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Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Autoren: E E Smit & Stephen Goldin
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die Uhr. Noch acht Minuten. Bald würde Prinzessin Edna mit der falschen Lady Bloodstar als Ehrendame eintreten. Er mußte sich nun etwas einfallen lassen, um wirkungsvoll in Aktion treten zu können – und zwar rasch.
    Bloodstar Hall war schon seit langem nicht mehr Schauplatz sportlicher Ereignisse, doch die große Anzeigentafel, die von der Mitte der Decke hing, war noch immer vorhanden. Sie war nun hochgezogen und pendelte rund fünfzehn Meter unter Jules.
    Gelegentlich gab es hier Theater- und Opernabende, und weiter unten konnte er Seile sehen, an denen Kulissen hochgezogen und gesenkt werden konnten. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, überlegte er, wie ein findiger junger Mann sich das alles zunutze machen könnte. Man müßte sich ein richtiges System zurechtlegen, um von hier nach dort und dann weiterzukommen.
    Die Stange, welche die Anzeigentafel hielt, war massiv, wenn auch im Verhältnis zur Tafel selbst dünn. Jules schlang die Arme um diese Stütze und ließ sich abwärts gleiten, bis er auf der riesigen Anzeigetafel stand. Sie hielt sein Gewicht mit Leichtigkeit aus – schließlich war sie so ausgelegt worden, daß sie gleichzeitig, wenn nötig, mehrere Arbeiter tragen konnte.
    Während Jules sich seinen nächsten Schritt überlegte, erklangen unter ihm Fanfarenstöße, und die Orgelklänge schwollen an. Alle Köpfe, auch der Jules', wandten sich nun dem entfernten Ende der Halle zu, wo Prinzessin Edna eben eintrat.
    Edna Stanley war keine betörend schöne Frau, doch hatte sie etwas an sich, das sie über die allgemeine Bedeutung des Wortes Schönheit weit hinaushob. Praktisch von Geburt an war sie auf ihre Rolle als nächste Herrscherin des Imperiums vorbereitet worden. Die ganze Majestät und all die Macht, die mit ihrer künftigen Stellung einhergingen, strahlten wellenförmig von ihr aus, wie sie nun im Eingang stehenblieb und die Hochrufe der riesigen Menschenmenge entgegennahm.
    Die Kronprinzessin trug ein enganliegendes, schulterfreies weißes Satinkleid, reich mit Perlen und Diamanten bestickt. Auch das Übergewand aus zarter Spitze war an Saum und Ärmeln mit smaragd- und saphirgeschmückten Borten besetzt. Um den Hals hing ein Smaragdkollier, mit einem großen quadratisch geschliffenen Smaragden als Anhänger. Ihr Kopfputz war eine pagodenförmige Krone aus Platin und Diamanten, von der glöckchenförmig geschliffene Smaragde hingen. Der Brautschleier aus Silbertüll hing ihr über den halben Rücken.
    Sie betrat nun mit ihrem Gefolge die Halle. Alle diese Edelfrauen trugen schwer bestickte Hofroben aus pastellfarbener Seide im Mandarin-Stil. Unter ihnen Lady Bloodstar, die wie das reinste Unschuldslamm dreinsah.
    Nun war der Zeitpunkt des Handelns gekommen. Jules durfte keine einzige Sekunde mehr mit dem Ausfindigmachen des sichersten oder besten Weges verlieren. Es ließ sich nun nicht vermeiden, daß er praktisch mitten in die Zeremonie platzte und den feierlichen Anlaß in ein Spektakel verwandelte. Er tröstete sich mit der Überlegung, daß die Alternative weit schlimmer ausfallen würde.
    Die Prinzessin blieb vor der kaiserlichen Loge stehen. Nun trat ihr Vater – ein hochgewachsener würdiger Mann mit grauem Haar und königlicher Haltung – vor und geleitete sie den Rest des Weges.
    Gleichzeitig sprang Jules von seiner sicheren Plattform hinunter auf die Seile zu, die man seitlich weggezogen und festgemacht hatte. Es handelte sich dabei um den wahrscheinlich weitesten Sprung seines Lebens, geboren aus schierer Verzweiflung. Kein Erdenbürger hätte dies für möglich gehalten. Sogar Jules selbst hätte in einem vernünftigeren Moment den Versuch nicht gewagt, denn wenn der Sprung mißlang, war die Alternative ein Sturz in die Tiefe und ein entsetzlicher Aufprall auf dem Boden.
    Jules wandte nun als hervorragendster Luftakrobat der Galaxis jeden ihm bekannten Trick an, um die nötigen paar Zentimeter zu gewinnen. Er flachte seinen Körper gegen die fast unmerklichen Luftströme in den oberen Regionen der Halle ab und dehnte seine Muskeln bis aufs äußerste, um nur ja an die Seile heranzukommen. Es war die geglückteste Einzelvorstellung seines ganzen Lebens – und sie ging völlig unbeobachtet über die Bühne, da die Blicke aller in der Halle noch immer auf der Prinzessin und dem Kaiser ruhten, die würdig zu der Empore schritten.
    Jules' Finger umklammerten das Seil, und er zog sich daran hoch. Eine Woge der Erleichterung durchströmte ihn. Er hatte das Unmögliche
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