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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie
Autoren: Deborah Crombie
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Ausdruck zurück und wischte sich die Hände an der Hose ab, als könnte sie so die Erinnerung an Doms Gesicht aus ihrem Gedächtnis löschen. Es war undenkbar,
dass Ellen Miller-Scott nicht gewusst hatte, wer der Vater ihres Kindes war.
    »Chefin …«
    »Das war die eineVerbindung, die wir nicht herstellen konnten – die zwischen Harry und Dom.« Gemma schluckte. »Ellen Miller-Scott hat den Vater ihres Sohnes ermordet.«

22
    Es ist nicht nur von einiger Wichtigkeit, sondern vielmehr von fundamentaler Bedeutung, dass der Gerechtigkeit nicht nur Genüge getan wird, sondern dass ihr offenkundig und unzweifelhaft Genüge getan wird.
     
    Lord Hewart, Rex v. Sussex Justices, 9. November 1923 (King’s Bench Reports, 1924)
    Der Lockvogel traf vor Einbruch der Dunkelheit ein. Ihr Name war Wendy Chen, ihr Dienstgrad Detective Sergeant, und Gemma hatte schon in ihrer Zeit bei Scotland Yard mit ihr zu tun gehabt. Sie hatte nicht nur die gleiche zierliche Statur wie Erika, sondern war zudem, wie Gemma sich erinnerte, eine talentierte Amateurschauspielerin.
    Und jetzt hofften sie alle, dass Wendy, ausstaffiert mit einer weißen Perücke und Kleidern aus Erikas Schrank, im Dunkeln als Erika durchgehen würde.
    Melody war wieder gegangen, um sich mit Kincaid und Cullen in Verbindung zu setzen, und Gemma konnte es ihr nicht verdenken, dass sie dabei sein wollte, wenn es zur Sache ging. Gemma selbst hatte nicht die Absicht, Erika allein zu lassen, bis dies alles ausgestanden war.
    Sie hatte Wesley Howard angerufen und ihn gebeten, die Jungs für den Abend mit zu seiner Mutter zu nehmen – Kit wäre zwar bestimmt nicht damit einverstanden, einen Babysitter vor die Nase gesetzt zu bekommen, aber sie hätte kein gutes
Gefühl dabei gehabt, wenn sie die beiden allein gelassen hätte. Sie konnte schließlich nicht wissen, ob Ellen Miller-Scott vielleicht schon dahintergekommen war, dass Gemma und Erika sich privat kannten, und wenn es um die Sicherheit ihrer Familie ging, war sie nicht bereit, irgendwelche weiteren Risiken einzugehen.
    Und sie hatte im Krankenhaus angerufen und mit dem Stationspfleger gesprochen. Es gehe ihrer Mutter den Umständen entsprechend gut, hatte er gesagt; sie habe sogar schon den Schwestern Anweisungen erteilt, wie sie die Betten machen sollten – ein Zeichen, dass sie schon wieder um einiges munterer war, dachte Gemma.
    Als sie anschließend Cyn anrufen wollte, bekam sie gleich die Mailbox dran, und ihr Vater ging weder in der Wohnung noch in der Bäckerei ans Telefon. Wie Harry Pevensey weigerte ihr Vater sich strikt, sich ein Handy zuzulegen, und seine Sturheit brachte Gemma immer wieder auf die Palme. Als sie nach dem letzten vergeblichen Versuch vom Garten ins Haus zurückging, war sie zu gleichen Teilen besorgt und verärgert.
    Da Gemma nicht mehr aus dem Haus gehen wollte – es bestand immerhin die Möglichkeit, dass Ellen Miller-Scott schon auf der Lauer lag -, begnügten sie sich zum Abendessen mit dem, was Erika noch im Haus hatte – Salat und Aufschnitt aus dem Feinkostgeschäft. Doch weder Gemma noch Erika hatten großen Appetit.
    Bei Einbruch der Dämmerung zog Wendy eine von Erikas Hosen und eine der langen, farbenfrohen Jacken an, die Erika mit Vorliebe trug; dann setzte sie die Perücke auf und band das dichte weiße Haar zu einem Knoten hoch.
    Auf Gemmas Drängen hatte Erika ihr gewohntes Gläschen trockenen Sherry vor dem Essen getrunken, und jetzt leuchteten die Wangen der alten Dame rosig in ihrem blassen Gesicht. »Das stimmt noch nicht ganz«, sagte sie und schleppte Wendy
vor ihre Frisierkommode, um ihr die Perücke neu zu machen. Doch nach zwei Versuchen ließ sie frustriert die Bürste sinken. »Das ist so, wie wenn ein Mann einem anderen die Krawatte zu binden versucht. Mein motorisches Gedächtnis spielt einfach nicht mit. Und diese scheußliche Perücke hat sowieso nicht die geringste Ähnlichkeit mit meinen Haaren«, fügte sie hinzu und rümpfte angewidert die Nase.
    »Dann versuchen wir’s mal mit dem Gang«, schlug Wendy vor und führte Erika ins Wohnzimmer. »Der ist sowieso das Allerwichtigste. Gehen Sie doch bitte mal ein bisschen auf und ab.«
    Als Erika ihrer Aufforderung folgte, fiel Gemma auf, dass sie den Rücken ganz steif hielt und sich langsamer als sonst bewegte. »Nein, entspannen Sie sich einfach«, sagte Gemma. »Reden Sie mit mir, während Sie gehen. Stellen Sie sich vor, Sie gehen einkaufen.«
    »Diese Frau wird niemals darauf reinfallen«, murmelte
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