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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
Autoren: Lauren Oliver
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ich nicht die Letzte sein werde. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich diejenige von uns vieren bin, die sich immer an die anderen dranhängt, die einfach nur mitläuft. »Ich hab dir doch gesagt, dass nichts dabei ist.«
    Â»Wenn du meinst.«
    Lindsay hat mich nervös gemacht, deshalb zähle ich alle Briefkästen, an denen wir vorbeifahren. Ich frage mich, ob morgen in meinenAugen alles anders aussehen wird, ob ich in den Augen der anderen morgen anders aussehen werde. Ich hoffe es.
    Wir fahren bei Elody vor, und noch bevor Lindsay hupen kann, geht die Haustür auf und Elody stöckelt auf sieben Zentimeter hohen Absätzen vorsichtig über den vereisten Weg, als käme sie gar nicht schnell genug aus dem Haus.
    Â»Arschkalt heute, was?«, fragt Lindsay ironisch, als Elody in den Wagen steigt. Wie üblich trägt sie nur eine dünne Lederjacke, obwohl laut Wetterbericht heute den ganzen Tag über mit Minusgraden zu rechnen ist.
    Â»Was bringt es, scharf auszusehen, wenn man es nicht zeigen kann?« Elody wackelt mit ihrem Busen und wir müssen lachen. Wenn sie in der Nähe ist, entspannt man sich automatisch, und der Knoten in meinem Magen löst sich.
    Elody greift mit der Hand in die Luft und ich gebe ihr einen Kaffee. Wir trinken ihn alle gleich: groß, mit Haselnussaroma, ohne Zucker, mit extra viel Milch.
    Â»Pass auf, wo du dich hinsetzt. Du zerquetschst die Bagels.« Lindsay wirft stirnrunzelnd einen Blick in den Rückspiegel.
    Â»Ich weiß schon, dass du gerne ein Stück hiervon hättest.« Elody klatscht sich auf den Hintern und wir lachen wieder.
    Â»Heb das für Brownie auf, du geiles Stück.«
    Steve Brown ist Elodys jüngstes Opfer. Brownie nennt sie ihn wegen seines Nachnamens und weil er zum Anbeißen ist (sagt sie ; für meinen Geschmack sieht er viel zu schmierig aus und er stinkt immer nach Gras). Sie hatten vor ein paar Wochenenden zum ersten Mal was miteinander.
    Elody ist von uns allen die mit der meisten Erfahrung. Sie hat in der zehnten Klasse ihre Jungfräulichkeit verloren und hatte bereits mitzwei verschiedenen Typen Sex. Sie war auch diejenige, die mir erzählte, dass sie nach den ersten paar Malen ganz wund war, was mich noch zehnmal nervöser gemacht hat. Es klingt vielleicht verrückt, aber ich hatte mir das mit dem Sex bis dahin nie als etwas Physisches vorgestellt, etwas, das einen wund machen kann wie Fußball oder Reiten. Ich habe Angst, dass ich nicht weiß, was ich tun soll, wie wenn wir früher in Sport Basketball gespielt haben und ich immer vergaß, wen ich zu decken hatte oder wann ich den Ball abgeben musste und wann ich dribbeln sollte.
    Â»Mhmm, Brownie.« Elody legt eine Hand auf ihren Bauch. »Ich bin am Verhungern.«
    Â»Da ist ein Bagel für dich«, erwidere ich.
    Â»Sesam?«, fragt Elody.
    Â»Na klar«, sagen Lindsay und ich gleichzeitig. Lindsay zwinkert mir zu.
    Kurz bevor wir zur Schule kommen, kurbeln wir die Fenster runter und lassen Mary J. Bliges »No more drama« aus den Boxen dröhnen. Ich schließe die Augen und denke an den Jahresball und meinen ersten Kuss mit Rob zurück, als er mich auf der Tanzfläche an sich zog und seine Lippen plötzlich auf meinen lagen und seine Zunge unter meine glitt und ich die Hitze all der bunten Lichter spürte, die wie eine Hand auf mich herabdrückte, und die Musik irgendwo hinter meinen Rippen widerzuhallen schien und mein Herz im Takt flattern und hüpfen ließ. Von der kalten Luft, die durch das offene Fenster hereinströmt, tut mir der Hals weh und die Bässe hämmern durch meine Fußsohlen genau wie in jener Nacht, als ich dachte, ich würde nie glücklicher sein; sie steigen hoch bis in meinen Kopf und machen mich schwindelig, als würde das ganze Auto von dem Klang auseinandergerissen.
    BELIEBTHEIT: EINE ANALYSE
    Mit der Beliebtheit ist es irgendwie seltsam. Man kann sie nicht so recht definieren und es ist uncool, darüber zu reden, aber wenn man ihr begegnet, erkennt man sie sofort. Wie ein schielendes Auge oder Porno.
    Lindsay ist umwerfend, aber wir anderen drei sehen auch nicht unbedingt viel besser aus als andere. Das sind meine Stärken: große braune Augen, gerade weiße Zähne, ausgeprägte Wangenknochen, lange Beine. Das sind meine Schwächen: eine zu lange Nase, Haut, die fleckig wird, wenn ich nervös bin, ein flacher Hintern.
    Becky DiFiore sieht
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