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Welt ohne Sterne

Welt ohne Sterne

Titel: Welt ohne Sterne
Autoren: Joe Haldeman
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(Manche Menschen hatten sogenannte »Teilunsterblichkeit« – ihre abgenutzten Organe wurden immer wieder durch neue ersetzt.
    Aber nach zweihundert Jahren etwa funktionierte die Zellteilung trotz allem nicht mehr, und dann setzte der sofortige Zerfall ein.) »Ich glaube, Sie leiden an Selbsttäuschung. Oder Sie belügen uns.«
    »Zauberer lügen nicht«, betonte er.
    »Das mag sein«, gestand Spock ihm zu. »Weder Sie, noch T'Lallis sagten je etwas, das offensichtlich Lüge war, zumindest nicht aus Ihrer Sicht gesehen.«
    »Laßt mich erklären. Wir leben ja auch nicht ewig.
    Wir werden nur ersetzt, solange wir von Nutzen sind.
    Ganzen Familien wurde gestattet auszusterben, wenn ihre Funktion nicht mehr gebraucht wurde. Einzelne Chatalia läßt man sterben, ohne sie zu ersetzen, wenn ihr Benehmen darauf schließen läßt, daß ihr Weiterleben eine Belastung für die anderen wäre.«
    »Das sagt uns immer noch nicht, wie Sie es tun«, warf McCoy ein. »Wie duplizieren Sie sich, wenn nicht durch Ableger?«

    »Das macht die Vatermaschine.« Der Zauberer deutete auf die Leiche, die in McCoys Nähe schwebte.
    »Dieser dort heißt T'Kyma. Wenn ich mich das nächstemal wieder ins Unten begebe, werde ich der Vatermaschine sagen, daß T'Kyma ersetzt werden soll.
    Jeden zwanzigsten Tag besuchen wir die Vatermaschine und setzen uns eine Weile zu ihr. Wenn wir sterben oder so krank sind, daß wir getötet werden müssen, stellt die Maschine ein Duplikat von uns her, so wie wir gewesen sind, als wir das letztemal bei ihr saßen.«
    »Mit Erinnerungen und allem?« fragte Pille.
    »Bei den Ela, ja. Die Ven und Lan werden von einer anderen Vatermaschine betreut, die nur den Körper ersetzt. Es gibt Lan -Familien, deren Aufgabe es ist, diese neuen zu erziehen.«
    »Ich möchte gern diese Vatermaschine sehen«, sagte Spock.
    »Ich möchte gern viele andere Maschinen ebenfalls sehen«, fügte Kirk hinzu. »Bringen Sie uns zu ihnen?«
    »Ins Unten?«
    »Wo immer sie auch sind. Sie wollten uns doch mit Ihren Wachen irgendwohin bringen, nicht wahr?«
    »Ja, und zwar ohnehin ins Unten. Aber nicht, um euch etwas zu zeigen.«
    »Wie wäre es, wenn wir uns jetzt dorthin begeben?« fragte Kirk. »Bewaffnet, allerdings.«
    Scotty hatte den Inhalt der Flasche rationiert, ein Glas alle fünfundvierzig Minuten, und war nüchtern wie Spock. Er wollte durchaus nicht wirklich nüchtern sein, aber andererseits beabsichtigte er, genügend für den letzten Toast übrigzuhaben, wenn er die Bombe auf sich zukommen sah.
    Während seiner Universitätsjahre in Glasgow hatte Scotty einen beachtlichen Teil seiner Zeit in Kneipen verbracht. Es war damals unter den Studenten üblich gewesen, auf folgende Weise zu ermitteln, wer die nächste Runde bezahlen mußte: Der, der für die vorherige aufgekommen war, erhob sich, klopfte mit dem Glas oder Krug auf den Tisch, und zitierte die erste Zeile eines Gedichts, gewöhnlich auf Schottisch, hin und wieder aber auch auf Englisch. Sein linker Nachbar mußte die zweite Zeile aufsagen, dessen linker die dritte, und so weiter. Der, der nicht weiterwußte, mußte in die Tasche greifen.
    Scotty hielt es für das Zeichen eines Gentlemans, zu gestatten, daß andere die Drinks für ihn bezahlten –
    und ein Mann, der sich jede Einzelheit einer komplizierten technischen Zeichnung merken kann, hat keine Schwierigkeiten, ein paar Verszeilen zu behalten.
    Um nicht allein trinken zu müssen, hatte er die Erinnerung seiner früheren Kommilitonen heraufbeschworen, und zitierte bereits seit zwei Stunden die Gedichte von damals, während er auf dem Rasen herumspazierte.
    Jetzt blieben ihm nur noch zwölf Minuten. Er mußte zurück auf die Behelfsbrücke, um den Bildschirm anzuwärmen. Als er in den Lift stieg, begann er ein Sonett:
    Die Herzen aller, die ich für begraben, weil sie mir fehlten, hielt, bereichern meine Brust.
    Da wohnen Lieb und alle Liebesgaben, Und jeder Freund, den ich mir tot gewußt.

    Genug der rührseligen Erinnerungen! Er suchte nach ein paar vergnügteren Gedichten, aber im Augenblick fiel ihm absolut keines ein. Zehn Minuten nur noch!
    Er setzte sich in den Kommandosessel und schaltete den Schirm ein. Bei der geringen Energie brauchte er zwei Minuten, bis er die Bombe entdeckte. Er sah ihr zu, während sie näherkam, und kämpfte mit sich selbst, ob er Uhura rufen sollte oder nicht, dann entschied er sich dagegen.
    Als er noch eine Minute hatte, goß er den Schwenker bis zum Rand voll und trank feierlich.
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