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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
Autoren: Nicole Alexander
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ein bisschen weniger enthusiastisch. Der ganze theoretische Kram war doch Sarahs Aufgabe. Er hatte noch nie viel von Buchhaltung verstanden, und außerdem wollte Sarah ja auch auf Wangallon bleiben. » Was ist mit…«
    » Du kennst dich mit dem Vieh vielleicht ein bisschen aus«, fuhr Angus fort, » aber du musst wesentlich mehr über Budgets, Cashflow und allgemeine Buchhaltung wissen. Von nächster Woche an erwarte ich, dass du dich jeden letzten Freitag im Monat mit meiner Buchhalterin zusammensetzt. Sie wird dich mit den allgemeinen Bürovorgängen vertraut machen.« Angus ergriff erneut sein Weinglas und betrachtete es nachdenklich. » Gut, dann wäre das jetzt geklärt.« Er hatte einen trockenen Nachgeschmack im Mund, und deshalb entschied er sich dagegen, sich noch einmal Wein einzuschenken. Zu Hause erwartete ihn ein sehr guter Grange. » Nun, Anthony scheint sehr gut klarzukommen.«
    » Ja«, stimmte Ronald zu. » Der Junge ist äußerst fähig.«
    » Er ist geschickt und intelligent. Ich dachte, ihr beiden könntet zur Abwechslung ganz gut jemanden in eurem Alter hier brauchen«, sagte er zu seinen Enkelkindern. » Ich erwarte von euch, dass ihr ihn wie ein Familienmitglied behandelt, mit Respekt und Höflichkeit. Ich habe einiges vor mit ihm. Nun, dann lasse ich euch jetzt allein. Gute Nacht.«
    Sarah brachte ihren Großvater zur Hintertür. » Danke«, flüsterte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen.
    » Betrachte es als zusätzliche Sicherheit, Mädchen.«
    » Ja, das mache ich.«
    » Gut. Und jetzt lauf, damit dir der berüchtigte Eintopf deiner Mutter nicht entgeht.«
    Sarah rümpfte die Nase, und ihr Großvater zwinkerte ihr zu.
    » Ach, warte«, sagte er, die Hand schon auf dem Türgriff. Er zog einen goldenen Armreif aus der Tasche. » Das ist nur Modeschmuck. Es hat der ersten Frau deines Urgroßvaters gehört, glaube ich. Na ja, auf jeden Fall steht es dir zu«, brummte er.
    Sarah schloss die Tür und sah ihm nach, wie er in der Dunkelheit verschwand und seine Stimme, die leise und melodisch auf den neuen Welpen einredete, langsam verklang. Sie ging in die Küche zurück. Cameron schaufelte Eintopf und Erbsen rasch in sich hinein. Ihre Eltern stritten bereits. Cameron blickte kurz auf, verdrehte die Augen und aß dann weiter. Sarah trat an ihren Platz, setzte sich langsam und stocherte lustlos in ihrem Essen. Ein bedeutsames Ereignis hatte gerade in der Küche stattgefunden, und doch hatte sich nichts geändert. Ihre Eltern stritten immer noch, und ihr Bruder würde gleich nach draußen verschwinden, um hinter dem alten eisernen Regenwassertank hinten im Garten eine selbst gedrehte Zigarette zu rauchen. Sarah schüttelte den Kopf, griff nach dem unberührten Weinglas ihrer Mutter und trank einen Schluck von der dunkelroten Flüssigkeit. Vor ihr lagen die Perlen, die ihrer Großmutter gehört hatten, und ein Armreif aus gehämmertem Gold. Vor ihrem Bruder lag Wangallon. Der Wein hinterließ ein leicht brennendes Gefühl in ihrer Kehle.
    Ronald saß ruhig in seinem Büro und trank frisch aufgebrühten Kaffee. Eine leichte Brise fuhr raschelnd in die Papiere auf seinem Schreibtisch. Durch die Jalousien sah man wilde Wellensittiche, die sich auf einem hohen Eukalyptus putzten, während Gartenfächerschwänze in den Wasserstrahl des Rasensprengers eintauchten. Die Jahreszeiten meinten es zurzeit gut mit dem Nordwesten. Im letzten Jahr war überdurchschnittlich viel Regen gefallen, so dass das Vieh und die Schafe auf den Weiden reichlich zu fressen gefunden hatten. Der Jahresabschluss sagte alles: Ein Jahr mit süßem, grünem Gras und reichlich Klee, einer Weizen- und Gerstenernte, die alle Erwartungen übertraf, eine Rekordzahl an Lämmern, und auch Kälber hatte es reichlich gegeben. Selbst die Preise waren im Moment positiv, so dass Sue für zehn Tage nach Sydney fahren konnte und alle ein bisschen Erholung fanden.
    Gott, es war so friedlich heute Morgen, dachte Ronald, als er die monatlichen Zahlungen erledigte. Er hatte sich eine Zeitspanne von zehn Jahren gesetzt; danach wollte er sich an der Küste zur Ruhe setzen. Cameron wäre dann sicher so weit, dass er die Farm leiten könnte, Sarah würde wahrscheinlich verheiratet sein, und er konnte endlich dem Land entfliehen, an das er sein ganzes Leben lang gebunden war. Manchmal erinnerte ihn seine Situation an die britische Monarchie. Er hatte ein halbes Leben lang darauf gewartet zu erben, bis er dann
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