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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt
Autoren: Britta Strauss
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…“
    „Lauf! Oder alles war umsonst!“
    Wie ferngesteuert sprang sie auf. Ehe ihr klar wurde, dass sie ihn im Stich ließ, rannte sie auch schon zwischen den Bäumen hindurch. Ein Lachen hallte durch die Nacht, durchdrang ihr Keuchen. Elena fuhr herum. Aus der Entfernung sah sie die Schatten nur undeutlich, die sich um Daniel rangen. Es waren vier. Eine weibliche Stimme sagte Worte, die sie nicht verstand. Wieder kam sie ihr vertraut vor. Woher? Verdammt, ihr Gehirn streikte.
    Lauf! Oder alles war umsonst!
    Elena rannte weiter. Tränen liefen über ihre Wangen, trockneten vom salzigen Wind. Das Meer war so nahe. Das Meer, dessen geheimnisvolle Weite sie für immer an Daniel erinnern würde, weil beides unbegreiflich war. Magisch und machtvoll. Voller Mysterien, die sie niemals lösen würde.
    Erinnerungen rasten durch ihren Kopf, während sie rannte. Rannte und rannte, mit Wut und Zorn im Bauch. Immer schneller, weg von ihm. Wohin? Egal. Sollten sie sie doch erwischen.
    Der frische, würzige Duft seiner Haut. Nelkenölaroma, verfangen in seinen Haaren. Karamellbraune Haut unter ihren Fingern, melodisches Lachen. Verführung pur. Wunderbare Sicherheit in seinen Armen, die sich fest um sie schlossen. Das Versprechen gebend, sie vor allem zu beschützen.
    Er hatte ihr Leben gerettet. Verdammt! Und was tat sie?
    Elena hielt inne. Das Herz sprang ihr fast aus dem Brustkorb. Sie musste zurück. Sie musste versuchen, ihn zu befreien, sonst würde er erleiden, was seine Frau erlitten hatte.
    Lebendig brennen.
    Als sie wieder zu laufen begann, diesmal in entgegengesetzte Richtung, tauchte eine Frau zwischen den Bäumen auf und hob die Arme. Sie trug eine Bluejeans und ein helles Shirt. Ihr tizianrotes Haar schimmerte im letzten Licht der Dämmerung.
    „Violet?“ Helle Erleichterung durchdrang die Dunkelheit ihrer Verzweiflung, abgeschottet von jedem Verstand. Irgendwie hatte man sie gefunden. Verstärkung war unterwegs. Alles würde gut werden. Wie seltsam es war, das Violet einfach hier stand, allein mitten im Wald, wurde ihr in den ersten Sekunden nicht klar.
    „Elena. Was ist los?“
    Sie wollte zu ihrer Freundin stürzen, ihr in die Arme fallen und Trost suchen, doch plötzlich sickerte die Erkenntnis durch ihren Geist. Die Stimme! Deshalb war sie ihr so vertraut erschienen.
    „Wie …“ Jedes weitere Wort erstickte in ihrer Kehle. Denn jetzt zog Violet ein Blasrohr hervor und trat näher. Langsam hob sie es an ihre Lippen. Elenas Körper reagierte mit Verzögerung. In Zeitlupe schien sie zur Seite zu hechten. Ein Stich an ihrer Hüfte. Erde, Steinchen und Kiefernnadeln schrammten über ihre Haut, als sie stürzte. Ihr Bein strafte den harten Aufprall mit einer Salve rot glühender Schmerzimpulse. Stöhnend blieb sie liegen. Als würde er zerschmelzen wie ein Bauwerk aus Butter, schmolz der Wald vor ihren Augen dahin. Ein Licht brach vor ihren Augen aus. Grell und hell wie die Explosion eines sterbenden Sterns, aber wunderschön. Rein und machtvoll. Die älteste Energie des Universums.
    Sie verwandelte sich in einen Vogel und stieg in den brennenden Himmel auf. Stieg höher, immer höher. Wind fuhr durch ihre flammenden Flügel, während sie hinaufflog in vollkommenes Glück.

    „Hey!“ Ein Ruck ging durch seinen Körper. „Hey, wach auf. Komm schon. Sonst verpasst du die ganze Fahrt.“
    Er kehrte zurück. Langsam tastete sich sein Bewusstsein an die Realität heran. Über ihm schwebte ein von rotgoldenen Haaren umfächeltes Gesicht. Rund, fast puttenähnlich. Mit großen blauen Augen und lächelndem, kirschrotem Mund. Die Frau trug einen weiten schwarzen Anzug, der an seine Kampfkluft erinnerte, darum einen Stoffgürtel mit zwei Ledertäschchen.
    „Violet?“
    Nur kurz verschonte ihn die Erinnerung. Für wenige Momente glaubte er, man hätte Elena und ihn gerettet. Aber dann wurden ihm drei Dinge klar: Erstens war Violet ausschließlich im Innendienst beschäftigt, zweitens war er gefesselt und drittens lag Elena verschnürt wie eine Roulade neben ihm. Aus weit aufgerissenen, zornfunkelnden Augen starrte sie Violet an.
    „Wie fühlst du dich, mein Schöner?“ Violet ließ ihre Finger zärtlich über seine Wange gleiten. „Ich machte mir Sorgen, du würdest vielleicht nicht mehr aufwachen. Greg bestand darauf, dir eine Dosis zu verpassen, die jeden Normalsterblichen ins Nirwana befördert hätte. Aber du, das schwor er mir Stein und Bein, würdest damit schon fertig werden. Sieht so aus, als hätte er
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