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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen
Autoren: Isaac Asimov
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und sah sich plötzlich mit unbrauchbarem Magnetgriff eine geneigte Fläche entlangschweben. Er faßte keuchend nach einem nahen Vorsprung. Er zog und brachte sich langsam wieder in Sicherheit.
    Für einen Augenblick blieb er beinahe atemlos liegen. Hier im Raum hätte er theoretisch gewichtslos sein müssen – Vestas Einfluß war unerheblich – doch der lokale Schwerkrafterzeuger unter seinem Raum funktionierte noch. Die anderen Schwerkrafterzeuger hielten seine Wirkung nicht mehr im Gleichgewicht, und Moore sah sich bei einer Änderung seiner Lage unterschiedlichen, plötzlich wechselnden Belastungen ausgesetzt. Und wenn sein Magnetgriff unversehens nicht mehr haftete, konnte das bedeuten, ganz vom Schiff abgeschüttelt zu werden. Und was dann?
    Offensichtlich würde sich alles noch schwieriger anlassen, als er es sich gedacht hatte.
    Er kroch Zentimeter für Zentimeter vorwärts und prüfte jede Stelle, ob der Griff auch halten würde. Manchmal mußte er große Umwege machen, um nur ein paar Meter voranzukommen und dann wieder war er gezwungen, über Stellen aus nicht eisenhaltigem Material zu krabbeln und zu rutschen. Und immer war der Zug des Schwerkrafterzeugers zu spüren, der ständig seine Richtung änderte, während Moore sich vorwärtsbewegte. Dadurch wirkten ebene Böden und senkrechte Wände wie vom Zufall schief angeordnet.
    Er sah sich sorgfältig alle Gegenstände an, auf die er stieß. Eine unergiebige Suche. Lose Gegenstände, Tische und Stühle waren durch den ersten Stoß vermutlich abgeschüttelt worden jetzt selbständige Körper des Sonnensystems. Er konnte immerhin einen kleinen Feldstecher und einen Füllfederhalter auflesen.
    Fünfzehn, zwanzig Minuten, eine halbe Stunde mühte er sich langsam in der Richtung weiter, in der er das Bullauge vermutete. Der Schweiß rann ihm in die Augen und machte feuchten Filz aus seinem Haar. Seine Muskeln fingen an, unter der ungewohnten Anstrengung zu schmerzen. Sein Gehirn, von der Zerreißprobe des gestrigen Tages schon mitgenommen, begann zu ermüden und spielte ihm Streiche.
    Bald schien ihm, als krieche er seit Ewigkeiten, als würde er in Ewigkeiten fortkriechen. Der Zweck seiner Reise, das, wofür er sich abmühte, schien unwichtig. Er wußte nur, daß er unbedingt weiter mußte. Die Zeit, die er vor einer Stunde mit Brandon und Shea verbracht hatte, war wie von einem Nebel, von der Vergangenheit verschluckt. Um so mehr normale Zeiten, jetzt zwei Tage zurück und völlig vergessen.
    Nur die schartigen Wände vor ihm, nur die absolute Notwendigkeit, ein ungewisses Ziel zu erreichen, hatten Platz in seinem Kopf, in dem sich alles drehte. Greifen, Ziehen. Ein Tasten nach der Eisenlegierung. Hinauf und hinein in gähnende Löcher, wo Zimmer gewesen waren, dann wieder hinaus. Tasten und ziehen, tasten und ziehen – und – ein Licht.
    Moore hielt inne. Hätte er nicht an der Wand geklebt, so wäre er gestürzt. Das Licht schien manches zu klären. Es war das Bullauge, nicht eines der vielen, an denen er vorübergekommen war, die schwarz und blind starrten, sondern eines voller Leben und Licht. Hinter ihm war Brandon. Ein tiefer Atemzug, und er fühlte sich besser. In seinem Kopf wurde es klar.
    Und jetzt lag der Weg deutlich vor ihm. Er kroch auf diesen Funken Leben zu. Näher und näher, bis er ihn greifen konnte. Er war da!
    Seine Augen verschlangen das vertraute Zimmer. Er verband weiß Gott keine glücklichen Gedanken mit ihm, aber es war ein Stück Wirklichkeit, hatte fast etwas Natürliches. Brandon schlief auf der Liege. Sein Gesicht war erschöpft und faltig, noch einmal huschte ein Lächeln darüber hinweg.
    Moore hob die Faust, um zu klopfen. Er hatte das dringende Bedürfnis, mit jemand zu sprechen, und sei es auch nur mit Hilfe von Handzeichen. Und doch ließ er es im letzten Augenblick sein. Vielleicht träumte der Junge von zu Hause. Er war jung und feinfühlig und hatte eine Menge durchgemacht. Laß ihn schlafen. Es war Zeit genug, ihn zu wecken, wenn er seinen Plan ausgeführt hätte. Falls er ihn ausführen konnte.
    Er fand die Wand in dem Zimmer, hinter der sich der Wassertank befand und nun versuchte er, ihn von außen zu entdecken. Das war jetzt nicht schwer. Seine Rückwand trat deutlich hervor. Moore staunte. Offenbar ein Wunder, daß sie nicht durchlöchert worden war. War das Schicksal vielleicht doch nicht so ironisch gewesen?
    Der Tank war leicht zu erreichen, obwohl er sich auf der anderen Seite des Wrackteils befand. Ein
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