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Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille

Titel: Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
Autoren: Mark Brandis
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die neuen Kameraden. Seebeck erinnerte sich …
    Die beiden ersten Menschen auf dem Mond hatten ein Abzeichen getragen, ein Abzeichen mit dem Kopf eines Schlittenhundes vor dem Sirius-Stern. Das war es.
    Die alte dänische Schlittenpatrouille über das grönländische Inlandeis – zweitausend Kilometer und vier Monate, völlig auf sich allein gestellt, bei Schneesturm und Frost, Inbegriff der Einsamkeit. Seebeck mußte schlucken.
    »Und«, fragte er, »wie kommt man bei Ihnen zu dieser Bezeichnung?«
    Der Merkur- Kommandant brauchte nicht zu überlegen.
    »Sie werden schon von selbst darauf kommen«, erwiderte er. »Die Invictus hat den Auftrag, das Raumgebiet zwischen Erde, Venus, Mars und Jupiter zu kontrollieren – ob sich da auch niemand eingenistet hat, der da nicht hingehört. Eine verdammt einsame Angelegenheit.«
    Aus der Schleuse der Invictus schoß wie eine zustechende weiße Schlange die kaum fingerdicke Perlonleine. Seebeck konnte nicht sehen, wie sie aufgefangen wurde – aber als sie sich plötzlich straffte, wußte er, daß die Verbindung hergestellt war.
    »Es ist soweit«, sagte der Merkur -Kommandant. »Lassen Sie Major Degenhardt besser nicht warten.«
    Seebeck nickte, straffte sich und verließ das Cockpit. Er war im Zwiespalt, wie so oft. Vor ihm lag alles, was er verabscheute, lagen Einsamkeit, Entbehrungen, ein unbequemes Leben. Aber zugleich lag vor ihm auch, was er für seine Arbeit als Schriftsteller und Reporter ebenso dringend benötigte wie die Luft zum Atmen – lagen Schicksale, Begegnungen, Erkenntnisse … lag auf dem Grund einer noch aufzudeckenden Wahrheit die Story.
    Der Titel der Story stand schon fest. Der Merkur- Kommandant hatte sie ihm geliefert: Sirius-Patrouille . In Gedanken spannte Seebeck bereits den Bogen – vom grönländischen Inlandeis zu den Sternen, von den Schlitten, die gezogen wurden von hechelnden Hunden mit dampfendem Atem, zur Invictus mit ihren machtvollen Triebwerken. Hatte sich in den vergangenen hundert Jahren überhaupt etwas grundsätzlich geändert? Hinter jedem Aufbruch ins Ungewisse stand immer wieder der Mensch mit seinem Mut; und mit seiner Angst auch.
    Seebeck warf einen letzten Blick auf die Perlonleine über dem unendlichen Raum – und gleich darauf warf er sein Herz hinüber auf das wartende Schiff. Es gab keine Ausreden, es gab kein Zurück.
    Ein Mann der Merkur half ihm beim Anlegen des Raumanzuges. Seebeck stülpte den Helm auf, und der Mann überprüfte die Verriegelung und das Funktionieren der Ventile. Danach klopfte er Seebeck aufmunternd auf die Schulter.
    »Ihr Gepäck ist schon drüben, Sir. Wollen Sie, daß einer von uns Sie begleitet?«
    »Nicht nötig«, sagte Seebeck. »Ich werde mich an diese Art von Akrobatik gewöhnen müssen.«
    »Weiß Gott« – der Mann grinste –, »das ist ein verdammt wahres Wort, Sir.«
    Seebeck wandte sich um. Der Merkur- Kommandant stand hinter ihm.
    »Alles klar, Seebeck?«
    »Alles klar!« wiederholte Seebeck. »Und vielen Dank fürs Rausbringen.«
    Der Blick des Merkur -Kommandanten wurde plötzlich vieldeutig.
    »Viel Glück! Und bedanken Sie sich lieber erst, wenn Sie wieder gut zu Hause sind.«
    Seebeck begab sich zum Ausstieg und ließ sich die Sicherheitsleine anlegen.
    Bevor er von Bord ging, prägte er sich Datum und Uhrzeit des Übersteigens ein: 16. Januar 2081, 16.00 Uhr Bordzeit.
     
    Ein breitschultriger Mann mit grauem Haar über einem verwitterten Gesicht – mein Gott, der Mann ist ja um die Sechzig! durchzuckte es Seebeck – streckte dem Neuankömmling eine stützende Hand entgegen und half ihm beim Abstreifen des nun nur noch störenden Raumanzuges.
    »Alles gut überstanden, Sir?«
    Seebeck klopfte sich ab.
    »Mir scheint, ich bin tatsächlich in einem Stück rübergekommen.«
    Der Graukopf kontrollierte die Schleusenverriegelung und wandte sich danach erneut an Seebeck.
    »Dann also – willkommen auf der Invictus, Mr. Seebeck! Ich bin Stroganow … VEGA-Lieutenant Stroganow, um von vornherein kein Mißverständnis aufkommen zu lassen. Sie sehen in mir so etwas wie ein ziviles Überbleibsel. Wohl oder übel werden Sie mit mir die Kammer teilen müssen.«
    Seebecks Sinne waren schlagartig geschärft. Das also war der große alte Mann der VEGA – einer der besten Navigatoren, die je unter den Sternen geflogen waren: Iwan Stroganow, der bärenstarke Sibiriak, leibhaftige Verkörperung der guten alten Windjammerzeit, in der man die astralen Reisen nicht nach Tagen und Wochen,
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