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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie
Autoren: Deborah Crombie
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Leyton High Road gefahren. Sie hatten GemmasVater überrascht, als er gerade eine Kundin bediente, und er hatte sich geradezu unbändig gefreut, sie zu sehen. Kit erklärte sich mit rührendem Eifer bereit, noch ein wenig zu bleiben und im Laden auszuhelfen, und bevor Gemma sich verabschiedete, nahm sie ihren Vater beiseite.
    »Wir schaffen das schon«, sagte sie. »Ich nehme mir Urlaub. Dann kann ich dir vormittags aushelfen, und vielleicht kann Kit nach der Schule herkommen. Und Mum wird bestimmt wieder gesund.«
    Die Miene ihres Vaters spiegelte seine unausgesprochenen Gefühle, und Gemma erkannte, wie bedenklich nahe er einem Zusammenbruch gewesen war.
    Es widersprach seiner Natur, die angebotene Hilfe dankbar anzunehmen, doch er nickte immerhin, ehe er sich abwandte und sich mit der Schürze die Augen wischte, und Gemma schwor sich, dass sie sich mehr um die beiden kümmern würde. Wenn er nicht auf sie zugehen konnte, dann würde sie eben auf ihn zugehen müssen.
    »Die Brosche?«, wiederholte Erika nachdenklich. »Ich bin gleich heute Morgen zu Harrowby’s gegangen. Ihr netter Mr. Khan hat sie mir gezeigt.Wirklich ein charmanter junger Mann.«
    Gemma wartete nur ab und fragte sich dabei, ob sie je die charmante Seite von Amir Khan sehen würde. Nach einer Weile fuhr Erika fort: »Sie ist einfach wunderschön, sogar noch schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Und Mr. Khan hat mir die Nummer von Harry Pevenseys Cousine gegeben, die seine nächste Verwandte ist. Als ich sie anrief, bot sie mir an, mir die Brosche zu überlassen, als Geschenk. Sie fand, sie sollte an ihre rechtmäßige Besitzerin zurückgehen. Das war sehr großzügig von ihr.«

    »Dann haben Sie …«
    »Ja, ich habe ihr gesagt, dass ich die Brosche gerne annehmen würde, aber nicht, um sie zu behalten. Es hängt zu viel Schmerz und Leid daran. Das hat mein Vater sicher nicht beabsichtigt, als er sie gemacht hat.«
    »Aber sie ist doch enorm …«
    »Wertvoll? Das kommt darauf an, was einem wichtig ist«, erwiderte Erika. »Ich werde sie dem Victoria and Albert Museum überlassen. Es hat eine großartige Schmucksammlung, und es hätte meinen Vater stolz gemacht, sie dort zu sehen.«
    »Ich wünschte, mein Vater wäre stolz auf mich.« Gemma überraschte sich selbst mit ihrem Geständnis. »Er sagt, ich würde meiner Mutter wehtun, weil ich Duncan nicht heirate.«
    »Tja.« Erika trank einen Schluck von ihrem Kaffee, der ihr offensichtlich bestens bekam. »Ich bin keine Psychologin, aber es könnte doch sein, dass Ihr Vater seine eigenen Wünsche auf Ihre Mutter projiziert, vielleicht auch, weil er sie sich selbst nicht richtig eingestehen kann.
    Aber Sie sollten sich bei Ihren Entscheidungen nicht davon leiten lassen, was IhrenVater oder Ihre Mutter glücklich machen würde, sondern vielmehr von dem, was Sie und Duncan glücklich machen würde.«
    Gemma drehte ihre Tasse in den Händen. »Aber ich … habe Angst.« So, jetzt war es raus. »Warum hat Duncan keine Angst? Es könnte so vieles passieren. Ich will nicht …«
    »Sie können nicht ewig auf der Stelle treten. Und Duncan weiß sehr wohl, was Angst ist. Er hat Kits Mutter verloren. Er hätte beinahe Sie verloren. Und er hat das Kind verloren, das ebenso seines wie Ihres war. Ich vermute, dass er in diesem Moment innerlich den entscheidenden Sprung gewagt hat, vor dem Sie noch zurückscheuen. Und was haben Sie letzten Endes zu verlieren?«
    »Mich selbst«, erwiderte Gemma leise. »Ich will nicht so sein
wie meine Mutter. Ich will nicht wie ein Trabant um die Sonne eines anderen kreisen.«
    »Sind Sie sicher, dass es bei Ihren Eltern nicht genau umgekehrt ist? Dass es nicht IhrVater ist, der um Ihre Mutter kreist?«, fragte Erika. »Und im Übrigen«, fügte sie mit Nachdruck hinzu, »sind Sie nicht Ihre Mutter, und Duncan ist ganz bestimmt nicht Ihr Vater.«
    »Aber was ist, wenn …« Gemma zwang sich, auszusprechen, was ihr am meisten Angst machte. »Was vorgestern Abend passiert ist... Es war Doug, der in der Schusslinie stand, aber es hätte genauso Duncan sein können.Was ist, wenn ich ihn verliere?«
    »Wenn es so ist«, antwortete Erika, »dann müssen Sie sich überlegen, was die Alternative zu diesem Risiko ist. Und die Alternative sind viele lange Abende mit einsamen Mahlzeiten und einem kalten Bett. Und die Entscheidung vor sich herzuschieben schützt Sie nicht vor dem Schmerz. Es gibt Ihnen nur mehr Grund, Ihr Zögern zu bereuen.«
    Gemma rückte auf der Klavierbank ein
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