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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie
Autoren: Deborah Crombie
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können, was meinst du?«
    »Dom?« Kincaid zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, dass wir das je mit Sicherheit werden klären können. Aber meine persönliche Vermutung ist, dass in ihren Augen Doms Tod die Lösung eines ganz gewaltigen Problems bedeutete. Ein notwendiges Opfer.«
    Die Dämmerung war hereingebrochen, während sie im Haus gewesen waren, und entlang des Flusses brannten schon die Lichter. Anstatt zum Wagen zu gehen, nahm Gemma Kincaids Hand und überquerte mit ihm die Straße.
    Sie standen schweigend an der Uferpromenade zwischen der Battersea Bridge im Westen und der Albert Bridge im Osten und blickten auf die schlammigen Fluten hinaus, die sich träge in Richtung Nordsee wälzten.
    All die Opfer, dachte Gemma, die von damals und die von heute – David, Gavin, Kristin, Harry und der arme Dominic -,
waren wie Tropfen im Ozean, verglichen mit den Millionen von Menschen, die Leute wie Joss Miller und seine Tochter auf dem Gewissen hatten.Aber das machte ihren Tod nicht weniger tragisch, genauso wenig, wie es die Bedeutung der Dinge relativierte, die ihnen am Herzen gelegen hatten.
    Der Wind, der vom Fluss her wehte, fühlte sich mehr nach März als nach Mai an. Gemma fröstelte, und Kincaid legte ihr den Arm um die Schultern. Sie lehnte sich an ihn, wandte den Blick vom Fluss ab und sagte: »Erika hat mir erzählt, wie Gavin Hoxley die Lichter der Albert Bridge geliebt hat.«
     
    Als Doug Cullen das Gebäude von Scotland Yard verließ, traf er am Haupteingang zufällig Melody Talbot. »Na, geht’s zurück nach Notting Hill?«, fragte er so beiläufig, wie er nur konnte.
    »Genau. Dürfte längst nicht so aufregend werden wie gestern.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, und ihre Augen leuchteten immer noch vor Genugtuung über ihren Erfolg. Er fragte sich, wie er eigentlich je auf die Idee gekommen war, dass sie nicht hübsch wäre.
    »Wahrscheinlich stinklangweilig«, pflichtete er bei, bemüht, eine Unbekümmertheit an den Tag zu legen, die er nicht empfand.
    Die Wahrheit war, dass er eine Wahnsinnsangst gehabt hatte. Sämtliche Schusswaffenübungen der Welt hätten ihn nicht darauf vorbereiten können, wie es sich anfühlte, aus einem Auto zu springen und die verdammte Waffe auf einen Menschen aus Fleisch und Blut zu richten. Und als er dann die Pistole in Ellen Miller-Scotts Hand gesehen hatte, war ihm das Herz in die Hose gerutscht.
    Aber Melody – Melody wäre fast geplatzt vor Eifer, ihr Gesicht hatte vor fieberhafter Erregung geglänzt, und doch hatte sie dagestanden wie eine Eins, als sie auf Ellen Miller-Scott angelegt hatte.

    »Du warst richtig gut gestern Abend«, lobte er sie, und als Melody ihn überrascht ansah, fragte er sich, ob er wohl irgendwie neidisch geklungen hatte.
    Aber dann lächelte sie wieder und sagte: »Du aber auch. Ein richtiger Cowboy.«
    Er zuckte mit den Schultern, als ob er so etwas jeden Tag machte, und dann schwiegen sie beide verlegen.
    Doch ehe ihm irgendeine Erwiderung einfallen wollte, brach Melody das Schweigen. »Wir sollten das vielleicht irgendwie feiern. Lust, einen trinken zu gehen?«
    Doug starrte sie nur an – die forsche, sarkastische Melody Talbot wollte mit ihm ausgehen? Stockend setzte er zu einer zustimmenden Antwort an: »Ich …«
    Aber dann dachte er an Maura Bell und an das letzte Mal, als er sich zum Idioten gemacht hatte, weil er sich eingebildet hatte, dass eine Frau auf ihn stünde.
    So eine Demütigung würde er nicht noch einmal riskieren, so bald jedenfalls nicht, und nicht mit einer, die ihn nach Strich und Faden fertigmachen konnte, wenn ihr gerade danach war. »Ich, äh – ich muss noch was erledigen«, kratzte er im letzten Moment die Kurve. »Ein andermal vielleicht?«
    Er registrierte überrascht die Enttäuschung in ihrer Miene, die sie rasch überspielte, doch ehe er sich überlegen konnte, wie er den Korb wieder zurücknehmen könnte, sagte sie gelassen: »Okay.« Diesmal war ihr Lächeln spröde. »Also dann, man sieht sich«, warf sie ihm noch zu, während sie sich umdrehte und davonging.
     
    »Was werden Sie wegen der Brosche unternehmen?«, fragte Gemma. Es war später Samstagvormittag, sie saß in Erikas Wohnzimmer und nippte an dem Kaffee, den die alte Dame für sie beide gekocht hatte: stark, bitter und – wie Erika trotzig betont hatte – mit Koffein.

    Am frühen Morgen hatte Gemma Kit zu einem Besuch bei ihrer Mutter mitgenommen, und anschließend waren sie mit der U-Bahn in die
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