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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
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Lukendeckel zu. Eine Sekunde später tat sich der äußere Deckel auf - und die Hölle lag uns zu Füßen.
    Meine Eingeweide verkrampften sich. Nie im Leben hatte ich eine solch erbärmliche Angst verspürt. Von der Gewißheit, in diese Hölle hineintauchen zu müssen, und dies aus freien Stücken, wurde mir schlecht. Arme und Beine: alles war wie gelähmt.
    „Sir!“
    Lieutenant Stroganow stieß mich an.
    Begriff er, wie es um mich stand? Auf jeden Fall machte er mir Mut. Es mußte sein. Jedes Zögern und Zaudern machte die Sache nur noch schlimmer.
    Gott, hilf mir!
    Ich atmete tief durch, überwand mich und trat hinaus. Und der Feind stand bereit, uns zu empfangen: mit seinem Blenden, mit seiner sengenden Glut, mit seinen trügerischen Vorhängen aus Rauch.
    Die feuerfesten Anzüge waren das Geld, das die Black Diamond Inc. dafür ausgegeben hatte, wert. Doch wir bezahlten den Schutz vor der mörderischen Hitze, den sie uns gewährten, mit einem Kraftaufwand, der zu dem kleinen Geländestück, das es zu überwinden galt, in keinem Verhältnis stand. Im Helm vermischte sich mein eigenes Keuchen mit dem von Lieutenant Stroganow, das aus dem Lautsprecher drang.
    Das gefilterte Licht, das durch die Helmscheiben eintrat, war immer noch so grell, daß die Augen tränten. Halb blind keuchten wir durch den Rauch, und der Rauch reichte uns bis an die Schultern. Darüber war die Sicht klar. Das gleißende Cockpit der SM 1 wies uns den Weg.
    Wohin man beim Laufen den Fuß setzte, war nicht zu sehen. Ich stolperte über spitzes Geröll. Ein Fuß verfing sich. Ich strauchelte, fiel hin, und der Rauch schlug über mir zusammen. In einer roten Nacht kämpfte ich darum, wieder auf die Beine zu kommen. Die Ausrüstung behinderte mich. Ich glich einem Maikäfer, der auf dem Rücken liegt.
    „Sir, warum sagen Sie nichts?!“
    Lieutenant Stroganow hatte mich gefunden. Er bückte sich und half mir auf.
    „Alles in Ordnung, Sir?“
    Vermutlich hatte er mir soeben das Leben gerettet.
    „Alles in Ordnung.“
    „Haben Sie schon gesehen, Sir - vor uns ist kein Durchkommen!“
    So war es. Der direkte Weg zu den Rampen war unpassierbar. Ein breiter Lavastrom zerschnitt das Gelände.
    „Wir versuchen’s von der anderen Seite!“
    „Roger, Sir.“
    Wir machten kehrt. Am Rampengelände entlang eilten wir dorthin, wo die kurze Nacht für vorübergehende Abkühlung gesorgt hatte.
    Meine Hoffnung erfüllte sich. Der Beton war deformiert, aber noch befand er sich nicht im Zustand der Auflösung. Vielleicht war, da das Rampengelände mit seinen Sockeln nach und nach entstand, seine Zusammensetzung von einer robusteren Art.
    Vom Fahrstuhl war nur noch das ausgeglühte Skelett übriggeblieben. Seite an Seite stemmten wir uns die Stufen zur Plattform hinauf. Es war, als erklömme man Stufen zum Schafott - nur daß wir hinauf mußten, um zu überleben. Allmählich fraß sich die mörderische Glut durch Asbest und Isolierung. Die Wendemarke war überschritten. Es gab kein Zurück mehr. Der Weg bis zur ikarischen Schleuse war zu weit geworden. Wir mußten an Bord.
    Einen Atemzug lang durchzuckte mich panische Angst: die Steigleiter könnte geschmolzen sein. Ich kämpfte mich durch den Rauch, der auch über der Plattform lag - und da war sie plötzlich vor mir: fest, solide und unversehrt, eine Steigleiter aus hitzebeständigem, feuergehärtetem Titan.
    „Vorwärts, vorwärts, Lieutenant!“
    „Wenn es sein muß, Sir - halten Sie sich an mir fest!“
    Er blieb um mich besorgt - auch in dieser Situation. Man durfte sich nicht täuschen lassen durch das mit den Jahren grau gewordene Haar. Er war in besserer Kondition als so mancher Zwanzigjährige. Hinter ihm her kämpfte ich mich nach oben und ließ mich keuchend in die Schleuse fallen.
    Eine knappe Minute später befanden wir uns an Bord. Es war nicht zu glauben: Die Temperatur, die im Innern des Schiffes herrschte, war immer noch erträglich - kaum höher als die im Bereich der oberen ikarischen Sohle. Die SM 1 mochte eine konstruktive Mißgeburt sein, doch am Material war nicht gespart worden.
    „Nur fünfundvierzig Grad, Sir.“
    „Das wird sich ändern. Beeilen wir uns!“
    Wir betraten das Cockpit, klappten die Visiere hoch und bezogen unsere Plätze, ohne uns der schweren Anzüge zu entledigen. Wir würden sie wieder brauchen, und die Zeit war ein kostbares Gut.
    Die Luft im Cockpit war warm und dünn, aber sie ließ sich atmen.
    Der Schweiß, den wir an die Flickschusterei gesetzt
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