Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
hatten, zahlte sich aus.
    Von der Brücke aus übersah man das Inferno in seinem ganzen Ausmaß: das qualmende Geröll, über dem wie diabolische Seifenblasen noch immer vereinzelte glühende Reste des geschmolzenen Sendemastes schwebten, die vom Lavakrebs zerfressene Rampe, die zusammengeschrumpft war zu jener kleinen Insel der Standhaftigkeit, auf der sich unsere SM 1 erhob; die atemlosen Lichtschreie der überhitzten Kollektoren; und über allem - grell, heiß und alles verzehrend wie der Jüngste Tag - der sengende Glast der nahen Sonne.
    Lieutenant Stroganow und ich waren ein eingeübtes Team. Er reduzierte die Checkliste auf die unabdingbaren Elemente, und als ich danach den Fusionshebel drückte, sprang das Triebwerk an.
    „Es bleibt dabei: Ich fliege, Sie lotsen!“
    „Aye, aye, Sir.“
    Der Start des plumpen Schiffes war von balletteuser Einfachheit. Nur wenige Meter von uns entfernt, jenseits des strahlenabsorbierenden Panzers, entluden sich atomare Energien, die mit jenen zu wetteifern trachteten, die uns bedrohten. Der Schwere Brüter, einmal wachgerüttelt, reagierte auf meine Schubanforderung mit der Energieleistung einer mittleren H-Bombe. Die SM 1 wurde in die Höhe gerissen und stieg weiter, schneller und immer schneller.
    Eben noch hatten wir uns in der Hölle befunden - und nun, nur ein paar Herzschläge später, umgab uns die saubere Einsamkeit des unendlichen Raumes, und jeder Kurs, den wir zu wählen wünschten, stand uns offen.
    Soll ich es verschweigen? Die Versuchung, einfach davonzustürmen, sich um nichts mehr zu kümmern, nur noch daran zu denken, sein eigenes Leben zu retten: diese Versuchung war nahezu übermächtig. Daß wir umkehrten, muß etwas mit meinem ehemaligen Lehrer zu tun gehabt haben.
    „Also dann… “
    „Ja, Sir. Packen wir’s!“
    Beim Anflug achtete ich darauf, daß wir die Sonne im Rücken behielten. Für die Präzisionsarbeit, die es knapp über Grund zu leisten gab, benötigte ich die Sehleistung ausgeruhter Augen. Immerhin ging es darum, das plumpe, widerspenstige Schiff auf den Zentimeter genau in den Trichter zu manövrieren.
    Not macht erfinderisch, heißt es. Manchmal zwingt sie einen aber auch zu einem Akt hellen Wahnsinns.
    Rauch verschleierte die Sicht: auch noch, als die SM 1, nachdem sie den Planetoiden zur Hälfte umrundet hatte, eintauchte in das von Feuergarben durchzogene Violett der ruhelosen Nacht. Der Lichtbalken des Scheinwerfers verlor sich im Dunst, ohne den Grund zu berühren, den er suchte.
    „Drei Grad Backbord, Sir.“
    „Drei Grad Backbord.“
    „Und dann zwei Grad tiefer.“
    „Zwei Grad tiefer.“
    „So halten.“
    Lieutenant Stroganow saß vor dem Landeradar und lotste mich seelenruhig, als hätten wir es mit einer normalen Nebellandung zu tun, an den Triebwerksschacht des Ikarus heran.
    „Und jetzt, Sir - Nase nach vorn!“
    „Nase nach vorn. Roger.“
    „Fahrt raus!“
    „Fahrt raus!“
    Wie ein rüttelnder Falke stand die SM 1 über dem rauchverhangenen Gelände. Meine Augen suchten den Schacht. Der Schacht, wußte ich, hatte den Durchmesser eines Leuchtturms. Vor dem Cockpit stand der Rauch wie eine Wand.
    „Ein Grad Steuerbord, Sir.“
    „Ein Grad Steuerbord.“
    Die SM 1 gehorchte dem Ruder.
    „Und jetzt ganz langsam, Sir… wirklich, ganz langsam!“
    Die SM 1 kroch an. Und um ein Haar wäre es mir, von Lieutenant Stroganow getreulich gelotst, gelungen, sie in den Trichter einzufädeln wie den Seidenfaden in das Nadelöhr. Aber als das Triebwerk, wie es das so gern tat, aussetzte und wieder ansprang, war es um die Eleganz des Manövers geschehen. Die SM 1 krachte, Nase voraus, in den Trichter mit der Wucht eines angreifenden Nashorns.
    Der Anprall wie auch der Lärm, den er verursachte, hatten mich betäubt. Irgendwann faßte ich mich und stellte das Triebwerk ab. Alles weitere war Sache des Schaltraumes. Uns blieb nur noch übrig, dafür die letzte Vorkehrung zu treffen.
    Ich schaltete das VKS ein und programmierte es mit dem Kommandowort FERN und den damit gekoppelten bordeigenen Codewörtern. Dann wandte ich mich um.
    „VKS-Kontrolle!“
    Weil sich der Sender nicht benutzen ließ, mußten wir improvisieren. Lieutenant Stroganow nahm unser Walkie-Talkie vom Haken, zog sich damit in eine Ecke zurück und machte die Probe aufs Exempel:
    „VKS-Kontrolle. Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins - Caesar !“
    Bei Caesar erwachte das VKS zum Leben.
    „Genug!“
    Lieutenant Stroganow
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher