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Welt ohne Sterne

Welt ohne Sterne

Titel: Welt ohne Sterne
Autoren: Joe Haldeman
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in Betracht gezogen und ausreichenden Spielraum dafür gelassen.«
    Uhura tätschelte ihm die Schulter. Ihre eigenen Gedanken beschäftigten sie, aber sie murmelte: »Es muß an den Daten gelegen haben.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie. Ich war mir so sicher gewesen.« Er drehte sich um und schritt gesenkten Kopfes davon. »Ich mochte ihn sehr.«
    Vierhundert Menschen hatten sich auf einem der Felder mit den blauen Kohlköpfen gesammelt und nahmen Befehle entgegen oder erteilten sie. Wenn sie Bantu wären, dachte Uhura, würden sie das Vernünftigste tun, nämlich sich niedersetzen und in Ruhe neun Stunden abwarten. Überlebten sie die Novabombe, dann erst war die richtige Zeit, ein Verpflegungsverteilungssystem aufzubauen, Latrinen zu graben, »Unterkünfte« zuzuteilen, etc. Das einzig wirklich Dringende im Augenblick war, ein Verteidigungssystem zu schaffen, bzw. um ihren Sammelplatz Wachen aufzustellen. Sie beauftragte sogar ein paar Leute, den Kohl vorsichtig zu ernten und zu Haufen zusammenzutragen, damit er nicht zertrampelt würde.
    Sie saß mit überkreuzten Beinen auf dem Boden und sah zu, wie ihre Befehle durchgeführt wurden.
    Sie sah dem Tod nicht zum erstenmal ins Auge und war gefaßt, aber sie haßte dieses Gefühl der Machtlosigkeit – auf die Sekunde zu wissen, wann der Schlag kommen würde, ohne auch nur das geringste dagegen unternehmen zu können.
    Zumindest war ein vertrautes afrikanisches Gefühl von Paradoxon damit verbunden. »Paradoxon« war nicht ganz das richtige Wort, aber im Englischen gab es keines dafür. Es war, als säße man in einer einzigen Kugel, in der der Himmel der Boden war, und man war völlig eingeschlossen und doch verloren in der unendlichen Weite zwischen den Sternen. Dieses friedliche Kohlfeld, zu dem sie alle gekommen waren, um einen Tod zu teilen, der normalerweise für die Sterne reserviert war, hatte sie auf diesen Gedanken gebracht.
    Und das seltsame Familiengefühl, das sie nun empfand, weil sie verantwortlich für all diese Hunderte von Brüdern, Schwestern und Kindern war. Ohne große Worte hatte sie eine Mutterschaft für die Föderation und die Enterprise aufgegeben (zur großen Enttäuschung ihrer Familie), und nun bemutterte sie die ganze Brut des Schiffes.
    Sie erinnerte sich an eine Geschichte, die sie von der Schwester ihrer Urgroßmutter gehört hatte.
    Der erste Mann und die erste Frau lebten glücklich im Himmel.
    Eines Tages eröffnete ihnen Gott, daß er sie auf die Erde schicken würde, und fragte sie, ob sie das Schicksal des Mondes oder das einer Banane verzögen.
    Sie wußten es nicht.
    Er erklärte es ihnen folgendermaßen: »Der Mond nimmt zu, dann ab, dann stirbt er. Aber er kommt immer wieder.
    Die Banane schickt während ihres Lebens Schößlinge aus, die sie begleiten, während sie wächst und allmählich ihrem Lebensende entgegensieht, und die sie umgeben, wenn sie stirbt. Und sie stirbt für immer, aber ihre Kinder leben.«
    »So können wir also immer neugeboren werden«, sagten sie. »Aber wir würden allein leben und sterben.
    Oder wir können unser Leben mit unseren Kindern teilen, doch dann sterben wir einmal.«
    »Ihr könnt wählen«, sagte Gott. �
    »Was ist besser?« fragten sie ihn. �
    »Ich will es euch nicht verraten. Alle Tiere haben die �

    gleiche Weise gewählt. Da ihr meine Auserwählten seid, wartete ich mit euch bis zuletzt.«
    »Welche Weise haben die Tiere gewählt?«
    Gott lachte. »Auch das werde ich euch nicht verraten.«
    Der Mann wollte ein Leben wie der Mond, und er argumentierte mit dem Kopf und seinen Ängsten. Die Frau wollte ein Leben wie die Banane, sie argumentierte mit ihrem Schoß und ihren Hoffnungen. Der Mann benutzte Worte, die Frau nicht: so gaben sie uns Leben –
    und Tod.
    Ihre Urgroßmutter wäre nicht verwundert gewesen, wenn sie von den Chatalia gehört hätte, dachte Uhura. Sie waren eben Menschen, die das Schicksal des Mondes vorgezogen hatten.

    11.
    Sie waren nur noch wenige Minuten von der Insel entfernt. »Ich glaube, wir sollten lieber unsere Stiefel anziehen«, sagte Kirk. Er wand seinen rechten Arm aus dem Flügel und tastete nach den Stiefeln, die am Rücken im Gürtel steckten. »Können wir ohne die Fußflügel überhaupt noch segeln, Fähnrich?«
    »Sie können sich in der Luft halten«, erwiderte Park. »Nur steuern läßt es sich ohne sie schlecht.«
    »Zu gut zielen und feuern kann man auch nicht«, brummte Wilson, »außer wir geben die Flügel ganz
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