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Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall

Titel: Weltraumpartisanen 27: Pandora-Zwischenfall
Autoren: Mark Brandis
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Monstern.“
    „Uns wird schon etwas einfallen, Sir.“
    „Sicher“, gab ich zurück, obwohl ich durchaus nicht davon überzeugt war.
    Man hätte vieles tun können - damals, als noch Zeit war. Jago in Gewahrsam nehmen. Oder Mutterleib in die Luft sprengen. Nun jedoch war es für alles zu spät. Nicht zuletzt durch meine Schuld. Nun konnten wir nur noch darauf warten, daß sie durch die Tür kamen. Oder darauf, daß sich ein Wunder ereignete.
    McBride legte mir plötzlich die Hand auf die Schulter. Ich blickte auf. Er deutete hinüber zu Captain Mboya.
    Captain Mboya stand vor der Tür, ein Ohr gegen den grauen Stahl gepreßt. Nach einer Weile wandte er sich uns zu.
    „Sie haben aufgehört!“ sagte er. „Ich höre nichts mehr.“
    Ich war so sehr in meine Überlegungen und Selbstvorwürfe vertieft gewesen, daß es mir nicht aufgefallen war.
    Kein Fauchen mehr, kein Hämmern. Vor der Panzertür war Stille eingekehrt.
    Ich stand auf und stellte mich neben den schwarzhäutigen Chief.
    „Wann haben sie aufgehört?“
    „Vor ein paar Stunden schon, Sir. Erst dachte ich: Sie machen Pause.“
    „Und was schließen Sie daraus, Captain?“
    „Keine Ahnung, Sir. Sie?“
    Was sollte ich daraus schließen? Ich hatte geglaubt, die Muster zu kennen. Das war ein verhängnisvoller Irrtum gewesen. Sie dachten anders als ich. Sie empfanden anders als ich. Sie sahen nur so aus, als wären sie Menschen unserer Art. Ich wußte die plötzlich eingetretene Stille nicht zu deuten.
    „Keine Ahnung“, sagte auch ich.
    Captain Mboya sah auf die Uhr.
    „Gleich elf“, verkündete er.
    „Wir warten bis Mittag“, sagte ich.
    „Einverstanden, Sir.“ Er sah mich an. „Schätze, wir haben keine andere Wahl. Wenn sie nicht hereinkommen, müssen wir irgendwann hinausspazieren.“
    McBride hatte stumm zugehört. Nun öffnete er einen der Werkzeugschränke und entnahm diesem eine Spritzpistole, einen Vorschlaghammer und eine gewaltige Brechstange.
    Die Stange behielt er selbst. Den Hammer reichte er Captain Mboya.
    „Besser als nichts“, bemerkte er dabei. Mir gab er die Spritzpistole. „Sie ist mit Verdünnung gefüllt, Sir“, klärte er mich auf. „Zielen Sie auf die Gesichter!“
    Der wortkarge Schotte hatte den Ausbruch bereits geplant gehabt.
    Falls die Muster die Schweißarbeit wiederaufgenommen hätten, wäre uns das nicht entgangen. Aber die befremdliche Stille vor der Tür hielt vor.
    Um zwölf Uhr bedeutete ich Captain Mboya mit einem Kopfnicken, die Tür zu öffnen. Ein kleines Kraftwerk begann zu summen, als sich klirrend die armdicken Riegelbolzen in Bewegung setzten.
    Ich war bestrebt, mich gelassen zu geben. Doch meine Gelassenheit war nur eine Maske. Ich trug sie, um den Jungen, der hilflos auf der Wolldecke lag, mit meinen Ängsten zu verschonen. Ich schloß die Möglichkeit nicht aus, daß wir in eine Falle liefen.
    Die Tür schwang langsam auf. McBride spähte hinaus und schüttelte den Kopf.
    „Das Gerät ist zwar da…“ „Aber die Muster?“
    „Sie haben alles stehen- und liegenlassen.“
    Er trat beiseite, um mich hinauszulassen. Ich hielt die Spritzpistole schußbereit. Das Zeug, das sie enthielt, war nicht tödlich, aber wer den Strahl abbekam, war zumindest vorübergehend kampfunfähig.
    Captain Mboya folgte mir: mit geschultertem Vorschlaghammer.
    Im Gang sah es aus wie in Sodom und Gomorrha. Drei schwere Schweißgeräte waren in Betrieb gewesen. Ich warf einen raschen Blick auf die Tür. Sie war rußgeschwärzt. Die obere Plattenlage war bereits durchschnitten. Ein paar Stunden noch - und unser Bunker wäre sturmreif gewesen.
    „Sir!“
    Captain Mboya riß mich zurück.
    Ich hatte das Muster fast im gleichen Augenblick erspäht. Es war eines der Frauen. M 80 saß auf einer der Azetylenflaschen - so starr und so unbeweglich, daß sie mir bisher nicht aufgefallen war.
    Meine Hand mit der Spritzpistole fuhr in die Höhe. Und M 80 hob langsam, sehr langsam, den Kopf. Ich sah und spürte die Anstrengung, die sich mit dieser Bewegung verband.
    Und meine Hand mit der Spritzpistole fiel wieder herab.
    Ich brauchte nicht abzudrücken.
    Das Muster, das da auf der Azetylenflasche saß, war kein Ungeheuer mehr, kein auf die Menschheit losgelassenes amoralisches Monstrum. M 80 war eine sehr, sehr alte Frau: mit faltigem Gesicht, trüben Augen und zahnlosem Mund. Eine Greisin.
    Ihre Lippen bewegten sich. Sie wollte etwas sagen. Aber dann seufzte sie nur und verschied. Sie starb wie eine zu welk gewordene Blume:
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