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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
Autoren: Rhyannon Byrd
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KAPITEL
    Trotz des wütenden Geheuls des Casus konnte Saige die raue Stimme des Fremden hören, ganz dicht an ihrem Ohr. Sie wand sich und trat um sich, wollte sich befreien, wollte sehen, was passierte, aber er hatte ihr irgendetwas Weiches und Feuchtes über den Kopf geworfen. Sie konnte nicht mehr um sich schlagen, er hielt ihre Arme mit eisernem Griff fest, der Rucksack riss an ihren Schultern.
    „Verdammt“, schimpfte er, sein Körper brannte fieberhaft an ihrem Rücken. Sie vernahm ein fieses, kratzendes Bellen, und etwas grausam Scharfes, wie eine Kralle, bohrte sich in ihre linke Wade. Saige zuckte vor Schmerz zusammen, das Messer rutschte ihr aus der Hand und fiel auf den Boden.
    Da sie nichts sehen konnte, produzierte ihr entsetztes Gehirn ein fürchterliches Szenario nach dem anderen. Sprang das Monster mit aufgerissenem Rachen erneut auf sie zu? Hackte mit ausgefahrenen Klauen nach ihr? Und wie konnte sie denn überhaupt … fliegen ? Was zum Teufel passierte da?
    Aber sie konnte den schönen Fremden auch nicht fragen, weil sie ununterbrochen schrie. Endlos lange Minuten trug er sie durch die drückende Hitze, über den dichten Dschungel, den sie unter sich riechen konnte, bis sie mit einem Schlag aufhörte zu schreien, ihre Angst sich in rasende Wut verwandelte.
    „Lass mich runter!“, brüllte sie. „Verdammt noch mal! Lass mich runter, oder es wird dir noch leidtun!“
    „Damit du seine nächste Mahlzeit wirst? Kommt nicht infrage.“
    Sicher war er verärgert, weil Saige vor ihm abgehauen war – und dass sie versucht hatte, ihm mit der Flasche den Schädel einzuschlagen, war vermutlich auch nicht hilfreich.
    Aber deswegen wollte sie sich nicht schuldig fühlen, schimpfte weiter auf ihn ein, doch es dauerte mindestens noch fünf Minuten, bis er an Höhe verlor, das Geräusch, das wie das Schlagen von mächtigen Flügeln klang, wurde leiser, während sie über die Baumkronen glitten. Sie stieß ein mädchenhaftes Quietschen aus, als sein Griff sich lockerte, was ihr selbst peinlich war, aber er ließ sie erst los, als ihre Füße wieder den Boden berührten. Sie stolperte ein paar Schritte, und als sie endlich den Rucksack ablegen und sich das Tuch, offenbar sein Hemd, vom Kopf ziehen konnte, erhaschte sie aus den Augenwinkeln nur einen flüchtigen Blick auf rabenschwarze Flügel. In der nächsten Sekunde waren die Flügel schon verschwunden, als hätte sein Körper sie einfach absorbiert.
    Verblüfft von diesem Anblick stolperte sie einen Schritt zurück, dann noch einen, während er auf sie zuschlich, seine mächtigen Muskeln wölbten sich unter dem bronzenen Schimmer seiner Haut. Sein Mund war nur ein gerader, unnachgiebiger Strich, seine dunklen, zornigen Augen brannten sich in ihre wie ein sternenübersäter Mitternachtshimmel, sie konnte unmöglich den Blick abwenden. Sie war gefangen von der schieren Macht seiner Präsenz, und sie hätte vor seiner glühenden Wut vor Angst gezittert, wenn sie nicht selbst so zornig gewesen wäre.
    „Was bist du?“, schrie sie ihn an, wich aber nicht weiter zurück, als er einen weiteren Schritt auf zutrat. Sie hatte absichtlich „Was“ gesagt, nicht „Wer“, denn sie musste wissen, zu welcher Spezies er gehörte – das war im Augenblick viel wichtiger als sein Name.
    Statt zu antworten, blieb er ein paar Schritte vor ihr stehen und verschränkte die Arme vor der anziehendsten Brust, die Saige je erblickt hatte, ob in Wirklichkeit oder im Fernsehen. Solide, mächtige Muskeln unter glatter Haut, die wie Satin glänzte, wie geschaffen für die Berührung einer Frauenhand. Für den weichen, sinnlichen Druck ihrer Lippen. Das wäre gefährlich, verführerisch. Er wäre perfekt, und sie würde geradezu süchtig nach ihm werden. Etwas an diesem erdige, sinnliche Freuden heraufbeschwörenden Duft machte ihr erneut die beunruhigende Tatsache deutlich, dass sie, geradezu ausgehungert, nach etwas verlangte, das dieser Mann, dieser Fremde, ihr geben konnte. Etwas, das die erwachende Kreatur in ihr begehrte … bis zum Wahnsinn.
    Und ich habe offenbar vollkommen den Verstand verloren, dachte sie. Wie konnte sie überhaupt von so einer verzehrenden Lust überwältigt werden, wo sie doch gerade erst ganz knapp dem Tode entronnen war?
    „Gehörst du zum Kollektiv?“
    Seine dunklen Brauen hoben sich. „Wie viele Gestaltwandler kennst du in der Armee des Kollektivs?“
    Er war also ein Klugscheißer, sogar wenn er wütend war. „Wer zum Teufel bist du
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