Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Geheiß berührte, zunächst auffiel, war der Umstand, dass sie nicht ganz so nass war wie die anderen Wände. Dann aber bemerkte ich, dass sie unter dem Druck meiner Hand nachgab.
    »Ist es das, Lieutenant, worauf Sie mich aufmerksam machen wollten?«
    »Das ist es, Sir. Ein chemischer Zersetzungsprozess. Das Material hat sich verbraucht.«
    Dort, wo ich meine Hand hatte, führte ein Weg aus unserem Gefängnis hinaus. Der angrenzende Raum mochte genauso trostlos und unwirtlich sein; aber die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, dass er unverschlossen war.

20.
    Es war, wie ich gedacht hatte: Ein weiteres Verlies schloss sich an und auch hier waren die nassen Wände bedeckt mit den Schriftzügen unserer unglücklichen Vorgänger. Wie viele Räume dieser Art mochte es auf KATORGA III wohl insgesamt geben? Die Elite eines Volkes war hier zugrunde gegangen: ein kaum noch vorstellbarer verbrecherischer Wahnsinn!
    »Langsam, Sir! Ich würde den Bodenplatten nicht mehr allzu sehr trauen.«
    »Ich habe bereits wieder festen Boden unter den Füßen, Lieutenant.«
    Unbemerkt von den anderen, hatten Lieutenant Koskinen und ich unser Gefängnis verlassen. Die warnenden Worte des 2. Bordingenieurs waren nicht unbegründet: Dem Auflösungsprozess, von dem das Material der Station befallen war, hatte auch der metallene Fußboden nicht allenthalben standgehalten. Jeder Schritt, den man tat, bedurfte der sorgfältigen Prüfung.
    Der angrenzende Raum war völlig leer. Es gab keine Wachen. Aber als ich versuchte die Tür zu öffnen stieß ich auf Widerstand.
    »Lieutenant Koskinen!«
    »Sir?«
    »Helfen Sie mir!«
    »Aye, aye, Sir!«
    Lieutenant Koskinen kam heran; mit vereinten Kräften stemmten wir uns gegen die Tür und auf einmal setzte sie sich knarrend in Bewegung und schwang dann auf. Vor uns lag der Treppenschacht. Lieutenant Koskinen trat vorsichtig einen Schritt hinaus und kehrte dann zu mir zurück.
    »Niemand zu sehen, Sir.«
    »Gut denn. Holen Sie die anderen! Ich warte hier.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Der 2. Bordingenieur huschte davon. Ich blieb an der geöffneten Tür stehen und beobachtete den matt erleuchteten Treppenschacht. Kein einziger Vollstrecker zeigte sich: Nicht einmal ihre Stimmen waren zu hören. KATORGA III machte einen verlassenen Eindruck - aber ich wusste sehr wohl, dass dieser Eindruck trog. Irgendwo in ihrem Inneren hielten sich TorgauGrabowski und seine Gefolgsleute auf: eine bis an die Zähne bewaffnete, zu allem entschlossene Einheit.
    Als ich einmal den Kopf hob, sah ich über mir - hinter der Glaskuppel, die den Treppenschacht überdachte - die Sterne: feierliche Lichter. Eines von ihnen mochte die Venus sein; die Erde war nicht zu sehen.
    Die Besatzung kam. Mit gedämpfter Stimme machte Lieutenant Koskinen seine Bordkameraden auf die gefährlichen Stellen im Boden aufmerksam.
    Ich wartete, bis auch der letzte meiner Männer - es handelte sich dabei um Lieutenant Mercier, den Funker - heran war, bevor ich bekannt gab, wozu ich mich entschlossen hatte.
    »Wir wollen versuchen, unbemerkt von den Vollstreckern unser Schiff zu erreichen. Wir werden an Bord gehen und sofort starten. Den Rest mag die Strategische Raumflotte besorgen.«
    Seit unserem unseligen Start in Metropolis hatten meine Leute auf einen solchen Befehl gewartet. Er riss sie aus ihrer Lethargie; auf einmal waren Kälte und Erschöpfung vergessen. Fast körperlich konnte ich es spüren, wie die Stimmung umschlug.
    »Also dann, Sir«, sagte Sergeant Dahlsen, »worauf warten wir noch?«
    Ich hatte in den Männern die Hoffnung geweckt; nun musste ich den Tatendrang zügeln.
    »Augenblick!«, sagte ich. »Mein Plan, das will ich nicht verhehlen, hat einen Haken. Um die Plattform zu überqueren, brauchen wir unsere Anzüge. Ich muss gestehen, dass ich noch nicht weiß, wie dieses Problem gelöst werden kann.«
    Mit voller Absicht hatte ich von einem Haken gesprochen; es schien mir nicht angebracht zu sein, unser Vorhaben von vornherein als ein verzweifeltes dahinzustellen. Zu deutlich erinnerte ich mich an den diesbezüglichen Vermerk in meinem Handbuch: Die Geschichte von KATORGA III verzeichnet mehrere erbitterte Revolten, ohne dass dabei auch nur einem einzigen Insassen der Ausbruch gelang. Dennoch glaubte ich, einen solchen Versuch unternehmen zu müssen.
    »Sir«, sagte Lieutenant Mercier, »ich weiß, wo man unsere Anzüge aufbewahrt!«
    Es erwies sich, dass er sich noch einmal umgedreht hatte, als man uns bereits die Treppe hinabstieß.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher