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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
Autoren: Rhyannon Byrd
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gestohlen, an seine Stelle traten Schrecken und Furcht. Wer auch immer dafür verantwortlich war, sollte dafür bezahlen.
    Was wesentlich einfacher zu bewerkstelligen wäre, wenn du dir genommen hättest, was dein Körper begehrte … und dir jemanden gesucht hättest, dessen Blut du trinken könntest. Das Kreuz wäre natürlich auch ganz hilfreich gewesen.
    Saige rannte schneller, trieb ihren Körper bis ans Limit, als plötzlich ein schreckliches dämonisches Heulen ertönte, direkt vor ihr. Sie stolperte, fiel fast hin, rappelte sich wieder hoch und lief weiter nach rechts. Der Schock war ihr in die Glieder gefahren. Ihr wurde heiß, dann eiskalt. Obwohl sie schon so lange an diese Dinge glaubte, war die Erkenntnis darüber, dass all das stimmte, überwältigend.
    Oh Gott, dachte sie, dann stieß sie atemlos „Mist!“ und „Zur Hölle!“ und „Nicht jetzt, verdammt!“ aus.
    Sie schaffte es, das Messer aus dem Stiefel zu fischen. Wieder erklang das furchterregende Heulen, wieder war es direkt vor ihr, und sie stieß einen panischen Schrei aus. Was sollte sie tun? Verzweifelt rannte sie diesmal nach links und fühlte sich getrieben … gejagt … verfolgt. Und genau das war sie auch.
    Denk nach, verflucht. Denk nach!
    Der Merrick in ihrem Körper wurde unruhig, wollte sich befreien und sich der drohenden Gefahr entgegenstellen – aber erst wenn sie die wilden, primitiven Gelüste ihrer Seele befriedigt hätte, konnte jene uralte Kreatur in ihr zum Vorschein kommen, egal in welcher Gefahr sie sich vorher befand.
    Und das bedeutet, dass du erledigt bist, schoss es ihr durch den Kopf. In dieser Sekunde rief irgendwer ihren Namen, direkt hinter ihr, voller Wut und Sorge. Es war der mysteriöse Fremde aus der Bar.
    „Saige! Verdammt, bleib stehen. Der Casus ist ganz in der Nähe. Du lässt dich noch umbringen!“
    Sie keuchte, rannte erneut nach rechts, ohne eine Ahnung zu haben, wohin sie lief. Rannte sie im Kreis? Oder direkt auf den Casus zu? Wieder war das Heulen unmittelbar vor ihr zu hören, als ob das Monster Katz und Maus mit ihr spielte, sie verhöhnte – und sie bekämpfte den plötzlichen Drang, sich umzudrehen und sich dieser rauen, unwiderstehlichen Stimme hinter ihr zu stellen. So eine sexy Stimme hatte sie noch nie gehört. Sie passte perfekt zu dem attraktiven Kerl.
    Werd jetzt nicht auch noch schrullig, Weib. Du kennst den gar nicht. Nicht vergessen, weshalb du überhaupt losgerannt bist. Er wollte bloß Sex mit dir, nicht dein Leben retten.
    Schon gut, schon gut. Sie konnte nicht mehr klar denken. Himmel, sie dachte überhaupt nicht mehr, funktionierte nur noch, getrieben von Adrenalin und Furcht.
    Der Mann holte weiter auf, sie hätte schwören können, dass sie seinen betörenden Duft wahrnehmen konnte. In der Bar hatte zu viel Rauch in der Luft gehangen, um das sofort zu bemerken, bis sie seinen durchdringenden Blick wie eine körperliche Zärtlichkeit spürte. Erst als sie direkt neben ihm stand, war ihr dieser holzartige, maskuline Duft in die Nase gestiegen – ganz anders als der abscheuliche Gestank des Casus, der im Dschungel vor ihr hing.
    Sie wurde langsamer, weil sie nicht wusste, welche Richtung sie einschlagen sollte. Salzige Tränen brannten auf ihrer Haut. Na prima. Sie war ja eine tolle Kämpferin.
    Plötzlich brüllte der Fremde hinter ihr vor Wut auf, und im nächsten Augenblick brach die Kreatur aus dem Unterholz, die Saige sich ihr Leben lang vorgestellt hatte, nur etwa zehn Meter vor ihr. Sie stolperte, schrie, gefesselt vom Anblick des massiven, grotesken Körpers und des bestialischen Mauls mit Reißzähnen, das sich zu einem grausamen, sadistischen Grinsen verzog, als das Monster auf sie zukam. Graue Haut saß fest über schweren gewölbten Muskeln. Mit einem klackernden Geräusch rieb es seine bösartigen langen Klauen aneinander, die im Zwielicht silbrig glänzten.
    „Merrick“, grunzte das Monster, das Grinsen wurde zu einem breiten Ausdruck purer, unverfälschter Bösartigkeit.
    In Saiges Kehle stieg das Entsetzen auf. Sie erblickte in seinen blassblauen Augen freudige Erwartung, als es in einem seltsamen Galopp auf sie zukam. Sie zuckte zusammen, hob das Messer in der Faust, wohl wissend, dass sie sterben würde. Wenigstens wollte sie kämpfend untergehen. Da spürte sie einen plötzlichen Luftzug im Rücken.
    Im nächsten Augenblick wurde alles schwarz.
    In der einen Sekunde sah sie dem sicheren Tod ins Gesicht … in der nächsten flog sie durch die Luft.

3.
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