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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
Autoren: Mark Brandis
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mich fand sich ein rußgeschwärzter Schürhaken. Sergeant Caruso hatte ihn mitgebracht.
    In loser Reihe schwärmten wir aus - in die Richtung, aus der der verhängnisvolle Pfeil gekommen war.
    Als es sich eine knappe Viertelstunde später herausstellte, daß der Feind nicht daran dachte, es zum Kampf kommen zu lassen, sondern sich bereits zurückgezogen hatte, war die Enttäuschung unter den Männern groß. Die Wut über den heimtückischen Überfall nagte an ihnen. Ich hingegen war, auch wenn ich es nicht aussprach, mit dieser Entwicklung der Dinge zufrieden. Von Anfang an war von mir unser Vorstoß zu den sumpfigen Ufern des Sees als reine Demonstration gedacht. Es ging mir darum, den zwischen Büschen und Bäumen lauernden Feind zu verwirren und über unsere Schwäche hinwegzutäuschen, um uns auf dem bevorstehenden Marsch zur Schleuse den Rücken freizuhalten.
    Lieutenant Torrente hatte sich niedergekauert und studierte die spärlichen Spuren. Als er sich schließlich aufrichtete, schnalzte er mit der Zunge.
    »Drei Mann«, sagte er verächtlich, »Sie tragen keine Schuhe. Und ihre Waffen« - er wies einen zurückgebliebenen, angebrochenen Pfeil mit einer Spitze aus roh bearbeitetem Aluminium vor - »sind miserabel. Meine Vorfahren, die Yaquis , haben bessere Pfeile hergestellt - und ihre Geschichte ging vor zwei Jahrhunderten zu Ende .«
    Zum ersten Mal erlebte ich es, daß er sich zu seiner Abstammung bekannte. Die Begegnung schien alte Instinkte in ihm geweckt zu haben.
    »Schön«, sagte ich, »wir haben sie vertrieben. Kümmern wir uns jetzt um den Captain. Wir werden für ihn eine Bahre
    benötigen .«
    Bevor ich den Schauplatz des unheimlichen Überfalls verließ, warf ich einen letzten Blick auf den See. Auch er unterlag geheimnisvoller Zerstörung. Ursprünglich schien er lediglich aus einem rechteckigen betonierten Becken bestanden zu haben, welches der Bewässerung der Felder diente. Irgendwann war das Wasser, vielleicht infolge des Versagens der Pumpen, über die Ufer getreten und hatte das Umland überschwemmt. Der See mochte drei oder vier Meilen lang und eine Viertelmeile breit sein. An seinem jenseitigen Ufer begann erneut der Dschungel. Linker Hand schien der See auszuwuchern und überzugehen in eine ausgedehnte Sumpflandschaft.
    Ich hob den rechten Arm: Wir traten den Rückzug an.
    Das Dorf empfing uns mit der bekannten gleichgültigen Stille. Da ich es eilig hatte, zur Kronos zurückzukehren, schärfte ich den Männern ein, jede weitere Untersuchung der Häuser zu unterlassen und nur eine als Bahre geeignete Tür auszuhängen.
    Captain Romen lag noch dort, wo wir ihn zurückgelassen hatten. Bei seinem Anblick atmete ich auf. Über alles Dienstliche hinaus verband uns eine tiefe, unerschütterliche Freundschaft. Die Pfeilwunde machte mir Sorge, andererseits wußte ich, daß der Captain zäh und hart im Nehmen war. Die Wunde würde ihm bis zur Kronos zu schaffen machen - und dort warteten Medikamente und heilsame Strahlen, die das Loch in der Schulter im Handumdrehen schließen würden. Um ihn umzubringen, bedurfte es schon mehr als eines Pfeiles.
    Erst als ich mich ihm auf wenige Schritte genähert hatte, bemerkte ich, daß er nicht allein war. Seine Augen machten mich darauf aufmerksam. Starr, entsetzt, gleichsam hypnotisiert, waren sie auf einen nicht allzu fernen Punkt fixiert.
    Unvermittelt blieb ich stehen.
    Der Geruch des Blutes hatte einen Besucher herbeigelockt. Dieser hockte vor Captain Romens Stiefeln und ließ dann und wann ein leises Fiepen hören. Nie zuvor hatte ich eine größere Ratte gesehen. Diese hatte die Größe und Muskulatur eines ausgewachsenen Terriers.
    Ich schleuderte den schweren Schürhaken nach ihr. Die Ratte spürte die Bewegung, warf sich herum und jagte mit schrillem Pfeifen davon.
    Ich kniete neben Captain Romen nieder.
    » Grischa - alles in Ordnung?«
    Der Ekel schnürte ihm die Kehle zu. Nur seine Augen dankten mir, daß ich zurückgekehrt war. Die Ratte hörte nicht auf zu pfeifen. Irgendwo, wo ich sie nicht sehen konnte, war sie in Deckung gegangen und belauerte uns nun. Und aus diesem sicheren Versteck heraus stieß sie einen schrillen Pfiff nach dem anderen aus.
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    3.
    Die Tragbahre war fertig. Captain Romen lag auf einem bequemen Bett aus requirierten Decken und Kissen. Seine Wunde war, so gut dies unter den Umständen möglich war, versorgt. Lieutenant Torrente war mir beim Entfernen des Pfeiles behilflich gewesen. Er tat dies mit geschickten,
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