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Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß
Autoren: Stefan Wolf
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Jüngste zu sein.“
    Sie sausten los. Karl führte.
    Nichts hätte Tim sich jetzt sehnlicher
gewünscht als stählerne Handschellen. Ideal wäre das gewesen. Ruckzuck — den
Kotzbrocken an einer Laterne festketten. Damit er noch da war, nachher.
Immerhin — sie kannten Namen und Adresse. Daß der Kerl nach Australien floh
oder in die Schweiz, war ja nicht anzunehmen.
    Enterding Weg 20 a.
    Eine stille Gegend, anfangs ein Wohnblock mit erleuchteten Fenstern, dann eine Reihe
kleiner Häuser mit Gartenstreifen auf allen vier Seiten. Einige parkende
Kleinwagen. Mattscheibenlicht hinter Gardinen und Vorhängen. Stille.
    Nr. 20a stand, zurückgesetzt von der
Straße, hinter einem geduckten Bungalow — ziemlich allein für sich. Malwines
Garten war größer. Hinter zwei Fenstern brannte Licht.
    Die Jungs sausten durch die
Anlieger-Straße, einen zaun-gesäumten Schlauch, und Tim stieß die Gartenpforte
auf. Nur ein paar Schritte zum Haus.
    Tim hämmerte an die Eingangstür,
klingelte gleichzeitig, legte das Ohr ans Holz.
    „Frau Schwarzhaupt! Hier ist Peter
Carsten. Brauchen Sie Hilfe?“
    Keine Antwort.
    Neben der Tür war ein kleines Fenster.
    Durch das konnte Tim in den Flur sehen.
    Die Deckenleuchte brannte. Das Telefon
stand auf einem altmodischen Tischchen, der Hörer hing herab, und eine alte
Frau — klein und gebrechlich-dünn — lag auf dem Boden.
    Ihre Lider flatterten, als erwache sie
eben aus tiefer Bewußtlosigkeit. Angstvolle Blicke. Ein Arm hob sich etwas, sank
aber wieder zurück.
    Tim sprach dicht an der Scheibe: „Frau
Schwarzhaupt, wir helfen Ihnen. Aber wir können nicht rein. Erschrecken Sie
nicht, wenn wir ein Fenster aufbrechen.“
    Sie hob etwas den Kopf, mehr konnte sie
nicht.
    Tim vermeinte, ein schwaches
,Ja’ zu hören.
    „Ich rufe den Notarzt“, sagte Karl. Und
rannte zum Nachbarhaus, dem Bungalow, wo er anhaltend klingelte.
    Tim schätzte die Maße des Fensters. Ja,
hier konnte er durchkriechen.
    Mit dem Ellbogen drückte er soviel von
der Scheibe ein, daß er hineingreifen und innen den Griff erreichen konnte.
    Das Fenster schwang nach innen. Tim
stemmte sich hoch und kroch kopf-vorwärts hinein. Stark verwinden mußte er sich
mit den Schultern, sonst wäre er steckengeblieben.
    Klößchen half, indem er sich gegen Tims
Schuhsohlen stemmte. Das bewirkte, daß der TKKG-Häuptling in den Flur purzelte,
kopfüber. Aber judo-gestählt, rollte er geschickt ab, blieb unverletzt und
konnte auch verhindern, daß er Malwine Schwarzhaupt aufs Haupt fiel.
    Sofort kniete er neben ihr. Sie hatte
ein liebes Gesicht und schlohweißes Haar. Mitte Achtzig war sie mindestens und
keineswegs rüstig.
    Vorsichtig schob er ihr eine Hand unter
den Kopf.
    „Der Arzt ist schon unterwegs, Frau
Schwarzhaupt. Haben Sie Schmerzen?“
    „Das... das... Knie“, hauchte sie und
versuchte zu lächeln. „Danke, mein Junge.“ Erschöpft holte sie Atem.
    „Hier können Sie nicht liegenbleiben“,
meinte er und hob sie vorsichtig auf.
    Sie wog bestürzend wenig. Er trug sie
ins Wohnzimmer, wo er sie auf eine bequeme Couch legte.

    „Weißt du“, ihre Stimme war kaum
hörbar, „ich leide unter Schwindelanfällen. Mein Gleichgewicht — immer besteht Gefahr,
daß ich hinfalle. Und dieser Schreck vorhin! Ich hatte solche Angst. Plötzlich
wurde mir schwarz vor Augen.“
    „Wir wissen, wer Sie angerufen hat. Ein
mieser Typ, der das vermutlich als Sport betreibt. Der Kerl kriegt seine
Strafe.“
    „Kannst du mir ein Glas Wasser
bringen?“
    Tim besorgte das, lief dann zur
Eingangstür und schloß auf. Karl und Klößchen kamen herein. Und von der Straße
näherte sich mit Blaulicht der Wagen des Notarztes.
    Nicht derselbe von vorhin, dachte Tim.
Trotzdem — wir sorgen für Beschäftigung.
    Die Sanitäter, der Arzt kamen.
Erklärungen folgten. Malwines Knie war verletzt. Es schwoll an. Tim riet der
Oma, Anzeige zu erstatten gegen Bert Hansen.
    Zum Erstaunen der Jungs — das wollte
sie nicht. Ihr war anzumerken: Sie fürchtete sich. Sie lebte allein. Wer sollte
ihr helfen, wenn dieser Typ auf Rache sann?
    Der Arzt sagte, das Knie müsse geröntgt
werden; und Malwine wurde auf eine Trage gehoben.
    Tim, Karl und Klößchen hatten hier
nichts mehr verloren. Sie verabschiedeten sich.
    „Mal sehen, was mit Froschgesicht ist“,
meinte Tim.
    „Wahrscheinlich zieht er sich ein
Abendessen rein“, sagte Karl. „Was sagte Herbert? Bert Hansen wohne bei seiner
Schwester. Vielleicht ist die vom gleichen Kaliber.“
    Sie
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