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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Autoren: Granger Ann
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immer ein guter Junge.
    Was ich jetzt erzähle, zeigt mal wieder nur, dass man einer Frau einfach nicht trauen kann! Eileen hatte jahrelang keine Schwierigkeiten mehr gemacht, aber eines Tages, als der Junge um die vierzehn war, kam ich von Bamford Hill zur Farm und sah Eileen auf dem Feldweg, der zur Hauptstraße hinunterführt. Sie hatte einen Koffer dabei und Hut und Mantel an. Ich hab sie gefragt, was sie da zu tun glaubt. Sie hat nur gesagt, dass sie die Farm verlassen würde. Einfach so! Wo so viel Arbeit auf sie gewartet hat und zwei Männer und ein Junge versorgt werden mussten! Sie war ein Flittchen, wie ich es gesagt hab.
    Ich hab ihr gesagt, sie soll wieder nach Hause gehen. Sie wollte nicht, sagte, sie meine es ernst und ich könnte sie nicht aufhalten. Aber ich konnte. Ich musste! Sie hätte unseren guten Namen ruiniert! Also hab ich’s getan. Ich hab meine Hände um ihren Hals gelegt und zugedrückt. Sie ist einfach zusammengesackt. Ich hab ihre Leiche unter ein paar Büsche gezerrt und bin zu Frank gegangen und hab ihm alles erzählt.
    Wir mussten es vor dem Jungen geheim halten. Zum Glück hat sie ihm selbst gesagt, dass sie weggehen würde. Ihrem eigenen Kind, stellen Sie sich das vor! Unsere Mutter hätte Frank und mich niemals im Stich gelassen, als wir noch jung waren. Jedenfalls haben wir über die Sache geredet, Frank und ich, wie wir über alles geredet haben.
    »Sieh mal«, hab ich zu ihm gesagt,
    »der einzige Ort auf der Farm, der niemals umgepflügt oder umgegraben wird, ist die alte Wehrmauer, weil sie nämlich historisch ist und es verboten ist, sich daran zu schaffen zu machen.«
    Also haben wir in der Nacht gewartet, bis der Junge geschlafen hat, und dann sind wir runtergegangen und haben an der Seite ein Loch gegraben. Es war nicht schwer, weil es dort jede Menge Kaninchenlöcher gab, und nachdem wir die Mauer erst einmal geöffnet hatten, ging es nur noch darum, die alten Löcher zu einem langen Schlitz zu erweitern, in den wir Eileen schieben konnten. Aber da war eine eigenartige Sache. Als wir die Mauer für Eileen aufgegraben haben, fanden wir eine Menge anderer alter Knochen, und ein paar Schmuckstücke noch dazu, jedenfalls sah es danach aus. Ein Messer, vollkommen verrostet, und Schalen und Becher, alles verbeult und kaputt. Jede Menge eigenartiges Zeugs, samt und sonders nutzlos. Wir haben Eileens Leichnam und die alten Knochen eingemauert, dann haben wir den anderen Kram mit zur Farm genommen und einen genaueren Blick darauf geworfen, aber das Zeug war wertlos. Also hab ich den Kram am nächsten Morgen mit runter zur alten Wehrmauer genommen und in einen anderen Kaninchenbau geschoben, ein gutes Stück weit von der Stelle entfernt, wo Eileen gelegen hat.
    Frank und ich, wir haben nie darüber geredet. Was den Jungen angeht, der hat seine Mutter auch nicht erwähnt. Er hat geglaubt, sie wäre mit dem Bus weggefahren. Ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl, weil er ein paar Wochen lang jeden Morgen auf der Mauer gesessen und gewartet hat, ob der Postwagen einen Brief von ihr bringen würde, aber als das nicht geschehen ist, hat er das Interesse verloren. Frank ist 1978 gestorben. Der Junge Brian und ich sind auf der Farm geblieben, und wir sind ganz gut zurecht gekommen.
    Als diese Archäologen gekommen sind und graben wollten, war mir das egal, weil ich wusste, dass sie nicht in der Nähe von Eileens Leiche graben würden. Außerdem hab ich gedacht, nach fast dreißig Jahren wäre nicht mehr viel von ihr übrig. Aber als sie das Skelett von diesem sächsischen Burschen gefunden haben, da hab ich mich ziemlich erschrocken. Unglaublich, dass es so lange in einem Stück überdauert hat! Trotzdem hätten die Archäologen Eileen nie gefunden, höchstens durch einen dummen Zufall, und das war einfach verdammtes Pech, war das.
    Eine Schande, dass dieser Polizist Markby bei ihnen gewesen ist, als sie den ersten Knochen entdeckt haben. Und dieses schlaue Flittchen, diese Archäologenfrau. Sie haben direkt gesehen, dass es kein Tierknochen war, und haben den ganzen Rest ausgegraben. Sie haben Eileen gefunden und die anderen Knochen, alles durcheinander. Irgendein sächsischer König oder so.
    Dieser Chief Inspector Markby, das ist ein raffinierter Bursche. Er hat sich direkt gedacht, dass das in der Wehrmauer Eileen sein muss. Sein Onkel war drüben in Westerfield Pfarrer, damals, als Eileen verschwunden ist. Ich erinnere mich noch gut an ihn, den alten Reverend Markby. Er war ein
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