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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt
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Sonne stehen.
    Jeffrey stand auf unserem Steg und wartete auf mich. »Was hatte das denn zu bedeuten?«
    »Das ist Peter Blake. Er …«
    »Ich weiß, wer er ist. Ich fragte, was du gemacht hast.«
    Ich hatte einen Fuß auf dem Steg, als er sprach. Ich zog ihn zurück und stellte ihn wieder in den Sand. O Gott, bitte lass Jeffrey nicht wütend sein. »Ich bin zu weit geschwommen und beschloss, zu Fuß zurückzugehen. Er kam auf mich zu und stellte sich vor. Das ist alles.«
    »Du bist ins Wasser gesprungen, ohne irgendetwas darüber zu wissen, stimmt's?«
    »Nein, ich …«
    »Ich weiß nicht, warum ich mich immer noch über deine Dummheiten wundere, Hannah. Mittlerweile sollte ich mich daran gewöhnt haben. Trotzdem, es interessiert dich vielleicht, dass es da draußen eine starke Strömung gibt. Weißt du nicht, dass, wenn du dich zu sehr verausgabst, du anfällig für Krämpfe wirst? Weißt du nicht, wie leicht man ertrinken kann? Und glaub ja nicht, dass Peter Blake dich rettet. Er hat keinen Finger gerührt, als seine eigene Frau ertrank.« Jeffrey drehte sich um und ging ins Haus.
    Ich folgte ihm. »Seine Frau ist ertrunken?«
    Jeffrey bückte sich, fingerte am Ofen herum und sagte, ohne sich mir zuzuwenden: »Vor zwei Jahren. Genau da draußen.«
    »O nein.«
    »Geschah ihr ganz recht. Es war ziemlich dumm. Sie hatte getrunken, fuhr mit dem Boot hinaus, fiel seitlich über Bord und ertrank.«
    »Und er konnte sie nicht retten?«
    »Er konnte nicht oder wollte nicht. Er behauptete, er wäre nicht mal hier gewesen. Aber selbst wenn er hier gewesen wäre, hätte er sich wohl kaum die Mühe gemacht. Sie hatte sich herumgetrieben.«
    »Jeffrey!«
    Er richtete sich auf. Der Blick, den er mir zuwarf, war fast amüsiert. »Nach seiner Version versuchten sie gerade, sich wieder zu versöhnen. Er sagte, sie hätten vorgehabt, sich an jenem Wochenende hier zu treffen, um über alles zu sprechen, aber als er hier ankam, sei sie schon tot gewesen. Er sei es gewesen, der ihre Leiche fand, die da drüben an den Strand geschwemmt worden war.«
    »O nein.«
    Jeffrey wandte sich um. »Um Himmels willen, Hannah, beruhige dich. Ich habe nur versucht, dich zu warnen, das ist alles. Wenn du vorsichtig bist, wird dir nichts passieren.«
    »Das ist es nicht. Ich … ich habe etwas Schreckliches gesagt … zu Peter Blake. Ich sagte zu ihm, ich wäre fast als Wasserleiche an seinen Strand angeschwemmt worden. Er sah mich ganz seltsam an. Ich konnte mir nicht vorstellen …«
    Ich brach mitten im Satz ab, als Jeffrey den Kopf zurückwarf und lachte.
    Beim Mittagessen sprachen wir kaum. Mit meinen Gedanken war ich noch bei meinem Gespräch mit Peter Blake. Ich spürte, wie ich vor Ärger rot anlief und wie Jeffrey mich beobachtete, aber ich sah ihm nicht in die Augen. Wenn er noch einmal lachen würde …
    Nach dem Mittagessen bekam ich eine Atempause, als Jeffrey in die Wälder ging, um nach Würmern zu graben. Als er zurückkam, holte er eine Angel von den Dachbalken und zog ein altes, zerbeultes Kanu aus Aluminium aus dem Raum unter der Hütte hervor, wo es aufbewahrt worden war. »Kommst du mit?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Jeffrey schob das Kanu ins Wasser und paddelte hinaus, bis er hinter einer Biegung im See verschwunden war. Ich beobachtete ihn durch das Fenster über der Spüle, während ich das Geschirr wusch. Als ich mit Aufräumen fertig war, zog ich eine Decke vom Regal im Schlafzimmer, ging zum Strand hinunter und breitete sie auf dem warmen Sand aus. Aber ich setzte mich nicht nieder. Ich konnte nicht, nicht solange meine Gedanken bei Peter Blake weilten. Was musste er nur von mir denken? Er musste angenommen haben, ich kenne seine Geschichte und hätte ihn grausam gequält. Ich sammelte das bisschen Courage zusammen, das ich überhaupt jemals besessen hatte, und ging den Strand entlang zu seiner Hütte.
    Er war auf der Veranda und reparierte das kaputte Fliegengitter in der Tür. Er hatte immer noch kein Hemd an, und die langen, glatten Muskeln an seinem Rücken bewegten sich unter der goldenen Haut, bis er mich hörte und sich umwandte. Ich ließ ihm gar keine Chance, zu sprechen. »Ich bin gekommen, um mich für meine Bemerkungen zu entschuldigen, die Ihnen sehr spitz und unnötig grausam erschienen sein müssen. Ich versichere Ihnen, ich hatte keine Ahnung, was passiert war, bis Jeffrey es mir vor einer Stunde erzählte. Ich hätte nie gesagt … Ich würde nicht leichthin … Ich habe bestimmt nicht … Ich
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