse Kaffee vertragen.« Meredith widerstand dem Impuls zu erwidern, dass er sich doch seinen eigenen Kaffee kochen solle, wenn er schon so darauf pochte, dass die Wohnung ihm gehörte. Wahrscheinlich war er nach seiner Reise wirklich vollkommen
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