Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welt ohne Sterne

Welt ohne Sterne

Titel: Welt ohne Sterne
Autoren: Joe Haldeman
Vom Netzwerk:
und röchelnd. McCoy stellte seinen Tricorder auf Tomographie und studierte die Wunde aus verschiedenen Winkeln.
    »Schlimm«, murmelte er. »Retroperitoneal, die untere Hohlvene ist aufgerissen. Habt ihr Burschen medizinische Ausbildung?«
    »Ja«, antworteten Moore und Wilson gleichzeitig.
    »Wir müssen uns beeilen. Kommt beide auf diese Seite.« Er schob Park die sterile Feldunterlage unter den Rücken. »Hört zu.« Er spritzte ihr ein Anästethikum. »Ich muß einen ziemlich langen Schnitt machen.
    Die Hohlvene liegt etwa acht Zentimeter tief. Ihr müßt das Fleisch zurückhalten, während ich eindringe. Zieht ganz vorsichtig an der Haut, so. Ich weiß, es ist nicht schön.« Es war wirklich nicht schön. Roter Schaum blubberte überallhin, nur nicht nach »unten«, und es wurde noch schlimmer, als McCoy die Speerspitze herausholte und sich an die Operation machte.
    Er brauchte sechzig Sekunden, um mit dem Skalpell durch die Lagen von Muskeln, Fett und Knorpeln zu dringen und das Loch zu vergrößern, das die Waffe gemacht hatte, damit er mit dem Anabolieprotoplasmer dicht genug an die offene untere Hohlvene kam. Und dann dauerte es weitere sechzig Sekunden, die Vene zu schließen. Inzwischen sahen die beiden Helfer bereits angegriffener aus als die Patientin –
    unter den Blutspritzern wirkten sie sichtlich grün.
    »Sie wird am Leben bleiben, aber sie darf zumindest einen Tag nicht bewegt werden.«
    »Ich bleibe und bewache sie«, erklärte Moore.
    »Nein«, widersprach Wilson. »Sie sind reaktionsschneller als ich, und das könnte sehr wichtig sein, wenn es wieder Ärger gibt. Außerdem bin ich alt genug, ihr Vater zu sein. Sie wird bestimmt weniger befangen sein, wenn sie aufwacht und sieht, daß ich mich um sie kümmere.«
    »Und ganz abgesehen davon«, fügte Moore nicht ohne eine Spur Sarkasmus hinzu, »ist es ein Befehl.«
    »Richtig, das wollte ich gerade noch betonen.«
    McCoy wischte sich das Blut ab, dann reichte er den Lappen weiter an Wilson. Kirk sprach mit leiser Stimme. Er berichtete Uhura den Vorfall. Larousse stand mit dem Phaser in der Hand, die leicht zitterte, und hielt ihn auf den Oberzauberer gerichtet.
    »Ich verstehe es nicht«, murmelte er. »Er war doch auf ›Lähmen‹ gestellt.«
    McCoy beugte sich über die Leiche der Wache, die Park angegriffen hatte. »Sie konnte es wohl von ihrem Standort aus nicht sehen, aber es war nicht Ihr Phaser, sondern Tinneys, der ihn erwischte. Vielleicht hatte sie die Einstellung nicht überprüft, oder die Wählscheibe drehte sich auf eine höhere Zahl, als sie ihn zog.«
    »Das – das ist eine kleine Erleichterung. Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden getötet.«
    »Ich glaube auch nicht, daß Tinney jemanden tötete. Nicht einmal den hier. Habe ich recht, Zauberer?«
    Er tupfte mit den Zehen auf die Leiche. »Er wird in Null Komma nichts zurück sein, stimmt's?«
    »Ich weiß nicht, was du mit ›Null Komma nichts‹
    meinst. Sein neuer Körper wird bald beweglich sein, aber es wird viele zwanzig Tage dauern, ehe er seinen Pflichten wieder nachgehen kann. Wir Ela lernen schneller als unsere niedrigeren Brüder, aber dafür müssen wir auch viel mehr lernen als sie, da wir unsere Erinnerung behalten.«
    Der Zauberer machte eine Pause. »Seid ihr deshalb so ergrimmt? Stimmt es wirklich, daß ihr nie ersetzt werdet?«
    »Das stimmt. Ja, und das ist auch der Grund, daß wir ergrimmt sind. Der Kerl war nahe daran, das Mädchen ...«
    »Unsinnswort!«
    »Das Mädchen«, fuhr Kirk ruhig fort, »zu töten.
    Und sie wäre nie wieder zurückgekommen.« Er wandte sich von dem grauenvollen Anblick vor sich ab und dem Zauberer zu. »Mädchen, eine Frau, jemand weiblichen Geschlechts, ist von derselben Spezies wie ein Junge, ein Mann, eines männlichen Geschlechts. Was verstehen Sie eigentlich genau, unter jemanden ›ersetzen‹? Sie ziehen die Chatalia doch aus Ablegern, oder?«

    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Aber Sie wissen, was ein Ableger ist?«
    »Natürlich. Wir ziehen verschiedene Pflanzenarten durch Ableger, und Tiere ebenfalls. Aber das ist doch nicht dasselbe wie ersetzen.« Er deutete auf einen dicken weißen Kamm, der diagonal über einen Flügel verlief. »Das ist eine Narbe, die ich euren Bruderklingonen vor zehn Generationen zu verdanken habe. Ein Ableger von mir würde diese Narbe nicht haben, genausowenig wie meine Erinnerungen, meine Persönlichkeit.«
    »Sie sprechen von Unsterblichkeit, die, wie wir wissen, unmöglich ist.«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher