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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Autoren: Granger Ann
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die Handtasche, die hinter dem Sessel hervorlugte. Es musste Natalies Tasche sein, ganz bestimmt.
    »Wie lange ist Natalie eigentlich bei ihrer Mutter?«, fragte sie und wünschte im gleichen Augenblick, sie hätte, bevor sie zu Dan gefahren war, wenigstens die elementare Vorsichtsmaßnahme ergriffen herauszufinden, wo Natalie sich aufhielt.
    »Ich … seit drei Tagen.« Er drehte den Kopf zur Seite.
    »Und wann kommt sie zurück?«
    »Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal! Am liebsten wäre mir, wenn sie überhaupt nicht mehr käme! Du weißt ja nicht, wie das Leben mit ihr ist! Und seit ich dich kenne, Sula, war es die reinste Hölle. Zu wissen, dass …« Ursula unterbrach ihn.
    »Dan, es ist doch nichts passiert, oder?«
    »Außer dass ich mich in dich verliebt habe – was soll denn passiert sein?«
    »Zum letzten Mal, hör endlich auf, so zu reden! Du klingst wie eines von Natalies Büchern!« Das war nicht nett, und sie wollte ihn nicht verletzen. Sie wollte, dass er ehrlich war – falls er überhaupt wusste, was das bedeutete.
    »Ich meine, ist irgendetwas, etwas anderes als gewöhnlich, zwischen dir und Natalie vorgefallen?«
    »Um Himmels willen, hör auf damit! Immer wieder Natalie!« Sein Gesicht war erneut rot angelaufen, und sein buschiger Bart schien sich aufzurichten. Die vollgestaubten Nischen des Flurs warfen das Echo seiner Stimme zurück.
    »Was versuchst du mir da anzutun? Ich liebe dich, und du hast gesagt, dass du mich auch liebst. Wir sind allein, und Natalie ist weg!«
    »Wohin weg, Dan?« Trotz ihrer Vorsicht sprudelten die Worte aus ihrem Mund wie eine Anschuldigung.
    »Das hab ich dir schon gesagt! Zu ihrer Mutter! Vielleicht kommt sie nie wieder zurück! Wenn sie nicht …«
    »Was heißt, wenn sie nicht?« Misstrauen knisterte in ihrer Stimme.
    »Was das heißt? Wenn sie nicht wiederkommen würde, könnten wir für immer zusammenbleiben! Die Dinge können sich ändern, genau wie ich gesagt habe. Ich kann dafür sorgen, dass sie sich ändern. Denk darüber nach, Sula.« Seine Stimme wurde leiser, und er trat einen Schritt nach vorn. Automatisch wich sie zurück, und er flüsterte:
    »Ich würde alles tun, damit du und ich zusammen sein können. Alles, ich schwöre es!«
    »Hör auf damit!« Sie wandte sich um und floh durch den Flur zur Tür, und ihre Finger fummelten hektisch am Riegel der Haustür.
    »Ich wollte nicht bei dieser Grabung mitarbeiten, weil ich gleich wusste, dass du immer wieder damit anfangen würdest!« Ihr Fingernagel brach an dem halsstarrigen Riegel. Was war das für ein Mistding, warum klemmte es?
    »Das war nur, weil Ian niemand anderen bekommen konnte und die Stiftung mich gefragt hat …« Gott sei dank, endlich ging die Tür auf! Fast wäre sie die Stufen hinunter und in den Vorhof gefallen.
    »Warte, Sula!«, rief er. Doch sie hatte bereits ihr Fahrrad aufgeschlossen und schob es auf die Straße hinaus. Sie hörte ihn noch immer ihren Namen rufen, als sie davonradelte. In ihrem Kopf drehte sich alles, und ein neuer und schrecklicher Verdacht nahm langsam in ihren Gedanken Gestalt an.
    »Dumm, so verdammt dumm!«, murmelte sie zu sich selbst, während sie mit gesenktem Kopf in die Pedale trat. Ein Autofahrer drückte auf die Hupe und brüllte sie an. Sie beachtete ihn nicht.
    »Wie konnte ich nur so dumm sein! Rot!« Sie hatte gerade noch rechtzeitig gesehen, dass die Ampel vor ihr rot war. Während sie darauf wartete, dass die Ampel auf Grün umschaltete, wiederholte sie es ein letztes Mal, diesmal laut.
    »So verdammt dumm!« Doch es sollte nicht das letzte Mal sein, dass ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, dieser unaussprechliche, unglaubliche, aber nicht ganz und gar unmögliche Verdacht, der sich ihr so unangenehm aufdrängte. So verrückt er auch sein mochte – nein: war, mit Sicherheit war! –, er wollte einfach nicht schwinden.
    KAPITEL 3
    Meredith Mitchell streckte und räkelte sich unter dem Federbett und genoss schamlos den Luxus samstagmorgendlicher Faulheit. An diesem Tag musste sie ausnahmsweise nicht aus dem Haus eilen, um sich mit dem Zug von Islington nach Whitehall zu quälen und dort frustriert über einem Schreibtisch des Foreign Office zu schwitzen. An diesem Tag konnte sie einfach liegen bleiben, während aus dem Radiowecker leise Musik an ihr Ohr drang, und sich an dem angenehmen Gedanken erfreuen, dass sie nicht nur an diesem Tag zu Hause bleiben durfte, sondern auch noch die gesamte folgende Woche. Der Kurzurlaub würde
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