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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt
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erstarrte, und eine Sekunde lang sah es so aus, als ob er Jeffreys Hand ignorieren wollte. Ich glaube, ich schloss die Augen. Nimm sie. Guter Gott, gib ihm die Hand. Als ich wieder hinsah, lagen die große braune und die große weiße Hand ineinander.
    Ich atmete tief durch.
    Die grünen Augen schossen kurz zu mir und dann zurück zu Jeffrey, und Peter Blake zog seine Hand zurück. »Sie sind dieses Jahr spät hier.«
    »Ja«, sagte Jeffrey. »Ich beschloss, es zu riskieren. Es lohnt sich, finden Sie nicht?« Er lächelte zu mir her, und ich lächelte zurück. Er machte eine Geste mit einem Arm, und ich kam nah genug, dass er ihn um mich legen konnte. Ich kannte Jeffrey.
    Peter Blake sah zu. »Ich habe Ihrer Freundin etwas für diese Schnittwunde in ihrem Rücken gebracht; die war mir heute Früh aufgefallen. Ich denke, sie könnte medizinische Behandlung brauchen.«
    »Ich habe ein Auge darauf gehabt, vielen Dank«, sagte Jeffrey.
    »Hannah, du scheinst zu frieren. Lass uns reingehen. Wie lange wollen Sie bleiben, Blake?«
    »Ein paar Tage. Ich muss an der Hütte ein paar Sachen ausbessern.«
    »Dann werden wir Sie sicher noch sehen«, meinte Jeffrey.
    »Ja, bestimmt.«
    Ich sagte: »Auf Wiedersehen.« Peter Blake nickte zum Gruß. Jeffrey führte mich hinein, meine Schultern immer noch fest umfangen.
    Bis zu diesem Tag weiß ich nicht recht, was es war – ob es Peter Blakes Frage war oder die Art, wie er Jeffrey und mich betrachtete, aber dort am Strand, denke ich, sah ich Jeffrey, den wahren Jeffrey, den Mann hinter dem Lächeln, den Mann hinter diesen Händen, zum ersten Mal. Was immer es war – als ich aus der Sonne ins Dunkel der Hütte getreten war, wusste ich es.
    Ich war nicht gegen diese Wand gefallen.
    Und ich gehörte nicht zu Jeffrey.
    Als wir hineingingen, war mein erster Gedanke, es ihm auf der Stelle zu sagen. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn nicht mehr sehen wollte. Und dann würden wir zusammenpacken, heimfahren und mein Leben würde wieder normal werden. Normal. Ich hatte eine lächerliche Unterhaltung an einem Strand mitten in der Wildnis gebraucht, um zu begreifen, wie abnormal mein Leben geworden war. Ich traf keine Freunde, keine Verwandten, ich sah niemanden außer Jeffrey. Und was war in dem Augenblick geschehen, als ich versucht hatte, den Kontakt zu einigen jener Leute wiederherzustellen, die ich so rücksichtslos vernachlässigt hatte? Jeffrey hatte mich ihrer Reichweite entzogen.
    Ich glaubte, da wurde mir schließlich bewusst, wie viel Angst ich wirklich hatte. Plötzlich wusste ich, es wäre sehr töricht, Jeffrey von meiner Entscheidung, ihn zu verlassen, zu erzählen, während wir hier allein festsaßen. Es war besser, ihn in dem Glauben zu lassen, alles sei in Ordnung, bis wir wieder in die Zivilisation zurückkehrten. Das war inzwischen mein Ziel: so schnell wie möglich wieder unter Menschen zu kommen. Mit großer Willensanstrengung schob ich meine Hand um seine Hüften und lächelte zu ihm hoch.
    »Wie war's beim Fischen?«
    »Nichts zu machen. Nicht, dass ich es erwartet hätte. Sie kommen normalerweise erst zur Abenddämmerung an die Oberfläche. Wie sieht es aus? Möchtest du fischen lernen? Blakes jämmerlicher Versuch gestern schien dich zu faszinieren.«
    »Ich würde es sehr gerne ausprobieren«, antwortete ich. Was sonst hätte ich sagen können? Alles andere hätte Jeffrey davon überzeugt, dass ich nur an Peter Blakes Angelkünsten interessiert war, nicht an den seinen. Ach, ich kannte ihn so gut, in vielerlei Hinsicht. Es war besser, dieser Sache zuzustimmen, die nicht viel bedeutete, während ich mir überlegte, wie ich ihn dazu bringen konnte, in das eine einzuwilligen, das wirklich wichtig war. »A propos Peter Blake, er hat mich wegen dieser Schnittwunde nervös gemacht. Sie hat höllisch gepocht, und den ganzen Vormittag fühlte ich mich fiebrig. Ich glaube wirklich, ich sollte heimfahren und sie anschauen lassen.«
    Jeffrey drückte mir eine Handfläche auf die Stirn. »Du fühlst dich nicht heiß an. Lass mich mal sehen.« Er drehte mich um und zog mein Hemd hoch. »Der Mann hat dich umsonst beunruhigt. Ich gebe zu, sie ist ein bisschen angeschwollen.«
    »Er sagte, ich solle sie in warmem Wasser baden. Wir haben kein warmes Wasser. Wirklich, Jeffrey, vielleicht sollten wir gehen, und …«
    »Unsinn. Schau, ich habe die Kohlen am Brennen gehalten. Wir haben Wasser, das heiß genug ist, um dich zu verbrühen.«
    Jeffrey öffnete die Ofentür, stocherte in
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