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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten
Autoren: Deon Meyer
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entschuldigte sich. Sie habe keine Informationen für ihn und wolle auch nicht
     seine Zeit verschwenden. Aber der Mann im Fernsehen sehe aus wie jemand, den sie kannte und der auch Jacobus hieß. Jacobus
     le Roux. Dann unterbrach sie sich, damit er etwas sagen konnte.
    »Nein«, sagte der Inspector mit der übermäßigen Geduld eines Mannes, der eine Menge absurder Anrufe bekommt. »Er heißt de
     Villiers.«
    »Ich weiß, dass er jetzt de Villiers heißt, aber vielleicht hieß er ja mal le Roux.«
    |23| Die Geduld des Polizisten schwand. »Wie kann das sein? Er war sein ganzes Leben hier. Alle kennen ihn.«
    Emma entschuldigte sich, dankte ihm und verabschiedete sich. Wenigstens wusste sie es jetzt. Sie ging zu Bett mit ungestilltem
     Verlangen, als hätte sie diesen Verlust nach all den Jahren noch einmal erlitten.
     
    »Und dann, gestern Abend, stand ich draußen mit den Männern, die meine Haustür ersetzten. Der Sergeant, der Polizist, hatte
     jemand in Hanover Park aufgetrieben, einen Holzarbeiter … Tischler. Ich hörte das Telefon im Arbeitszimmer klingeln. Als ich
     abnahm, war da ein Rauschen, die Verbindung war nicht besonders gut, aber ich dachte, jemand hätte gesagt: ›Miss Emma?‹ Es
     klang wie ein Schwarzer. Als ich ›Ja‹ sagte, sagte er etwas, das klang wie ›Jacobus‹. Ich sagte, ich könne ihn nicht verstehen.
     Dann sagte er: ›Jacobus sagt, Sie dürfen …‹, und ich sagte erneut, ich könne ihn nicht verstehen, aber er wiederholte es nicht
     noch einmal. Ich fragte: ›Wer ist da?‹, doch die Leitung war tot …«
    Einen Augenblick lang hing Emma ihren Gedanken nach, konzentrierte sich auf etwas in der Ferne, dann kehrte sie zu mir zurück,
     sie schaute mich an und sagte: »Ich bin nicht einmal sicher, dass er das gesagt hat. Es war … Der Anruf war so kurz.« Plötzlich
     sprach sie schneller, als wollte sie es hinter sich bringen. »Ich bin letzte Nacht hierhergefahren. Als Carel die Geschichte
     gehört hat …«
    Dabei beließ sie es. Sie wollte eine Reaktion von mir, ein Anzeichen, dass ich sie verstand, und die Versicherung, dass ich
     sie vor all dem beschützen würde. Das war der Augenblick ihrer Reue, wie bei jemandem, der sich ein neues Auto gekauft hat
     und noch einmal die Anzeige liest. Ich kenne das, den Augenblick, in dem man sich dem ungeschriebenen Teil des Vertrages beugt,
     der lautet: Ich akzeptiere vorbehaltlos.
    Ich nickte mit ernster Miene und sagte: »Ich verstehe. Es tut mir leid …« Ich beschrieb einen Halbkreis mit den Händen, |24| um zu zeigen, dass das alles einschloss, ihren Verlust, ihren Schmerz, ihr Dilemma.
    Es folgte ein kurzes Schweigen, das die Vereinbarung besiegelte. Nun würde sie Handeln erwarten, irgendeinen Vorschlag.
    »Als Erstes muss ich mich im Haus umsehen.«
    »Ah, natürlich«, sagte sie, und wir erhoben uns.
    »Aber wir bleiben nur eine Nacht hier, Mr. Lemmer.«
    »Oh.«
    »Ich muss wissen, was los ist, Mr. Lemmer. Es … Ich finde das alles verstörend. Ich kann nicht bloß herumsitzen und mich fragen,
     was passiert ist. Ist es in Ordnung, wenn wir reisen? Können Sie mit mir reisen? Denn ich fahre morgen nach Lowveld.«

|25| 4
    Draußen war es dunkel, aber die Straßenlaternen schienen hell. Ich ging um das Haus herum. Es war keine Festung. Es gab nur
     im Erdgeschoss Einbruchsicherungen, geschickt genug angebracht, um die Ästhetik nicht zu stören. Der schwächste Punkt waren
     die Schiebetüren aus Glas, die sich zu einer großen Terrasse öffneten, von der aus man aufs Meer sehen konnte. Toskanische
     Säulen, Ecken und Erker boten vier oder fünf Möglichkeiten, die Fenster im ersten und zweiten Stock zu erreichen.
    Drinnen gab es die übliche Alarmanlage mit Bewegungsmeldern und einer Verbindung zu einer privaten Wachfirma in der Gegend.
     Ihr blau-weißes Schild prangte neben der Garage. Es waren Feiertags-Sicherheitsmaßnahmen, hoffnungsfrohe Abwehrmittel – so
     blieben die Versicherungsprämien niedriger.
    Das Haus war etwa drei Jahre alt. Ich fragte mich, was hier vorher gestanden hatte und was das Grundstück und der Bau gekostet
     hatten.
    Lemmers Gebot reicher Afrikaaner: Wenn ein reicher Afrikaaner angeben kann, tut er es.
    Das Erste, was ein reicher Afrikaaner kauft, sind größere Titten für seine Frau. Das Zweite ist eine teure, dunkle Sonnenbrille
     (der Markenname muss deutlich zu sehen sein), die er nur abnimmt, wenn es vollkommen dunkel ist. Ihre Aufgabe besteht darin,
     eine erste Barriere
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