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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
Autoren: Boje Verlag
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nach. Wobei: Eine Frage war das eigentlich nicht. Eher ein Befehl.
    »Glahaheich«, antwortete ich. »Rosalie und ich, wir machen daraus jetzt ein Museum. Und nachher mach ich das alles wieder sauber. Okay?«
    »Nein«, sagte Paps.
    »Bleib locker, Vater, und mach es dir gemütlich. Ich hab die Sache hier im Griff.«
    »Lilia, nicht in dem Ton!«
    Schnell verschwand ich mit Rosalie in der Küche, wo wir den Zahn, die Eierschalen und die Knöchelchen mit warmem Wasser und Spülmittel reinigten. Dann tupften wir alles trocken und brachten die Schätze in Rosalies Zimmer. Dort fanden wir genau das, was wir brauchten: das kleine Zweitaquarium für kranke Goldfische. Im Moment waren zum Glück alle Fische gesund und es stand leer. Wir räumten ein Fach in Rosalies Bücherregal frei und legten schwarzes Papier darauf. In mühsamer Kleinarbeit puzzelten wir die Fledermausknöchelchen zu einem kompletten Skelett zusammen, was auf dem schwarzen Untergrund richtig gut aussah. Zum Schluss legten wir die Eier und den Zahn daneben, stülpten das Aquarium darüber und fertig war eine richtige, echte Museumsvitrine.
    »Lillifee, was meinst du, wie viel Eintritt kann ich verlangen?«,fragte die Rosine und begann, ein Plakat für ihr Museum zu malen. Sie war sehr glücklich und ich war sehr stolz.
    Aber erntete ich dafür ein Lob von meinem Vater? Nannte er mich die wundervollste Schwester der Welt? Pries er meine Fantasie, meine Kreativität, mein pädagogisches Geschick?
    Nein. Er bekam einen Tobsuchtsanfall. Er flippte aus. Weil das mit dem Museumsbau so lange gedauert hatte, weil meine Klamotten immer noch im Flur lagen, weil jetzt in der Küche am Spülbecken auch schwarze Tierchen krabbelten, weil ihn angeblich eins davon gebissen hatte, weil Paps in dem Zweitaquarium Wasserpflanzen züchten wollte, weil Rosalies Bücher nicht mehr im Regal standen, sondern auf dem Boden lagen. Und vor allem, weil ich ihm widersprochen und einfach mit Rosalie mein Ding durchgezogen hatte. Er hatte NEIN gesagt und dann hieß das auch NEIN . Basta.
    Huch. Ich stand da und starrte ihn einfach nur an. So kannte ich ihn gar nicht.
    Da mischte sich auch noch Flocke in die Diskussion ein. »Was ist das denn?« Seine Worte wollten nicht so richtig zur Situation passen, deswegen blendete ich sie erst einmal aus. Aber als er es zum dritten Mal fragte, drehten wir uns alle nach ihm um.
    Okay. Was Flocke mit »das« meinte, waren zwei Gegenstände. Er hatte sie mit spitzen Fingern aus meinem Gepäck gepickt. In der linken Hand hielt er blaukarierte Boxershorts in Größe L, eindeutig nicht meine Größe, und in der rechten eine Packung Kondome, bunte mit Erdbeergeschmack. Beides hielt er Paps direkt unter die Nase. Danke, Bruder!
    Mein Vater erbleichte.
    »Das ist harmloser, als du denkst«, sagte ich schnell. »DieShorts gehören Tom, ich hab die mir nur in der letzten Nacht ausgeliehen, als ich, ach egal. Und die Kondome habe ich beim Strip-Poker gewonnen. Das war ein blöder Witz.«
    »Strip-Poker«, sagte Paps überdeutlich. Er schluckte und fügte dann hinzu: »Harmloser, als ich denke.« Und dann ging’s ab. Erst ein Kreuzverhör, bei dem er erfuhr, dass ich mit Tom zusammen bin. Und dann ein Wutanfall, in dem ich für zu jung erklärt wurde. Zu jung für eigentlich alles, was das Leben lebenswert macht.
    Als Paps fertig war, stopfte ich alle meine Sachen in den Rucksack, wuchtete ihn die Treppe hoch und pfefferte ihn in mein Zimmer.
    »Hol jetzt sofort den Staubsauger!«, donnerte Paps von unten. Eigentlich hatte ich genau das vorgehabt. Aber so nicht! Und genau das sagte ich dann auch.
    »Nee, Vater«, rief ich freundlich die Treppe hinunter. »So nicht. Nicht in dem Ton.« Und dann schloss ich meine Zimmertür hinter mir und drehte den Schlüssel im Schloss. Schluss. Aus. Ende.

Betreff: »Es«
    Datum: 24.06., 19:59 Uhr
    Von: Tom Barker
    An: Felix von Winning
    Oh Mann!!! Ich bin seit drei Stunden zu Hause. Ich habe nicht mal meinen Rucksack ausgepackt. Und du erwartest sofort einen seitenlangen Bericht mit intimsten Auskünften von mir? Junge, hast du immer noch kein eigenes Leben?
    Zu deinen Fragen:
    1. Ja. Lil hat auf der Insel in meinem Bett geschlafen.
    2. Nein. Wir haben »es« nicht getan.
    3. Nein, ich würde es dir nicht erzählen, selbst wenn wir’s getan hätten. Das wäre schlechter Stil. Darüber spricht man nämlich nicht. Und Schreiben geht schon gar nicht.
    4. Nein, du Depp, wir haben es nicht
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