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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
Autoren: Susanne Reinker
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Schlankste von uns dreien. Wo immer sie mit ihren dunklen Haaren, blauen Augen und knapp geschnittenen Kostümen auftaucht, schnappen die Männer nach Luft. Und das nicht nur, weil sie Steuerfahnderin ist.
    Eine sehr erfolgreiche Steuerfahnderin obendrein. Manchmal fragen Martina und ich uns, ob der eine oder andere Steuerhinterzieher ihr vielleicht freiwillig alles gesteht in der Hoffnung, einmal eine Nacht mit ihr verbringen zu dürfen. Allerdings müsste er da schon terminlich einige Geduld aufbringen. Neele ist nämlich von einer großen Schar von Verehrern umgeben und fast jeden Abend ausgebucht.
    »Jetzt hört mal auf, über eure Feiertagsröllchen nachzudenken. Für einen Mädelsabend sollte es nun wirklich fröhlichere Themen geben. Apropos: Hab ich euch schon von Alberto erzählt?«, fragt Neele, während sie uns ihr legendäres Thai-Curry auf die Teller häuft. »Italiener, schnuckelige 32 Jahre alt. Wir sind zwischen den Jahren fast nicht aus dem Bett gekommen. Ich sag’s euch, der muss als Kind in den Zaubertrank gefallen sein.«
    Martina und ich schauen uns an. Mit heißen Nächten in Begleitung jüngerer Liebhaber können wir nicht aufwarten. »Thomas und ich haben es uns zu zweit gemütlich gemacht. Es war sehr entspannend«, sage ich trotzig. Neele guckt spöttisch.
    »In einer Ehe ist es eben anders als in freier Wildbahn. Das machen die Hormone, das ist ganz normal. Irgendwann wird die oberflächliche Leidenschaft der Anfänge durch tiefe Gefühle ersetzt.«
    »Amen«, sagt Neele und guckt noch ein bisschen spöttischer.
    »Ist ja gut, wir wissen, dass du über dein Liebesleben ein dickes Buch schreiben könntest. Eine Steuerfahnderin, die einen Porno veröffentlicht – das wär doch mal was. Wenn du dann noch einen neckischen Titel wie Sex und die Akten oder so findest, wird es bestimmt ein Bestseller, und du kannst Martina und mir ein paar gut aussehende Callboys spendieren.«
    »Jetzt sei nicht so empfindlich«, mault Neele. »Manchmal sehne ich mich doch auch danach, in den Hafen der Ehe einzulaufen, anstatt mich auf dem Single-Markt rumzutreiben. Das ist mit Ende 30 auch kein reiner Spaß mehr.«
    Sie nimmt einen tiefen Schluck Wein. »Aber dann wieder denke ich: jetzt heiraten und bis dass der Tod euch scheide? Da müsste ich ja gut 40 Jahre denselben Kerl ertragen. Niemals. Viel zu langweilig. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen liegt heute bei 85 Jahren. Gut, die Männer sterben im Schnitt fünf Jahre vorher. Aber dann ist es zu spät, um noch zur lustigen Witwe zu werden.«
    Typisch Neele. Mit entwaffnender Offenheit zerrt sie Themen ans Licht, die die meisten Ehefrauen sorgfältig in der hintersten Abstellkammer ihrer Gehirnwindungen wegsperren. Und seit sie damals dieses legendäre Statistikseminar von Thomas besucht hat, untermauert sie ihre Ansichten obendrein vorzugsweise durch einschlägige statistische Forschungsergebnisse.
    »Man kann heute als Frau noch mit 60, 65 blendend aussehen«, fährt sie gnadenlos fort. »Da wäre es doch geradezu Verschwendung, seine kostbare Restlebenszeit einem alten Sack zu widmen, der mit dem Bräutigam von damals nur noch den Namen gemein hat.«
    »Außer natürlich, wenn die Beziehung glücklich ist«, versucht sie sich rauszuretten, als sie unsere Gesichter sieht.
    »Na super, Neele«, murmelt Martina. »Ich hatte mich auf einen entspannten Abend ohne Mann und Kinder gefreut, da will ich jetzt nicht über glückliche Beziehungen diskutieren. Müssen wir eigentlich immer über so schwierige Sachen reden? Können wir nicht mal wieder wie früher entspannte Brigitte -Gespräche führen? Über Schminktipps, Kochrezepte, Trendfrisuren und so?«
    Neele springt auf. »Gut, dass du mich dran erinnerst. Ich hab doch noch ein Geburtstagsgeschenk für unsere Sandra!« Freudestrahlend hält sie mir eine in Geschenkband gewickelte Brigitte Woman inklusive Abo-Gutschein hin. Martina will da nicht nachstehen und überreicht mir mit feierlicher Miene ebenfalls ein Päckchen. Zu meinem Leidwesen sieht es eher nach Buch aus als nach Rotwein oder Badeöl. Hoffentlich hat sie mir nicht wieder einen von diesen esoterisch angehauchten Glücksratgebern ausgesucht.
    »Es ist ein Meditationskalender für Frauen, die zu viel arbeiten«, sagt sie stolz, während ich ihr Geschenk auspacke. Na Klasse. Mit einer Zeitschrift für Frauen über 40 und einem buddhistischen Anti-Stress-Ratgeber bin ich für mein neues Lebensjahr wahrscheinlich bestens gerüstet.
    v v
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