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WENN DIE LUST ENTLAMMT

WENN DIE LUST ENTLAMMT

Titel: WENN DIE LUST ENTLAMMT
Autoren: CAROLINE CROSS
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„Hör zu, Deke sagt, als er dich Sonntagmorgen zufällig bei ‚Jilly’s Java‘ sah, hattest du noch deinen Smoking an und sahst ganz schön finster aus. Und Dominic sagt, Mallory habe Lilah angerufen und ihr gesagt, dass sie eine Weile unerreichbar sein würde, aber schon auf der Suche nach einer neuen Wohnung sei. Und Lilah gibt zu, dass sie es dir weitererzählt hat. Und dann gehst du nicht mehr zur Arbeit. Komm schon, Gabriel. Selbst ein Zweijähriger würde kapieren, was hier passiert ist.“
    Gabriel spürte, wie seine Geduld nachließ. Meistens mochte er seine Brüder sehr gern, aber es gab Momente, da gaben sie ihm das Gefühl, in einem Käfig eingesperrt zu sein. Es gab wohl nur eine Möglichkeit, um Cooper loszuwerden. Er würde ehrlich sein. „Okay. Wir haben uns gestritten. Wir werden schon eine Lösung finden.“ Zumindest hoffte er das.
    „Kann ich etwas tun?“
    „Außer mich allein zu lassen? Nein.“ Selbst er konnte ja nichts tun, obwohl jeder Tag, jede Stunde, jede Minute, die verging, seine Verzweiflung bis zum Unerträglichen steigerte. Aber das änderte doch nichts an der bitteren Wahrheit – der nächste Schritt musste von Mallory ausgehen.
    Am Samstagabend hatte er noch anders gedacht.
    Er wusste nicht mehr, wie lange er in jenem Raum im Hotel gestanden hatte, völlig erschüttert von der Tatsache, dass sie ihn mit ihrem Vater vergleichen konnte. Und gleichzeitig hatte eine innere Stimme ihm zugeschrien, ihr gefälligst nachzulaufen und sie zu zwingen, ihm zuzuhören.
    Am Ende hatte die Vernunft – so war es ihm jedenfalls erschienen – gewonnen. Er war zu dem Schluss gekommen, dass sie beide Zeit brauchten, um sich zu beruhigen, hatte sich einen Scotch eingeschenkt und sich gefragt, warum er so überrascht war. Hatte er nicht schon vorausgesagt, dass sie so überreagieren würde, wie sie es dann ja auch getan hatte? War das nicht der Grund, warum er es ihr nicht hatte sagen wollen?
    Aber sie war eine intelligente Frau, und sobald sie sich erst einmal abreagiert hatte und merkte, dass sie unvernünftig war, würden sie eine Lösung für ihr Problem finden – davon war er überzeugt gewesen.
    Dieser Gedanke war es auch, der ihm auf der Fahrt nachHause Mut gegeben hatte. Und obwohl er seine Unruhe nicht unterdrücken konnte, als er über die Schwelle trat und niemand außer ihm zu Hause war, war er mit einem Achselzucken darüber hinweggegangen und hatte sich gesagt, dass Mallory sicher bei einer ihrer Kolleginnen war.
    Ganz früh am nächsten Morgen, als er Deke über den Weg gelaufen war, war er schon nicht mehr so gelassen. Und als es später wurde, ohne dass er Neues von ihr hörte, lief er immer unruhiger in seinem viel zu stillen Haus auf und ab und sah überall Dinge, die ihn an sie erinnerten –die Spitzenslips, die im Trockenraum neben seinen Socken hingen, das Buch, das sie geöffnet auf ihrem Nachttisch liegen gelassen hatte, ein Strauß Gänseblümchen auf dem Küchentisch.
    Und er hatte angefangen, sich Gedanken zu machen. Wenn sie es nun ernst gemeint hatte, als sie sagte, dass sie ihn nie wiedersehen wollte?
    Aber das war schlicht und einfach unmöglich. Gabriel war ein Mann, der die Dinge anpackte, und er war nicht bereit, ihre Beziehung so enden zu lassen. Sie hatte doch gerade erst angefangen.
    Und doch, wie bei einem Riss in einer fehlerhaften Konstruktion, spürte Gabriel, dass beim ersten Zweifel etwas in ihm zu zerbröckeln begann. Während er noch versuchte, die Hoffnung nicht aufzugeben, rief Lilah ihn an, um ihm zu sagen, dass Mallory in Sicherheit war und er sich keine Sorgen machen sollte.
    Dann hatte sie noch leise hinzugefügt, dass es ihr leidtue, und hatte aufgelegt.
    Gabriel stand in seiner Küche, den Hörer in der Hand, und erkannte, dass es das Ende war. Lilah hatte kein Wort davon gesagt, dass Mallory zurückkommen würde, ihm keinen Hinweis darauf gegeben, wo sie war, keine Nachricht für ihn hinterlassen. Und plötzlich erkannte er, wassie ihm sagen wollte.
    Mallory würde nicht zu ihm zurückkehren. Es war aus.
    Die Verzweiflung, die ihn traf, war so heftig, dass es sich anfühlte, als hätte er einen Schlag in die Magengrube erhalten. Er war auf einen Barhocker gesunken und ihm war klar geworden, dass er nur ein einziges Mal – vor fast zwanzig Jahren – eine ähnliche Trostlosigkeit empfunden hatte, und zwar an dem Tag, als er sich schließlich eingestehen musste, dass der Vater, den er vergötterte, zwar noch atmete und sich unter den
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