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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum
Autoren: Virginia Kantra
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das Caleb – so viel schien sicher – lieber wieder vergessen sollte, wenn es nach Dylan ging.
    Und Maggie … Caleb schüttelte den Kopf. Er wusste nicht genau, was sie da unten am Meeresgrund getan hatte, um Tan zu besiegen, aber was auch immer es gewesen war, es hatte ihr alle Farbe und fast das Leben aus dem Leib gesaugt. Als Caleb zu sich gekommen war, hatte sie kalt und steif auf den Bohlen des Stegs wie ein alter Krieger auf seinem Schild gelegen.
    Er hatte gedacht … O Gott, er hatte so sehr gefürchtet, dass er sie verloren hatte, dass sie schon irgendwo war, wo er sie nicht mehr erreichen konnte, jenseits des Todes. Eine Selkie ohne Seele. Aber sie war zu ihm zurückgekehrt.
    Sie war zurückgekehrt.
    Selbst mit der frischen Narbe vom Überfall des Dämons, selbst nachdem sie gesehen hatte, was Tan ihrer ermordeten Freundin Gwyneth angetan hatte, hatte sich Maggie zum Kampf entschlossen. Um Calebs willen. Als es hart auf hart kam, war sie nicht eingeknickt. Sie war nicht weggelaufen.
    Treue und Mut, dachte Caleb. Ein Mann konnte nicht mehr verlangen.
    Außer, dass sie blieb.
    Er stolperte über etwas, das im Schatten der Veranda lag. Jemand hatte ein Paket vor seiner Haustür abgelegt, ein Bündel, ein …
    Seehundfell.
    Caleb erstarrte, während seine Hand den dicken, rauhen Pelz packte. Ein moschusartiger Geruch stieg davon auf. Gwyneths Fell. Sein Bruder war also bereits da gewesen.
    Noch etwas, das ich regeln muss, dachte Caleb. Morgen. Heute Abend wollte er einfach nur essen, schlafen, atmen, sein. Bei Maggie sein.
    Nach dem Duschen würde er zu seiner Schwester fahren, um sie zu sehen.
    Und das Fell mitnehmen?,
wisperte eine Stimme in seinem Hinterkopf.
    Er ignorierte sie. Morgen würde er auch die Sache mit dem Fell regeln.
    Er sperrte die Tür auf und hielt schnuppernd inne. Kaffee? Frisch gebrühter Kaffee in seinem leeren Haus. Ein Paar Sandalen lag mitten auf dem Wohnzimmerteppich. Durch ein offenes Fenster in der Küche zog es.
    Sein Herz hämmerte.
    »Maggie?« Seine Stimme war heiser. Hoffnungsvoll.
    Sie hatte zusammengerollt zwischen den Kissen auf der Couch gelegen und stand jetzt auf. Ihr dunkles Haar fiel weich und lose über ihre Schultern, und das blaue Kleid, das sie trug, floss wie Wasser über ihre Kurven. Nackte Füße. Füße mit Schwimmhäuten.
    Ihr Anblick versetzte ihm einen Schlag in den Magen.
    »Da bist du ja«, begrüßte sie ihn. »Hast du Hunger?«
    Er war verdutzt. »Du musst nicht für mich kochen.«
    »Das tue ich auch nicht.« Sie legte den Kopf schräg und lächelte ihn an. »Ich habe Essen aus dem Restaurant nach Hause mitgenommen.«
    Nach Hause.
    Seine Kehle war wie zugeschnürt. »Das klingt gut.«
    Er fuhr ihr mit einem Finger über die warme Wange, wie um sich zu vergewissern, dass sie real war. Dann tat er, was er schon vor acht Stunden auf dem Steg und seither jede einzelne Sekunde hatte tun wollen.
    Er küsste sie.
    Ihr Mund war weich und einladend. Sie schmeckte nach Kaffee und Zucker und, was ganz unmöglich war, nach Meer. Hatte sie geweint? Aber er hatte sie doch noch nie weinen sehen.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Kuss zu vertiefen. Ihre Hand berührte die Haut an seinem Nacken, und Caleb hörte auf zu denken, Fragen zu stellen. Er überließ sich vollkommen der Gegenwart, diesem Augenblick, da sie hier war, erwartungsvoll in seinen Armen. Es war genug. Es war alles.
    Als er den Kopf wieder hob, pochte seine gespaltene Lippe leise, und Maggie zitterte an seinem Körper.
    »Das Abendessen kann warten«, sagte er.
    »Es schon. Ich nicht.« Ihr träges Lächeln erregte ihn. »Ich will hören, wie dein Tag war.«
    Er räusperte sich. »Jetzt?«
    Sie zog an seiner Hand. »Während du isst.«
    Er ließ es zu, dass sie ihn in die Küche führte. Der Geruch von Salz und Wald drang durch das offene Fenster herein. Spuren ihrer Anwesenheit fanden sich überall – ein helles Handtuch hing achtlos über einer Stuhllehne, in der Spüle stand eine leere Tasse, Zucker war auf dem Küchentisch verstreut. Sie war hier. Sie war zurück. Eine Last fiel Caleb von den Schultern.
    Sie hatte die Notfallkerzen, die er für einen Stromausfall aufbewahrte, angezündet und zwei Weingläser hervorgeholt, die noch aus seiner Ehe stammten. Eine romantische Anwandlung? Oder einfach die Art und Weise, wie Regina sie einen Tisch zu decken gelehrt hatte?
    Aber Antonia benutzte keine Kerzen.
    »Setz dich.« Maggie zerrte erneut an ihm. »Erzähl mir, was passiert
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