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Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker

Titel: Weltraumpartisanen 06: Die Vollstrecker
Autoren: Mark Brandis
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plötzlich auseinander, um die bedrohte Hauptstadt unter ihren Schirm zu nehmen. Das Manöver war brillant geflogen - und jedem anderen Schiff als der
Hermes
wäre es allenfalls zehn Sekunden später zum Verhängnis geworden.
    »RC an Brücke!« Nur mühsam bezwang Lieutenant Simopu-los seinen Aufschrei. »Sir, es sind
Kobras!«
    Während ich noch an ihnen herumrätselte, hatte er sie bereits identifiziert. Die VOR hatte über Peking ihre besten und modernsten Schiffe zusammengezogen: flinke, wendige Zwei-mann-Zerstörer, die ihre abschreckende Bezeichung mit vollem Recht führten.
    »Danke, RC.« Anfangs wollte ich es mit dieser knappen Bestätigung bewenden lassen, aber dann besann ich mich anders. »An alle Stationen! Da gehen gleich ein paar
Kobras
auf uns los. Schlangenserum gibt’s dann in der nächsten Apotheke.«
    Von Lieutenant Stroganow erfuhr ich später einmal, dass es dieser an Galgenhumor grenzende Scherz gewesen war, der ihm und damit wahrscheinlich auch den anderen Männern plötzlich die Gewissheit vermittelt hatte, dass dieser Abstieg in die Hölle ein gutes Ende nehmen würde. Fortan, sagte er, habe er nicht mehr daran gezweifelt, dass Captain Monnier und ich die Situation beherrschten.
    So perfekt das Manöver der
Kobras
auch war: Es kam zu spät. Die
Hermes
stieß an ihnen vorüber. Der Hauch von Hitze war kaum zu spüren.
    Die Bremsdüsen begannen zu wirken und trotzdem glich das Schiff einige Sekunden lang einem Adler, der so eilends auf seine Beute niederstieß, dass er am Boden zu zerschellen drohte. Rauch verdunkelte das Cockpit. Mit einer Geschwindigkeit, die weit über jener lag, die von den VEGA-Konstrukteuren als gerade noch zulässig erachtet wurde, war die
Hermes
in die Atmosphäre eingetreten. Draußen glühte und schmolz die Isolierung. Vier, fünf, sechs Sekunden lang schien dem Schiff das
    Schicksal eines Meteors zuteil zu werden. Den Kobras mochte es entronnen sein; nun jedoch verlangte das unüberlistbare Gesetz der Physik seinen Preis. Der Rauch färbte sich rot.
    »Pilot an Commander! Sir, wir sind durch.«
    Das Schiff hatte standgehalten. Der kritische Augenblick war vorüber. Der Rauch vor dem Cockpit lichtete sich. Unter uns lag, ihres Schutzes beraubt, die Hauptstadt der Vereinigten Orientalischen Republiken, lag Peking, die Stadt der 27 Millionen Einwohner.
    »Danke, Captain.«
    Captain Monnier wandte mir sein schweißnasses, erschöpftes Gesicht zu.
    »Keine Abänderung der Befehle, Sir?«
    Ein letztes Mal blickte ich in den Spiegel. Torgau-Grabowski saß ungerührt auf seinem Platz. Was mochte in ihm vorgehen -in diesem Augenblick, in dem er die Welt schon so gut wie brennen sah? Seine große Stunde war gekommen. Er lächelte.
    »Keine Abänderung, Captain.«
    Die Verbotene Stadt mit ihren Palästen, Pagoden und Plätzen tauchte auf: das freigelegte Herz, das in wenigen Sekunden aufhören sollte zu schlagen. Nüchtern, gleichgültig und unbestechlich enthüllte mir die scharfe Optik das Entsetzen, das über die Stadt gekommen war. Deutlich erkannte ich die Menschen: Sie blieben stehen, hoben die Köpfe, um dann plötzlich davonzustieben, als ob es irgendwo Rettung geben könnte für sie. Ein Meteor war vom Himmel gefallen; nichts konnte ihn mehr aufhalten - auch jene Soldaten nicht, die sich eilends vor dem ehemaligen Ahnentempel mit den beiden geschwungenen Dächern formierten, in dem jetzt, wie ich wusste, der Ministerpräsident der VOR residierte. Es war eine zugleich heldische wie lächerliche Geste der Verteidigung. Das Sicherheitssystem hatte versagt; auf ein Schiff wie die
Hermes
war es nicht zugeschnitten gewesen. Aber Schiffen wie ihr gehörte die Zukunft. Die Abwehrexperten der VOR erhielten ihre Lektion.
    150 Fuß über dem Erdboden fing Captain Monnier die Hermes ab. Vor dem Cockpit begann der Ahnenplatz plötzlich auszuwandern: Der Bug der
Hermes
, der eben noch pfeilgleich auf den Tempel gezeigt hatte, schwang unaufhaltsam vorwärts.
    »Commander Brandis!« Der Aufschrei kam von hinten. »Was hat das zu bedeuten?«
    Der Bug der
Hermes
zeigte in den Himmel. Ein flamingozartes Abendrot verfärbte die Wolken.
    »Es hat schon seine Richtigkeit, Professor.«
    Das Schiff begann zu sinken, schneller und immer schneller, und noch während es sank, schloss sich Captain Monniers rechte Hand fester um den Triebwerksregler und stieß ihn mit einer knappen, harten Bewegung ins AUS. Die 1570 Tonnen der
Hermes
schlugen mit ohrenbetäubendem Krachen auf den Platz. Das
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