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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Autoren: Granger Ann
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befürchtete Ursula augenblicklich, dass Sie Natalie etwas angetan, sie vielleicht sogar umgebracht haben könnten. Ursula hatte die Situation bereits erkannt, den Mord, der nur darauf wartete, begangen zu werden, verstehen Sie? Leider, wie ich gestehe, habe ich Ursulas Geschichte anfangs nicht richtig ernst genommen. Das war mein Fehler. Ich war im Gegenteil verärgert, weil ich das Gefühl hatte, Ursula würde eine Freundin von mir in einen ziemlich hässlichen Ehestreit hineinziehen. Ich hätte ihre Befürchtungen ernst nehmen sollen.« Woollard lachte bellend.
    »Also hat Sula mich verraten, wie? Und ich habe alles nur für sie getan, wissen Sie? Es war alles nur für sie.«
    »Tatsächlich? Das glaube ich nicht, Mr. Woollard. Ich glaube, Sie haben es für sich selbst getan. Wir machen uns häufig zuerst selbst etwas vor, bevor wir andere zu täuschen versuchen. Vermutlich, um unser Gewissen zu retten. Wir wissen, dass wir etwas Falsches tun, und schieben die Verantwortung von uns. Doch Metaphysik ist nicht mein Gebiet. Mord schon. Gehen wir?«
    KAPITEL 26
    Meredith streckte sich auf dem trockenen Gras von Bamford Hill und beobachtete einen Sperber, der hoch oben am Himmel schwebte. Alan schwieg nun schon so lange, dass sie dachte, er wäre eingeschlafen. Sie wandte den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, sein Atem ging regelmäßig, und sein Gesicht sah friedlich aus. Eine Fliege setzte sich auf seine Wange. Er murmelte leise, hob eine Hand und wischte sie weg.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie.
    »Weißt du, Dan Woollards Ausreden klangen wie die von Adam. Als er Eva die Schuld gab, weil sie ihm den Apfel gereicht hat.« Ein schläfriges Murmeln war die einzige Antwort.
    »Ich meine«, beharrte sie,
    »er gibt den Frauen in seinem Leben die Schuld für all seine Schwächen. Immerhin hätte Adam sich auch weigern können, den Apfel zu nehmen. Aber das hat er nicht.« Endlich reagierte er. Er schlug die Augen auf und verzog wegen des grellen Lichts das Gesicht.
    »Wieviel hast du eigentlich von diesem Wein getrunken?«
    »Mir ist lediglich ein Vergleich eingefallen, weiter nichts.« Mit einem Seufzer setzte er sich auf und legte die Unterarme über die Knie.
    »Ich habe wirklich keine Lust, mich in einen grässlichen feministischen Streit verwickeln zu lassen. Abgesehen davon, hat dieses Thema mit meiner Arbeit zu tun, und ich habe keine Lust, schon wieder über meine Arbeit zu reden. Ich habe sämtliche Akten zu diesem Fall weitergeleitet, und bis sie zurück sind, würde ich die ganze Angelegenheit gerne vergessen.«
    »Schon gut, schon gut! Du musst ja nicht gleich so empfindlich sein!« Sie richtete sich auf und pflückte trockenes Gras von seinem Hemdrücken. Er tat ihr den Gefallen und machte das Gleiche bei ihr.
    »Wie zwei Schimpansen«, sagte sie. Alan sammelte eine leere Plastikdose ein und stellte sie in den Picknickkorb zurück. Dann hielt er die Weinflasche hoch.
    »Einer von uns hat sie leer getrunken. Wir machen besser einen kleinen Spaziergang und schwitzen alles wieder aus.«
    »Du hast eine so nette Art, die Dinge auszudrücken!« Sie schirmte mit der Hand die Augen ab und spähte in das Sonnenlicht.
    »Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen, die heute hier spazieren gehen. Dort drüben ist ein Pärchen mit einem Hund, an der Stelle, wo die Grabung war. Hey, das ist Ursula, und der Mann bei ihr sieht aus wie Ian Jackson! Und das ist bestimmt Karens Hund!« Sie winkte schwungvoll und rief:
    »Hallo!« Die beiden Gestalten winkten zurück. Meredith und Alan standen auf und schlenderten ihnen entgegen, und als der Hund sie bemerkte, sprang er herbei, um sie zu begrüßen.
    »Wir sind gekommen, um zu überprüfen, ob alles sauber aufgeräumt ist«, sagte Jackson, als Markby und Meredith ihn erreichten. Er deutete auf den Boden ringsum. Ein Fleck aus gelbem Gras war die einzige Spur, die vom Bauwagen zurückgeblieben war. Die zugeschütteten Gräben waren mit den Grassoden zugedeckt, die man vorher abgehoben hatte, und bildeten ein Flickwerk aus Narben, die noch nicht wieder ganz verheilt waren. Bald wäre nichts mehr zu sehen.
    »Das war’s. Ein weiteres Jahr Geländearbeit vorbei und vergessen. Es war am Ende doch nicht völlig fruchtlos, auch wenn wir nicht gefunden haben, was ich mir eigentlich erhofft hatte.«
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Markby und wandte sich Ursula zu. Sie schob die Hände in die Taschen und warf das lange dunkle Haar in einer Geste robuster Unabhängigkeit
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