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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Autoren: Mark Brandis
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Seine Neugier hatte ihm einen Kolbenstoß eingebracht, aber nun mochte sie uns weiterhelfen. Die Anzüge lagerten in einem Verschlag gleich unterhalb des Luks.
    »Ausgezeichnet, Lieutenant!«, entschied ich. »Sie übernehmen die Führung.«
    Nachdem wir den Treppenschacht betreten hatten, entdeckten wir einen Aufzug. Die bunten Lichter verrieten, dass die Vollstrecker ihn wieder in Betrieb genommen hatten, doch ihn zu benutzen erschien mir zu riskant. So schüttelte ich, als Lieutenant Mercier mich ansah, lediglich den Kopf und er verstand und begann die Treppe hinaufzusteigen. Wir folgten ihm, schweigend und lautlos.
    Es war ein qualvolles, mühsames Unterfangen, das uns unsere letzten Energien abverlangte. Der Sauerstoffgehalt der Luft entsprach dem, wie man ihn in alpinen Höhen antrifft. Jede Stufe, die genommen werden musste, kostete Überwindung. Jedes Mal, wenn wir einen Absatz erreichten, legten wir eine kurze Pause ein.
    Ein Deck glich dem anderen: lange, niedrige Gänge, die zu den Verliesen führten. Sie waren nummeriert und mit Schrifttafeln gekennzeichnet. Ihr Erhaltungszustand war unterschiedlich: einige wirkten, als wäre die Station erst vor wenigen Tagen verlassen worden; einige andere befanden sich im Zustand völliger Auflösung.
    Ein Wort über Ruth O’Hara muss an dieser Stelle eingeflochten werden. Ich hatte nicht aufgehört, mich um sie zu sorgen; andererseits konnte ich es nicht länger verantworten, mir von dieser verständlichen Sorge das Verhalten diktieren zu lassen. Welchen persönlichen Preis ich aller Voraussicht nach dafür zu entrichten haben würde, das war meine, nicht ihre Sorge.
    Es war mir nicht entgangen, dass KATORGA III über keine schwere Bewaffnung verfügte. Das bedeutete, dass wir nur an Bord der
Hermes
zu gehen brauchten, um in Sicherheit zu sein. Sobald uns dies gelang und hinter uns die Schleuse zugefahren war, konnte uns niemand mehr am Starten hindern. Danach stand es uns frei, die Station mittels unserer Bordwaffen zu vernichten oder die nächstbeste Raumpatrouille zu verständigen, die dann zur Verhaftung der Vollstrecker schreiten konnte.
    Ein Zufall entschied es anders.
    Von Lieutenant Mercier geführt, hatten wir soeben das vorletzte Deck erreicht, als unter Sergeant Dahlsens Gewicht plötzlich die metallene Beplankung nachgab. Der Höllenlärm, der dabei verursacht wurde, übertönte fast seinen entsetzten Aufschrei:
    »Sir -«
    Er war fast völlig eingebrochen und hielt sich mit letzter Kraft an einer Strebe fest. Eile war geboten.
    »Ihre Hand!«
    Ich hatte nicht bedacht, dass mir von allen meinen Leuten ausgerechnet Captain Monnier am nächsten stand; ich entdeckte es erst, als sich seine Hand fest um die meine schloss, wobei er sagte:
    »Vorsicht, Sir! Das ganze Deck ist morsch.«
    Von ihm gehalten, vermochte ich meine andere Hand dem Schiffskoch weiterzureichen. Er ergriff sie und stand wenig später wieder auf einigermaßen sicherem Boden.
    »Danke, Sir«, stammelte er, »danke!«
    Stillschweigen war überflüssig geworden. Wir waren bereits entdeckt. Die Lichter im Treppenschacht wurden auf einmal heller. Polternde Stimmen waren zu hören; Befehle hallten. Deutlich erkannte ich Torgau-Grabowskis Stimme. Der direkte Weg in die Freiheit war versperrt.
    Jedes Zögern musste jetzt verhängnisvoll sein; noch mochte es uns gelingen, den Verschlag mit unseren Anzügen auf Umwegen zu erreichen. Mit raschen Worten teilte ich meinen Männern mit, wozu ich mich entschlossen hatte; danach übernahm ich die Führung und wir rannten den Gang, der sich vor uns öffnete, entlang. Bald schon musste ich zu meiner Bestürzung erkennen, dass wir uns in einem Labyrinth verfangen hatten. Ein Gang ging in den anderen über; es hätte eines Planes bedurft, um sich darin zurechtzufinden. Schließlich gelangten wir in einen Treppenschacht, der uns noch unbekannt war: eine schmale Röhre, durch die sich eine Treppe wand. Meine Ahnung indessen hatte sich nicht getäuscht. Die Treppe führte hinaus auf die Plattform. Hinter dem gläsernen Luk erkannte ich die Schleuse der
Hermes.
Mit zehn, zwölf raschen Schritten mochte man am Ziel sein. Es war eine bittere Entdeckung. Als ich mich umwandte, tat ich dies, um meiner Besatzung mitzuteilen, dass unser Ausbruchsversuch gescheitert war.
    »Niemand hat sich etwas vorzuwerfen«, sagte ich. »Was Sergeant Dahlsen widerfahren ist, hätte auch jedem anderen zustoßen können. Wir werden jetzt mit erhobenen Händen in unser Quartier
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