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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Autoren: Mark Brandis
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sehen konnte, blickte ich in den Lauf der Bell. Eine Klapperschlange hätte nicht schneller zuschlagen können. Der Lauf pulsierte.
    „Wie Sie wollen, Brandis!“ sagte Gumboldt. „Wir können auch auf die harte Tour einig werden. Zwei Raumanzüge liegen vor der Schleuse bereit. Sie gehen voran.“
    Mit einem verwundeten Banditen, der eine entsicherte Bell in der Hand hält, soll man nicht streiten - vor allem, wenn man selbst unbewaffnet ist. Ich fügte mich. Ich war in seiner Gewalt.
    „Den kurzen Weg!“ sagte er. „ Wir haben genug Zeit verloren. Ich will endlich weg.“
    Ich kroch unter der Absperrung hindurch und betrat den Zubringerstollen Anton 1, den man die Astronautenallee nannte, und Piet Gumboldt keuchte mit etwa zehn Meter Abstand hinter mir her: in der rechten, gesunden Hand den schweren Koffer, die Bell entsichert und griffbereit im Hosenbund.
    Im Stollen roch es nach Staub und brüchigem Gestein. Ein Lichtstrang war gerissen und brannte nicht mehr, der andere gab gerade genug Licht, um den Stollen mit gespenstischem Halbdunkel zu erfüllen. Unter den Füßen klirrte und knirschte der Schutt.
    An die Regeln, die Piet Gumboldt mir diktierte, hielt ich mich gerade so lange, bis zu meiner Rechten der übliche Fluchtschacht auftauchte: eine schmale Wendeltreppe hinab zur nächsttieferen Sohle.
    Ich warf mich hinein, spürte den glatten Beton der Stufen unter meinen Füßen und rannte treppab.
    Piet Gumboldt heulte vor Wut.
    Ich konnte hören, wie er den Koffer fallen ließ und zur Waffe griff.
    Der Schuß verfehlte mich, denn ich befand mich längst in Deckung, aber dem morschen Gewölbe gab er den Rest. Die Astronautenallee war nicht ohne Grund gesperrt. Ein dumpfes Grollen ließ sich vernehmen, dann erlosch das Licht, als ein paar Tausend Tonnen Gestein in sich zusammenbrachen. In meinem Fluchtschacht klammerte ich mich an das Geländer, um von der Sturmbö, die durch die Dunkelheit gezogen kam, nicht fortgerissen zu werden.
    Ich fand Lieutenant Stroganow und Minkowski in der Kantine vor, wo sie sich um Dr. Hamilton und seine Leute kümmerten. Es roch nach heißem Kaffee und frischen Brötchen. Mein Navigator empfing mich mit einem fragenden Blick. Ich dachte bereits an unseren nächsten Schritt.
    „Wir können uns an die Arbeit machen, Lieutenant!“ sagte ich. „Piet Gumboldt hat sich soeben sein eigenes Grab geschaufelt.“

18. Bericht des 1. UGzRR-Vormannes Mark Brandis
    Dr. Hamilton hatte mir in seiner Eigenschaft als Vertreter der Black Diamond Inc. die Vollmacht gegeben, alles Menschenmögliche zu unternehmen, um das dem Ikarus drohende Verhängnis abzuwenden.
    „Kosten spielen keine Rolle, Commander.“
    Die Mannschaft, die ich gegen die programmierte Katastrophe ins Feld zu führen vermochte, war gering. Sie bestand außer mir aus Jan Minkowski, der vom Fach war, und meinem Co-Piloten und Navigator Lieutenant Stroganow. Im Schaltraum verschafften wir uns zunächst einen Überblick über die Lage. Diese konnte nicht beängstigender sein.
    Vor der eingeblendeten Raumkarte stehend, berichtete Jan Minkowski im einzelnen, was sich zugetragen hatte und immer noch zutrug. Seine Ausführungen liefen darauf hinaus, daß man das physikalische Gesetz des Universums nie vollends außer Kraft setzen kann. Man kann es aber - und das ist die ganze Kunst der astralen Objektverlagerung nach der Roederschen Methode - kurzfristig überlisten, um es dann, sobald es wieder wirksam ist, für seine eigenen Zwecke zu nutzen.
    „Unser Problem“, führte Minkowski aus, „besteht darin, daß wir den Ikarus nicht länger manövrieren können und somit der auf ihn einwirkenden Kraft, der solaren Anziehung, nicht in Richtung Merkur oder Venus entgegenwirken können. Aber das wäre schon die aufwendigere Korrektur, so wie sie von Piet Gumboldt versucht worden ist…“
    Lieutenant Stroganow, der bislang schweigend zugehört hatte, hob den Kopf.
    „Und was verstünden Sie unter der weniger aufwendigen Korrektur?“
    „Unter einer einfachen Korrektur“ - Minkowski ließ das glimmende Schifflein über die Karte wandern. Anfangs war die Bewegung lediglich rückläufig, doch dann ging sie mehr und mehr über in eine elegante Drehung und geriet zu einer länglichen Ellipse um die Sonne -„verstehe ich das hier.“
    „Man stellt die eingespielte Himmelsmechanik wieder her…?“
    „Ganz recht.“ Minkowski nickte. „Man stellt sie wieder her, indem man den Ikarus auf seine alte Bahn zurücksacken
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