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Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman

Titel: Weniger Arbeit mehr Gemuese mehr Sex - Roman
Autoren: Susanne Reinker
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Vielleicht sollte ich mich doch endlich mit meinem ehelichen Nachnamen anfreunden. Auch wenn Heller zweifellos hübscher ist als Husselrath.
    »Ja, genau, Heller wie dunkler – ist das nicht lustig?«, antworte ich liebenswürdig. Ich bin schließlich Profi.
    »Hier Doktor Schnurer, wie die Schnur. Von Grünthal Elektro-Gartengeräte. Ich rufe Sie an auf Empfehlung meines lieben Freundes Ferdinand Hinterhuber.«
    Auch das noch. Für den Meidner kommt sein stiller Teilhaber direkt nach dem lieben Gott. Zwangsläufig, denn als Joe vor ein paar Jahren fast pleitegegangen wäre, hat Ferdi den Laden unter der Hand aufgekauft. Nur Joes Vater zuliebe hat er Joe damals als Geschäftsführer behalten, anstatt ihn hochkant rauszuschmeißen.
    Leute, die auf Empfehlung von Ferdi Hinterhuber kommen, wollen jedenfalls immer eine Extrawurst. Und richtig, schon geht’s los: »Wir wollen zum 70. Geburtstag des Firmengründers ein hochkarätiges Event veranstalten. Der Ferdi meinte, Sie würden es hinkriegen, dass Boris Becker und Heidi Klum kommen. Unser Jubilar würde sich so gerne mit denen fotografieren lassen.«
    Ich könnte Herrn Dr. Schnurer jetzt fragen, woher er die Überzeugung nimmt, dass Boris Becker und Heidi Klum sich für elektrische Heckenscheren interessieren. Stattdessen biete ich ihm an, gleich am Nachmittag vorbeizukommen.
    Ich kann zwar nicht von mir behaupten, dass ich neugierig darauf wäre, den Mann kennenzulernen, der zu der umständlich formulierenden Fistelstimme gehört. Doch mit jeder weniger eilfertigen Reaktion würde ich den Zorn von Ferdi Hinterhuber auf mich ziehen. Er würde postwendend vorbeikommen, um mir den Kopf zurechtzurücken. Und um mir hinterher mit einem väterlichen »Und jetzt wollen wir wieder lieb sein, gell?« seine behaarte Altherrenpranke auf die Hüfte zu legen.
    Ich schüttele mich. Dann schon lieber heute noch Herrn Schnurer hinter mich bringen. Ich will den Termin im Kalender eintragen. Aber da steht schon einer: »17:30 Uhr Frauenarzt«. Mist, das hatte ich total vergessen. Die Sprechstundenhilfe wird ganz schön sauer sein, wenn ich den Termin so kurzfristig zum zweiten Mal absage. Aber was soll’s, ist ja nur eine Routineuntersuchung.
    Mit der energischen Stimme einer viel beschäftigten Businessfrau verschiebe ich den Termin gleich großzügig auf Anfang Februar. Wenn das mit dem Auftrag in Berlin was wird, werde ich vorher sowieso keine Zeit mehr haben. Seufzend fange ich an, den halben Kubikmeter »Dringend!«-Papiere zu sichten, die der Meidner mir über die Feiertage auf den Schreibtisch gepackt hat. Auf in den Kampf!
    v v v
    »Ja, was ist denn?« Mein Ton lässt keinen Zweifel daran, dass ich während der Arbeit keine privaten Anrufe wünsche. Jedenfalls keine von meiner Mutter. Die hat nämlich die Neigung, mich im Büro anzurufen, nur um mir ausufernd von neuen Backrezepten zu berichten, die sie irgendwo gefunden hat.
    Doch diesmal ist mein Vater dran: »Deine Mutter hat mal wieder einen kleinen Autounfall gehabt.« Das war ja abzusehen. Als ich das letzte Mal das Vergnügen hatte, von ihr in ihrem verschrammelten Renault R5 durch die Stadt kutschiert zu werden, kam ich mir hinterher vor wie knapp dem Tode entronnen. Für meinen Geschmack geht sie jedenfalls entschieden zu spontan mit Gas, Bremse und Hupe um. Auch scheint sie der Ansicht zu sein, dass Rentner von der Einhaltung der Verkehrsregeln prinzipiell befreit sind.
    »Sie hat einem BMW die Vorfahrt genommen«, erklärt mein Vater. »Zum Glück nur ein Blechschaden.«
    Gut, daraus darf ich wohl schließen, dass meine Mutter wohlauf ist. Doch diese freudige Tatsache wird bei meinem Vater überschattet vom Gedanken daran, was da mal wieder an Kosten auf ihn zukommt. »Mir reicht’s. Kannst du deine Mutter nicht davon überzeugen, dass sie auf Busse und Bahnen umsteigen sollte? Wir haben doch eine super Verkehrsanbindung – wir wohnen schließlich in Laim und nicht im Bayerischen Wald! Inge, warum schenkst du dein Auto nicht Sandra? Die könnte es bestimmt gut gebrauchen!«
    Kurzes Gerangel am anderen Ende der Leitung, dann hat meine Mutter die Hoheit über den Hörer übernommen. »Kommt überhaupt nicht infrage!«, schimpft sie. Der Stimme nach hat sie den Schock des Unfalls bemerkenswert schnell überwunden.
    »Reg dich nicht auf, ich brauch kein Auto. Trotzdem hat Papa recht. Denk doch nur mal dran, was alles passieren könnte«, sage ich mit der Geduld einer Grundschullehrerin, die einem Erstklässler zum
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