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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
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läßt.“
    Auf der Karte war es ein simples Manöver.
    „Großartig!“ sagte Lieutenant Stroganow sarkastisch. Jetzt wissen wir wenigstens, woran wir sind. Wo sind die Ruder?“
    Minkowski seufzte.
    „Sie haben gefragt, Iwan, ich habe geantwortet. Ich habe aufgezeigt, was getan werden müßte: falls wir Treibstoff besäßen, um an den Punkt zurückzukehren, an dem die alte Mechanik wieder wirksam wird.“
    Und daran, daß wir diesen Treibstoff nicht besaßen, scheiterte alles
    - scheiterte das aufwendige Manöver ebenso wie das einfache. Mit Augen, die vor Übermüdung brannten, starrte ich auf der vermaledeiten Karte, auf der sich, was zu geschehen hatte, so mühelos simulieren ließ. Mit mir war nicht mehr viel los. Aber an Schlaf war nicht zu denken. Der einzige Luxus, den Stroganow und ich uns erlaubt hatten, bestand darin, daß wir die Spuren der Gefangenschaft von uns abgeseift und uns mit sauberer Garderobe versorgt hatten.
    Das glimmende Schifflein, das den Ikarus markierte, war auf seinen aktuellen Kurs zurückgekehrt. Wie lange noch - und die elementare Kraft, der der Planetoid bereits gehorchte, würde ihn endgültig an sich ziehen?
    Minkowski las, was ich dachte, von den Augen ab.
    „Ich würde sagen, Sir, spätestens in achtzehn Stunden ist es soweit, daß die Addition der planetarischen Gravitationen unter die Nullmarke sinkt. Damit wäre dann für den Ikarus der Punkt überschritten, bis zu dem eine Umkehr - rein theoretisch - noch möglich ist.“
    „Und das ist alles, was Sie uns anzubieten haben, Jan?“
    Jan Minkowski wies seine leeren Hände vor.
    „Das ist alles, Sir.“
    Daran, daß Jan Minkowski sein Bestes gab, bestand kein Zweifel. Darüber, wie es in seinem Herzen aussah, sprach er nicht. Tamaras Name kam nicht über seine Lippen.
    Ich stand auf, suchte mir eines der wenigen Fenster, von denen aus man die Oberfläche des Planetoiden überblickte, und machte mich daran, meine Gedanken zu ordnen.
    Was ließ sich unternehmen?
    Da war der demolierte Sender. Selbst wenn es wider Erwarten gelang, ihn so funktionstüchtig zu machen, daß sich ein Hilferuf absetzen ließ, war damit nichts gewonnen. Kein Schiff der UGzRR stand nahe genug, um vor Ablauf der kritischen achtzehn Stunden zur Stelle zu sein.
    Da war unsere eigene SM 1. Für eine Massenevakuierung kam das Schiff nicht in Frage. Allenfalls konnten Lieutenant Stroganow und ich uns damit in Sicherheit bringen, die nächstbeste Plattform ansteuern, Alarm schlagen. Den Zurückbleibenden war damit nicht gedient.
    Ihre Uhr lief unaufhaltsam ab. Und sonst?
    Und sonst, mußte ich mir eingestehen, gab es nichts.
    Der Blick nach draußen machte mich schaudern. Von einem genialen Regisseur in Szene gesetzt, vollzog sich vor meinen Augen ein höllisches Schauspiel.
    Die Sonne selbst verbarg sich hinter dem Horizont, aber ihre Eruptionen, wie aus tausend Vulkanschloten, füllten den Himmel aus. War es Tag, war es Nacht? Es ließ sich nicht unterscheiden.
    Das Licht, das durch die abgedunkelten Scheiben brach, war so grell, daß ich die Hand vor die gepeinigten Augen halten mußte. Über dem aufgeheizten Geröll lag der Rauch wie ein schmutziger Teppich. Die aus dem Rampenbeton sickernden Lavaströme waren breiter geworden.
    „O mein Gott!“
    Lieutenant Stroganow, der neben mir stand, hatte sich bekreuzigt. Die Signale standen auf Untergang. Wie lange mochte unser Schiff den irrwitzigen Temperaturen standhalten?
    Ich sah mich um. Minkowski bemerkte es.
    „Was suchen Sie, Sir?“
    „Ein Glas.“
    „Vor Ihnen im Schapp.“
    Bevor ich das Glas vor die Augen hob, montierte ich die Filter.
    Zum ersten Mal, seitdem ich es mit der SM 1 zu tun hatte, empfand ich so etwas wie Hochachtung vor dem plumpen, unschönen, verbauten Schiff. Da stand es und hielt aus! Die Antenne war geschmolzen; das war, so weit ich erkennen konnte, der einzige Schaden, den das Schiff bisher genommen hatte. Die Außenhaut war ohne Blasen. Das Himmelsmuli, wie Gumboldt die SM 1 genannt hatte, war über alles Erwarten hinaus hart im Nehmen.
    Da stand es, unser Schiff. Ein paar Handgriffe genügten, um es klarzumachen für den Start. Und ein paar Stunden später würde dieses Stück Hölle unter den Sternen nur noch schauderndes Erinnern sein!
    Minkowski begriff, was in mir vorging.
    „Sir, wenn Sie uns verlassen - niemand würde, niemand könnte Ihnen einen Vorwurf machen. Sie sind nicht verantwortlich.“
    Auf seine Weise hatte er recht. Nicht einmal das UGzRR-Emblem
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