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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor
Autoren: Mark Brandis
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hinaus, Lieutenant?" „In meinen jungen Jahren, daheim in Sibirien", erklärte Stroganow, „habe ich es mehr als einmal zu tun gehabt mit dem weißen Tiger. Um ihn zur Strecke zu bringen, gab es zwei Möglichkeiten. Die erste bestand darin, ihn zu verfolgen."
    Brandis Blick wanderte langsam zwischen dem Navigator und der schwarzen Spinne hin und her.
    „Und die zweite, Lieutenant?"
    „Ach so, die zweite", erwiderte Stroganow. „Sie bestand darin, daß man sich den Tiger vor die Flinte lockte - mit einem Köder. Ich werde es Ihnen zeigen ... "
    Streganow drehte sich plötzlich um, rannte auf das Netz zu, sprang hoch und schlug der Spinne mit der flachen Hand auf den Hintern, daß es nur so klatschte. Ich erstarrte. Die beabsichtigte Wirkung trat auf der Stelle ein. Die Spinne fuhr herum und kehrte, um sich den Übeltäter zu greifen, auf ihren alten Platz zurück.
    Und jetzt konnte man erleben, was das bedeutet: ein eingespieltes Team.
    Das Schicksal der schwarzen Spinne war besiegelt, noch bevor ich begriffen hatte, worum es eigentlich ging.
    Stroganow schrie: Jetzt!" und ließ sich fallen; und Brandis kommandierte: „Feuer!" woraufhin sich die Männer an der Reißleine mit einem lauten Hau-ruck ins Joch legten.
    Der Schuß ging los.
    Als ich mich von meinem Schrecken erholt hatte, gab es die schwarze Spinne nicht mehr.
    Stroganow hatte, wie man so sagt, mehr Glück als Verstand gehabt. Um ein Haar hätte es ihn selbst erwischt. Mit einer Hand klebte er am Netz. Wir mußten ihn freisäbeln. Er war völlig in Ordnung, aber reichlich blaß im Gesicht. Brandis schickte ihn los, sich zu waschen.
    Wir anderen nahmen uns das verwaiste Netz vor. Wir hackten, säbelten und schnitten nach Leibeskräften, wobei wir uns alle paar Minuten abwechselten, aber dennoch dauerte es mehr als eine geschlagene Stunde, bis die Sperre vollends abgebaut worden und auch das letzte klebrige Stück Faden von der Dicke eines Kinderarmes hinabgestürzt war in die neblige Tiefe.
    Danach waren wir alle so ausgepumpt, daß an ein sofortiges Wiederaufnehmen des Betankens nicht zu denken war. Brandis selbst, der sonst keine Müdigkeit gelten ließ, ordnete die Ruhepause an.
    Ich saß da und verfluchte mein Schicksal. Ich verfluchte es auf doppelte Weise: zum einen, weil es mich in dieses elende Loch geführt und aus mir einen lächerlichen Däumling gemacht hatte, und zum zweiten, weil ich über keine zu meinem Faktor passende Kamera verfügte. Das Duell mit der schwarzen Spinne hätte mir ein paar zusätzliche, schwerbezahlte Sonderseiten eingebracht. Enrico Vargas Tagebuch war nichts, was die breite Masse interessierte. Die Leute sind, wie sie sind. Am bereitwilligsten zücken sie ihr Portemonnaie für irgendwelche Sensationen. Die letzten Fotos hatte ich geschossen, als es um die Paracelsus ging - seitdem nicht ein einziges. Den zweiten Teil meines Berichtes zu bebildern war ich nicht in der Lage.
    Neben mir wurden Stimmen laut. Ich drehte mich um. Captess Kato war dabei, Lieutenant Stroganow eine Gardinenpredigt zu halten.
    „Ich frage mich, was Sie sich dabei gedacht haben!" sagte sie. „Es hätte auch ungerade schreiten können."
    Stroganow verzog das Gesicht, sah mich an und stöhnte. „Sie sagt, es hätte auch schiefgehen können. Sie hat ja nicht mal Unrecht."
    Mit erheblicher Verspätung nahmen wir das Heranschleppen des Uranits und das Betanken wieder auf. Immer noch hatten wir es mit dichtem Nebel zu tun, und die Transporte gestalteten sich von Mal zu Mal umständlicher und schwieriger.
    Commander Busch fiel die Aufgabe zu, der Marschkolonne, wenn sie sich beladen durch das Labyrinth der Schleich- und Umwege quälte, voranzugehen und mit einem abgebrochenen Ast den Luftraum zu sondieren. Im Nebel blieb das klebrige Gespinst nahezu unsichtbar. Ein Träger weniger bedeutete zusätzliches Gewicht. Die Ampullen wurden nun bis an den Rand gefüllt und dann, wie immer, mit einem Korken verschlossen. Mehr denn je galt es, beieinander zu bleiben. Von allen Seiten umringte uns das unheimliche Geraschel, und dann und wann bekam der Nebel einen pestilenzartigen Geruch. Gelegentlich kam mir das Groteske unserer Situation in den Sinn. Im vorletzten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der die Eroberung auch des letzten Planeten bereits abzusehen war und man fast schon zu der Ansicht gelangen konnte, daß der Himmel keine Geheimnisse mehr gab, quälten wir uns schwitzend und keuchend, ohne jedes technische Hilfsmittel, über ein
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