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Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen
Autoren: Ruediger Penthin
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der Junge war. Er traute sich überhaupt nichts
mehr zu, schaffte es nicht, auf Gleichaltrige zuzugehen. Das führte zwangsläufig dazu, dass er vor dem Computer »versackte«. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren, hatte das Gefühl, »dumm« zu sein, und konnte seine aus seiner Sicht »ständig keifende Mutter« nicht mehr ertragen. Beiden wurde klar, dass verschiedene »Baustellen« zu bearbeiten waren:
    â€¢ Nach reiflicher Erläuterung und Aufklärung des Jungen wurde besprochen, wieder ein Medikament einzusetzen, das die Konzentrationsfähigkeit erhöht. Der Junge verstand die Wichtigkeit und konnte sich nunmehr darauf einlassen. Das Lernvermögen und die Motivation zu den Hausaufgaben besserten sich merklich.
    â€¢ Der Junge fasste sich ein Herz und sprach Gleichaltrige an, konnte erste Verabredungen tätigen und nahm Kontakt zum örtlichen Fußballverein auf. Er liebte Fußball und durch den Wiedereinstieg in dieses Hobby konnte er deutlich an Selbstwertgefühl gewinnen. Zudem stieg seine Akzeptanz in der Klasse.
    â€¢ Dadurch und durch engagierte Lehrer, die ein Anti-Mobbing-Programm in der Schule einrichteten, konnte das Mobbing beendet werden.
    â€¢ Die Mutter lernte, ihren Sohn nicht mehr als »böse«, sondern als unterstützungsbedürftig zu sehen. Der Junge hatte eine Aufmerksamkeitsstörung und Jugendliche mit diesem Problem tun sich noch viel schwerer mit Ordnung, dem Einhalten von Absprachen und Verpflichtungen und dem Erledigen der Hausaufgaben als andere Gleichaltrige in der Pubertät ohne AD(H)S. Jugendliche mit AD(H)S brauchen mit 14 Jahren oft mehr Struktur gebende Unterstützung durch wohlwollende Erwachsene (Eltern, Lehrer etc.) als vielleicht manches zehnjährige Kind, welches nicht an einer Aufmerksamkeitsstörung leidet. Das wurde der Mutter zunehmend klarer. Sie schaffte es dadurch viel weniger
zu schimpfen und konnte den Familienrat zu Hause einführen. Mutter und Sohn konnten sich immer besser an die Gesprächsregeln halten, die Atmosphäre besserte sich, sie konnten Absprachen eingehen, die der Junge zunehmend besser einhalten konnte. Die Mutter entwickelte wieder liebevolle Gefühle für ihr Kind und die Traurigkeit des Jungen wurde allmählich weniger.
    â€¢ Trotzdem brauchten beide weiterhin professionelle Begleitung über mehrere Jahre, um dabei unterstützt zu werden, nicht wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen. Der Junge lernte im Rahmen der Therapie auch Strategien kennen, seine Aufmerksamkeit bewusster zu steuern. Mit 17 Jahren konnte das Medikament abgesetzt werden. Der Junge schaffte seinen Realschulabschluss und begann eine Ausbildung im Einzelhandel. Die beiden sind ein großes Stück weitergekommen.
    Ein 14-jähriges Mädchen lebt ebenfalls mit ihrer Mutter allein. Es besucht die 7. Klasse einer Realschule. In der Grundschulzeit war sie ein fröhliches Mädchen gewesen, aufgeweckt, interessiert, lernte leicht und wechselte auf das Gymnasium. Dort klappte es zunächst auch gut. In der 6. Klasse kippten die Schulleistungen plötzlich, das Mädchen wechselte zur 7. Klasse auf die Realschule. Es wurde zunehmend misslaunig und hatte große Stimmungsschwankungen. Mit der Mutter gab es immer wieder Streit, etwas, das die Mutter bis dahin nicht kannte. Die beiden waren immer sehr friedlich miteinander ausgekommen. Die Mutter machte sich Gedanken, was wohl dazu geführt haben konnte, dass sich ihre Tochter derart verändert hatte. Sie bekam Schuldgefühle, dass sie sich schon in der Schwangerschaft vom Vater des Mädchens getrennt hatte, der auf eine Abtreibung gedrängt und sich nach der Entbindung nie um das Kind gekümmert hatte. Vor Kurzem erst hatte sie ihrer Tochter »reinen Wein« über ihren Vater eingeschenkt. Danach war diese
äußerst sauer auf ihren Vater. Und ihre Stimmung war nie mehr so ausgeglichen wie früher.
    Im Rahmen der zunehmenden Konflikte und der rapide sinkenden Schulleistungen wurde das Mädchen durch einen Kinder- und Jugendpsychiater untersucht. Dieser vermutete eine Pubertätskrise und bot eine stützende Gesprächsbegleitung an, welche das Mädchen rigoros ablehnte. Es »hing nur noch mit ihrer Clique herum«, interessierte sich schon mit 13 Jahren für Jungs und eines Tages erzählte es ihrer Mutter, dass es mit einem 17-jährigen Freund aus der Clique geschlafen hätte. Ohne Pille,
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