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Weißglut

Weißglut

Titel: Weißglut
Autoren: Sandra Brown
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Blut.
    Huff ging vor Chris in die Knie und presste beide Hände auf die Wunde. Chris sah völlig verständnislos zu seinem Vater auf, während sein Gesicht schlagartig an Farbe verlor.
    Beck zerrte sein Hemd über den Kopf, knüllte es zusammen und riss dann Huffs hektisch hantierenden Hände von der Wunde weg, um das sprudelnde Blut zu stillen, ohne dass er viel damit bewirkt hätte.
    Plötzlich tauchte Sayre an seiner Seite auf. »O Gott!«
    »Ruf einen Notarzt!«, befahl Beck angespannt und spürte im nächsten Moment, wie sie das Handy aus seinem Gürtel zerrte.
    Huff hatte Chris’ Kopf zwischen beide Hände genommen und schüttelte ihn. »Warum hast du das getan? Du hast Danny ermorden lassen? Aber warum, mein Sohn? Warum nur? «
    »Du hast auf mich geschossen?« Ein grässliches Gurgeln stieg aus Chris’ Kehle, gefolgt von einem roten Geysir, der das Gesicht seines Vaters in Blut badete. »Du hast selbst gesagt, dass wir Danny davon abhalten müssen, Huff. Du hast gesagt … kümmere dich um ihn.«
    Huff warf den Kopf zurück und heulte auf wie ein verletztes Tier. Er riss Chris nach vorn, drückte seinen Kopf an die Brust und schlang die Arme fest und beschützend um ihn. »Danny war dein Bruder. Dein Bruder. « Er schluchzte und heulte, wiegte sich vor und zurück und bewirkte dadurch, dass Chris’ leblose Arme wie die Glieder einer Lumpenpuppe auf den schmutzigen Hallenboden klatschten. »Wie konntest du nur, Chris? Wie konntest du nur?«
    Chris antwortete mit einem gurgelnden Keuchen. »Du hast gesagt, ich soll mich um ihn kümmern.« Seine Worte waren kaum noch zu verstehen, nur noch Andeutungen von Lauten, aber sie verrieten dennoch, wie sehr ihn Huffs Tadel verwirrte und verstörte.
    Huff senkte den Kopf und drückte die Lippen auf Chris’ Schläfe. Auf Huffs Gesicht vermischten sich Chris’ Blut und seine Tränen. »Du warst mir immer der Liebste. Das weißt du genau. Aber Danny war auch mein Sohn.« Er stöhnte unter Qualen. »Er war mein Fleisch und Blut. Er war das Fleisch und Blut meines Daddys. Und du hast ihn getötet. Warum, Chris? Warum nur?«
    Beck sah zu Sayre auf, die schon den Notarzt gerufen hatte und jetzt ebenso hilflos wie er daneben stand. Als sich ihre Blicke trafen, sah er, wie sich seine Gedanken in ihren Augen spiegelten. Chris hatte nur das getan, was ihn Huffs Beispiel gelehrt hatte.
    Beck schien es, als wollte Huffs herzzerreißendes Klagen nie wieder aufhören, während gleichzeitig Chris’ Blut aus seinem Leib strömte und einen größer werdenden See um sie herum bildete. Huff hielt seinen Lieblingssohn an seiner Brust und wiegte ihn wie ein kleines Kind hin und her. Er strich ihm übers Haar und über die Wangen, ohne sich darum zu scheren, dass er damit Blut und Tränen und Schleim über Chris’ regloses Gesicht schmierte. Immer und immer wieder versicherte er ihm, dass er ihn mehr liebte als das Leben selbst, und tausendmal wiederholte er diesen peinigenden Refrain: »Aber mein Sohn, wie konntest du deinen eigenen Bruder töten?«
    Endlich traf der Krankenwagen ein. Als die Sanitäter Huff von Chris zu lösen versuchten, wehrte er sich wie ein Wilder. Mit dem Blut seines Sohnes und dem Schweiß seiner Qualen beschmiert, brüllte er, bis er heiser war, dass ihm niemand den Erstgeborenen wegnehmen würde – der ihn schon längst nicht mehr hörte.

Epilog
    »Du siehst erschöpft aus.«
    »Der Eindruck trügt nicht«, erwiderte Beck, während er die Stufen zu seiner Veranda hochstieg, auf der ihn Sayre und Frito erwarteten. »Es waren sechs grauenhafte Stunden.«
    So lange war es her, seit Chris in der Notaufnahme des Krankenhauses für tot erklärt und Huff verhaftet worden war. Er wurde wegen Totschlags verhaftet, da er die Pistole auf Chris abgefeuert und dadurch den tödlichen Unfall verursacht hatte.
    Huff war nicht mehr in der Lage, irgendwelche Entscheidungen zu fällen, weshalb Beck in seinem Namen den Strafverteidiger angerufen hatte, den Chris zuvor für sich beauftragt hatte. Er hatte sich einverstanden erklärt, stattdessen Huff zu vertreten, und war so schnell nach Destiny gebraust, wie es sein frisierter Lexus zuließ.
    Ein Assistent aus dem Büro des Staatsanwalts war von Wayne Scott abgestellt worden, Sayre und Beck als Zeugen zu vernehmen. Beide hatten mehrmals die Ereignisse aus ihrer Sicht geschildert. Becks Aussage brachte das meiste Licht in die Sache. Er hatte nichts ausgelassen und ausführlich erklärt, wie die belauschte Unterhaltung zu dem
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