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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor
Autoren: Mark Brandis
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zum letzten Akt.
    Brandis rannte zur Uranitampulle, die ich verloren hatte, hob sie auf und schüttelte sie. Ein paar Liter waren darin zurückgeblieben.
    Ich begriff ihn nicht. Was hatte er vor? Die Flasche war keine Waffe. Mit einer Handvoll Glas zwischen den Fingern hält man nicht einmal einen Büffel auf.
    Die braune Spinne ließ von Busch ab und warf sich herum, um den plötzlich aufgetauchten zweibeinigen Feind anzugreifen. Ihr Trab ging über ihn prasselnden Galopp. Brandis erwartete sie auf den Knien. Ich konnte sehen, wie er seine Mütze abnahm und an der uranitgetränkten Erde rieb, bevor er sie zusammenknüllte und zu zwei Dritteln in den Ampullenhals stopfte.
    Die braune Spinne setzte zum Endspurt an. Brandis griff in die Tasche, holte ein Zündholz hervor und riß es am Daumennagel an. Die Spinne gab einen hohen zischenden Laut von sich. Ihre acht Beine wirbelten den Unrat auf. Die Entfernung schrumpfte. Zwanzig Meter -Fünfzehn Meter -Zehn Meter -
    Die Spinne setzte zum Sprung an. Brandis hielt die Flamme an die Mütze, und als diese sich in eine Feuersäule verwandelte, warf er die Flasche der Spinne direkt vor die Füße. Eine grelle Lohe stieg auf. Brandis stand auf und begab sich hinüber zu Busch.
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    15.
    26. 11.2084
    Als Zeitpunkt für den Start hatte Brandis das erste Tageslicht benannt. Noch bevor der graue Syrup vor den Fenstern erschien, waren wir auf den Beinen.
    Obwohl wir wieder einmal bis in die tiefe Nacht hinein gearbeitet hatten, verspürte ich keine Müdigkeit. Der Gedanke, daß die Entscheidung unmittelbar bevorstand, vertrieb alle Mattigkeit.
    Was menschenmöglich war, hatten wir getan, und vielleicht noch einiges darüber hinaus. Falls der Start mißlang, traf uns keine Schuld, dann starben wir als ein Opfer höherer Gewalt: mit gutem Gewissen. Niemand konnte uns dann vorwerfen, wir hätten die Flinte ins Korn geworfen, statt bis zur letzten Sekunde unsere Pflicht zu tun. Und unsere Pflicht bestand im Augenblick im Heimkehren. Daß ich zu dieser Einsicht gelangte, war nicht mein Verdienst. Die ganze Zeit über war Brandis die treibende Kraft gewesen. Er war - besser läßt sich das nicht in Worte fassen - der geborene Commander.
    Bevor die Schleuse zufuhr, warf ich noch einen letzten Blick auf diesen unseligen Himmelskörper ohne Namen, auf den es uns verschlagen hatte. Der Nebel hatte sich verzogen, und während ich oben am Ausstieg stand und hinabschaute auf die graue Stätte des Todes, kam es mir vor, als sähe ich die Zukunft der Erde. Schaudernd wandte ich mich ab, und der Schreibstift in O'Briens Händen berührte den Knopf. Mit sanftem Zischen setzten sich die Schleusentore in Bewegung.
    O'Brien kam die Leine herabgerutscht und massierte seine schmerzenden Hände.
    „Eins steht fest", sagte er, „was immer jetzt auch geschieht - in dieses Spinnennest setz ich keinen Fuß mehr."
    Wir begaben uns auf unsere Plätze.
    Es war soweit. Ob als wieder funktionsfähiges Schiff, ob als unsere Gebeine verzehrender Feuerofen -: die Henri Dunant blieb unser Schicksal.
    Die Brücke mit ihren Gerüsten, Rampen und Seilwinden glich einem gespenstischen Disneyland. Ein anderer Vergleich fiel mir ein: die amerikanische Freiheitsstatue, als man sie restaurierte. Die Arbeiter auf den Gerüsten hatten ausgesehen wie Ameisen. Ein letztes Mal -so oder so - galt es sich mit dem Faktor abzufinden. Dem Tod, sofern der Start mißlang, war es egal, wie groß oder wie klein wir waren.
    Die Crew traf die letzten Vorbereitungen.
    Brandis erklomm das Gerüst zum Starter. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß der rote Knopf für ihn gut zu erreichen war, drehte er sich um.
    „Ich bitte um die Klarschiff-Meldungen!"
    Wenn man ihn nur gehört hätte, ohne zu wissen, unter welchen Bedingungen er diese Worte sprach, wäre man schwerlich auf den Gedanken gekommen, daß es sich um etwas anderes handeln könnte als um einen alltäglichen Start. Vielleicht mußte das so sein; wahrscheinlich ging es gar nicht anders. Der Start eines Schiffes hat seine bestimmte Gesetzmäßigkeit.
    Die Lieutenants Xuma und Levy standen neben der Seilwinde, die mit dem Schubregler verbunden war. Xuma führte das Kommando. Er antwortete:
    „Seilwinde Regler ist klar."
    „Voll voraus!" sagte Brandis.
    Xuma und Levy stemmten sich ins Geschirr, und der Schubregler sprang in das bezeichnete Feld.
    So viel verstand selbst ich von der Technik, um zu begreifen, daß Brandis einen Start mit vorprogrammierten Kommandos
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