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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt
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hoffe nur, Sie können irgendwie verstehen …«
    Diesmal gab es kein angedeutetes Lächeln auf seinem Gesicht, aber als er sprach, klang seine Stimme herzlicher, als ich es verdiente. »Zwei Minuten, nachdem Sie weg waren, wurde es mir klar. Es war offensichtlich, dass Sie nicht der Typ für grausame Späße sind. Es ist keine Entschuldigung nötig. Es tut mir nur Leid, dass ich mich nicht rechtzeitig genug erholte, um Sie zu beruhigen.«
    »Ach, bitte, entschuldigen Sie sich jetzt nicht. Das war alles meine Schuld. Jeffrey sagt, dass ich immer wie eine Idiotin plappere, wenn ich nervös bin. Danke, dass Sie so verständnisvoll sind und mein Geplapper ein zweites Mal ertragen. Auf Wiedersehen.«
    Ich drehte mich um und machte, dass ich wegkam. Ich war bereits die Stufen hinunter und auf dem Strand, als ich ihn »Auf Wiedersehen« sagen hörte.
    Ich ging zu meiner Decke zurück und sank erschöpft, aber erleichtert zusammen. Ich glaube, ich schlief ein, aber ich konnte nicht lange geschlafen haben. Als ich aufwachte, setzte ich mich auf und sah mich um. Jeffrey war immer noch nirgends in Sicht, aber dieses eine Mal war ich froh darüber. Ich nahm etwas verspätet wahr, dass es noch andere Dinge gab, die es wert waren, gesehen zu werden. Während wir durch die vielen Hektar Wald gefahren waren, hatte ich nichts anderes bemerkt als Kiefern und Eichen, aber auf der anderen Seite des Sees musste es eine ganze Reihe von vereinzelten Sumpf-Ahornbäumen und Buchen geben, die sich an den hellen Mustern von Rot und Gelb unter all dem Grün und Bronze erkennen ließen. Der See glitzerte silbern in der Sonne, der Himmel hatte jenes Türkisblau, das es nur im Oktober zu geben schien, und die Luft war so frisch und klar, dass die Sonne anscheinend nicht mit Gold aufzuwiegen war.
    Gold. War es dieses Wort, das mich an Peter Blake denken und in seine Richtung schauen ließ, oder war es irgendeine übernatürliche Intuition? Wie auch immer, in dem Augenblick, in dem ich den Strand entlangsah, tauchte er aus seiner Hütte auf und kam auf mich zu. Er trat bis an den Rand meiner Decke heran und streckte eine Hand aus, in der er irgendeine weiße Tube hielt. »Für die Schnittwunde.«
    Ich nahm die Tube entgegen und las das Etikett – es war eine antibiotische Creme. »Vielen Dank, aber es ist nicht so schlimm. Wirklich.«
    Ich wollte ihm die Tube zurückgeben, aber er blickte mich ernst und feierlich an. Seine Augen hatten das blasse Grün des flachen Wassers mit Sandboden. »Ich hätte es gern, dass Sie sie anwenden. Ich habe schon gesehen, wie solche Verletzungen schlimmer wurden.«
    »Na gut.« Ich legte die Tube neben mich auf die Decke.
    »Ich würde die Wunde zuerst einweichen. In warmem Wasser.«
    Ich lachte. »Warmes Wasser ist hier etwas schwierig zu bekommen.«
    Sein Mund zuckte in diesem angedeuteten Lächeln. Inzwischen konnte ich natürlich verstehen, warum dieses Lächeln sich nie voll entwickelte, und während ich ihn näher betrachtete, bemerkte ich, dass es seine Bräune war, die ihn so golden aussehen ließ. Ich sah zum Wasser, um meine Augen zu entspannen, und entdeckte, dass Jeffreys Kanu wieder auftauchte.
    »Sagen Sie mir nur, wie man gegen eine Wand fallen kann?«
    Ich erschrak und war verwirrt. »Wie bitte?«
    »Sie sagten, Sie seien gegen eine Wand gefallen. Wie macht man das denn?«
    Ich sah, dass Jeffrey zu uns hersah, aufmerksam und mit steifem Rücken. Ich stand auf. »Wissen Sie, es scheint jetzt hier draußen kälter zu sein als heute Morgen. Ich glaube, ich gehe besser hinein.«
    »Drinnen wird es kühler sein. Schauen Sie, es geht mich ja nichts an …«, er brach ab.
    Meine Augen waren auf den See gerichtet. Jeffrey paddelte eifrig in unsere Richtung. Ich hob meine Decke und die Tube auf. »Ich muss gehen. Viele Dank für die Creme. Ich gebe sie Ihnen zurück, bevor ich wegfahre.«
    »Ich brauche sie nicht. Schauen Sie …«, fing er noch einmal an.
    Ich sah ihm ins Gesicht. Diesmal gab es nirgendwo die Spur eines Lächelns. Seine Augen waren fest auf mich geheftet.
    Und ich stand da, in seinem Blick gefangen, bis das Kanu über den Sand schleifte und Jeffrey über den Strand zu uns gesprungen kam.
    Es war dumm von mir gewesen, Angst zu haben. Jeffrey streckte die Hand aus und lächelte, als er auf den anderen Mann zuging. »Blake. Schön, dass Sie wieder da sind. Es ist schon eine Weile her.«
    Aber es war noch nicht überstanden. Nicht Jeffrey, sondern Peter Blake war es, dessen Gesicht
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