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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman
Autoren: Heyne
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Schauspiel möglichst oft zu erleben.
    Denken wir einen Moment über Sonnenfinsternisse nach. Selbst wer persönlich noch bei keiner dabei war, kennt Fotos aus Zeitschriften und Filmmaterial aus dem Fernsehen oder YouTube. Sie sind fast zu einer Selbstverständlichkeit für uns geworden; sie gehören eben zu den Dingen, die auf unserem Planeten passieren, wie das Wetter oder Erdbeben, nur dass sie nicht zerstörerisch und lebensbedrohlich sind.
    Aber überlegen Sie mal, was für ein unglaublicher Zufall es ist, dass unser Mond genau über unsere Sonne passt. Jeder Astronom wird Ihnen erklären, dass der Mond der Erde relativ betrachtet viel größer ist als die Monde aller anderen Planeten. Die meisten Planeten - Jupiter, Saturn und so weiter - haben Monde, die im Vergleich zu ihnen winzig sind. Der Erdmond dagegen ist riesig und außerdem sehr nah. Wäre er kleiner oder weiter weg, hätten wir nur partielle Sonnenfinsternisse; wäre er größer oder näher, würde er die Sonne komplett verdecken, und es gäbe keine Lichtkorona um den Mond. Das ist ein verblüffendes Zusammentreffen, ein unfassbarer Glücksfall. Und möglicherweise sind solche Sonnenfinsternisse sogar absolut einzigartig. Es könnte sich um ein Phänomen handeln, das nur auf der Erde und nirgends sonst zu beobachten ist. Behalten Sie das bitte im Kopf.
    Stellen wir uns nun vor, dass es außerirdische Lebewesen
gibt. Nicht wie E.T. - nicht so lieb und nicht so einsam. Auch nicht so verrückt und aggressiv wie die Aliens aus Independence Day , sondern einfach ganz normale Außerirdische, okay? Durchschnittsaliens. Lassen Sie sich das durch den Kopf gehen, und Sie werden merken, dass es absolut möglich ist. Schließlich sind auch wir hier, und die Erde ist bloß ein kleiner Planet, der eine normal große Sonne in einer Galaxie umkreist. In dieser einen Galaxie gibt es eine Viertelmilliarde Sonnen, und im Universum gibt es eine Viertelmilliarde Galaxien, vielleicht sogar mehr. Schon jetzt kennen wir Hunderte von Planeten, die andere Sonnen umkreisen, obwohl wir erst seit kurzem nach ihnen Ausschau halten. Von Wissenschaftlern erfahren wir, dass praktisch jeder Stern Planeten haben könnte. Auf wie vielen davon ist Leben möglich? Die Erde ist sehr alt, aber das Weltall ist noch älter. Wer weiß, wie viele Zivilisationen vor der Entstehung der Erde oder in ihrer Anfangszeit existiert haben? Wer weiß, wie viele in diesem Augenblick existieren?
    Wenn es also zivilisierte Aliens gibt, können wir davon ausgehen, dass sie in der Lage sind, von Stern zu Stern zu reisen.Wir können davon ausgehen, dass ihre Energiequellen und Technologien den unseren so überlegen sind, wie es Überschallflugzeuge, Atom-U-Boote und Spaceshuttles denen eines Amazonasstammes sind, der seine Kanus aus Baumstämmen schnitzt. Und wenn diese Außerirdischen aus Neugier zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Erfindungen gelangt sind, dann werden sie aus Neugier auch die Welt erkunden wollen.
    Nun, bei den meisten Flugreisen auf der Erde geht es um Tourismus - nicht um Geschäfte, sondern um Tourismus. Sollten sich diese intelligenten, neugierigen Aliens wirklich
so sehr von uns unterscheiden? Ich glaube nicht. Die meisten von ihnen wären ebenfalls Touristen. Wie wir würden sie mit Schiffen herumkreuzen. Und würden sie hierherkommen und den Fuß, den Tentakel oder was auch immer auf unsere Erde setzen, statt dafür irgendeinen Virtual-Reality-Apparat zu benutzen? Na ja, einige würden sich bestimmt mit der zweitbesten Lösung zufriedengeben. Vielleicht sogar die Mehrheit. Aber für die Glücksritter, die Superreichen, die Eliten zählt nur das Echte. Sie wollen damit angeben können, die exotischen Ziele einer Rundreise durch die Galaxis wirklich besucht zu haben. Und wer weiß, welche Herrlichkeiten sie auf den Tourplan setzen würden? Den Grand Canyon,Venedig, die chinesische Mauer, den Yellowstone-Nationalpark, die Pyramiden?
    Was ich damit sagen will, ist: Neben all diesen Wundern würden sie sicher auch diese eine kostbare Sache erleben wollen, die wir haben und sonst wahrscheinlich niemand: unsere Sonnenfinsternis. Sie wären ganz scharf darauf, mit ihren eigenen Augen durch die Erdatmosphäre zu beobachten, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt und das Licht fast vollkommen verblasst, zu hören, wie die Tiere in der Nähe verstummen, und auf ihrer eigenen Haut die plötzliche Kälte in der Luft zu spüren. Selbst wenn unsere Atmosphäre für sie tödlich
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