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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Autoren: Mark Brandis
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vorübergehend unterbrochen. Unter uns lag die Erde - und ich kann, um zu beschreiben, wie der Anblick auf mich wirkte, nur jene Worte eines früheren Astronauten wiederholen: Inmitten einer unendlichen Wüste war sie eine leuchtende Oase. »Professor«, sagte ich ohne den Blick von der Erde zu wenden, die ich noch nie zuvor so heiß und innig geliebt hatte, »in wenigen Augenblicken geraten wir in den Bereich der VOR-Radarkontrolle. Sie werden sich auf einen heißen Empfang vorbereiten müssen.«
    Seine Stimme verriet nicht die mindeste Erregung und ein weiteres Mal begriff ich, wie wenig diesem Menschen sein eigenes Leben bedeutete:
    »Meine Wahl ist auf die
Hermes
gefallen, weil ich weiß, dass es kein besseres Schiff gibt, Commander. Und vergessen Sie nicht: Wir haben die Überraschung auf unserer Seite.«
    Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich es mit einem Menschen zu tun, der zum ausführenden Roboter seiner fixen
    Idee geworden war. Waren die Terroristen früherer Epochen humaner gewesen - oder hatte es ihnen lediglich an Macht und Möglichkeit gefehlt? Ich vermochte es nicht zu entscheiden. Torgau-Grabowski jedenfalls verfügte darüber, und wenn sein Wille zur Tat werden sollte, dann würde in wenigen Minuten die Erde in Flammen aufgehen. Er hatte den Untergang der Menschheit beschlossen und der Countdown lief.
    Ich nickte Captain Monnier zu.
    »Commander an Pilot! Angriff im freien Anflug auf Peking! Konzentrieren Sie sich auf die Verbotene Stadt!«
    Captain Monnier schluckte; sein Gesicht war weiß.
    »Angriff auf die Verbotene Stadt. Aye, aye, Sir.«
    In der Verbotenen Stadt, dem ehemaligen kaiserlichen Viertel Pekings, schlug das Herz der VOR. Hier waren die Ministerien untergebracht, liefen die Nevenstränge des riesigen Reiches zusammen.
    »Noch eins, Captain!«, sagte ich, indem ich zugleich
Alle Stationen
einschaltete. »Um jegliches Missverständnis von vornherein auszuschließen: Zu einem zweiten Anflug wird sich aller Voraussicht nach keine Gelegenheit bieten. Die Angriffshöhe beträgt darum Null.«
    Captain Monnier neigte den Kopf und ich betete darum, er möge mich verstanden haben.
    »Angriffshöhe Null. Aye, aye, Sir.«
    Danach gab er das Triebwerk frei und die
Hermes
verließ das Reich der Sterne und begann der Erde entgegenzustürzen. Ich blickte in den Spiegel und sah hinter mir ein triumphierendes Gesicht: Torgau-Grabowski träumte von seiner neuen Menschheit.
    »FK an Brücke! Sir, unter uns ist die Hölle los.«
    Die VOR-Radar-Controller hatten uns entdeckt. Nun schlugen sie Alarm. Wahrscheinlich vibrierte um diese Zeit bereits der Äther. Aufgeregte Funksprüche eilten hin und her. Peking rüstete zu seiner Verteidigung.
    »Danke, FK! Kümmern Sie sich nicht weiter um das Gezeter!«
    »Nicht darum kümmern! Aye, aye, Sir.«
    Ich spürte Torgau-Grabowskis wachsamen Blick auf mir ruhen und entsicherte beide Waffensysteme: gelernte Handgriffe, die ich viel zu oft bereits hatte verrichten müssen. Die Flammen, die den Untergang einleiten sollten, waren bereit.
    Einmal in meinem Leben hatte ich hinabtauchen müssen in die Hölle: im Bürgerkrieg, als ich mit meiner
Delta VII
die Totalchemie in Metropolis auslöschte; damals bereits hatte ich das Fürchten gelernt. Der Anflug auf Peking war schlimmer. Die Techniker hatten dazugelernt.
    »RC an Brücke! Da hält einiges auf uns zu, Sir!«
    »Danke, RC. Stellen Sie durch!«
    Das Bild auf meinem Radarschirm enthüllte die Untertreibung. Was auf uns zuhielt, war Pekings eherner Schild. Ich versuchte zu zählen und gab nach einigen Sekunden auf. Es waren gut und gern zwei ausgewachsene Geschwader.
    Ich hatte Torgau-Grabowski nicht zu viel versprochen. Ein heißer Empfang war für uns gerichtet.
    »Pilot an Commander!« Captain Monnier hatte sich gemeldet. »Ich müsste beschleunigen.«
    Vor der schwierigen Entscheidung schien er zurückzuschrek-ken. Die
Hermes
war zwar ein schnelles, aber auch sehr leicht gebautes Schiff und bereits jetzt näherte sie sich der Erde schneller als erlaubt.
    »Sie haben meine Erlaubnis, Captain.«
    »Danke, Sir.«
    Der Schub wurde größer; ich fühlte mich im Sitz zurückgeworfen und gegen die Lehne gepresst. Arme und Beine waren auf einmal schwer wie Blei. Die Augen schmerzten. Aber dennoch war es für den Augenblick die richtige Entscheidung.
    Das Manöver, zu dem die VOR-Flotte ansetzte, war von tödlicher Folgerichtigkeit. Gleich einem explodierenden Feuer-werk brachen die beiden pfeilartigen Kolonnen
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