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Weißer Schatten

Titel: Weißer Schatten
Autoren: Deon Meyer
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und wartete.«
    »Jetzt sind dieselben ›Terroristen‹ Mitglieder Ihres Vorstands.«
    »Der Fall des Kommunismus hat alles verändert.«
    »Ich verstehe. Aber was ist mit Jacobus le Roux? Er war weder Kommunist noch Atheist.«
    »Er war dort. Er tut mir leid; es war alles unnötig, ein tragischer Zufall. Manchmal, Mr. Lemmer, ist das Schicksal der Nation
     wichtiger als der Einzelne. Manchmal muss man im Interesse des großen Ganzen schwierige Entscheidungen treffen, sehr schwierige
     Entscheidungen.«
    »Oder im Interesse des großen Profits«, sagte ich.
    Wernich löste sich vom Fenster und ging an mir vorbei zum Schreibtisch. Er verschränkte die Arme und sagte: »Sie wollen über
     mich richten?«
    |411| »Da haben Sie wahrscheinlich recht, Quintus.«
    Er nickte zufrieden und setzte sich. »Was wollen Sie noch wissen?«
    »Wo waren Sie, als das Flugzeug abstürzte?«
    »Auf dem Mariepskop. In der Radarstation.«
    »Und als Johan und Sara le Roux ermordet wurden?«
    »Das war ein Autounfall.«
    »Wo waren Sie?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Wirklich?«
    »Es stimmt aber. Sonst noch etwas, Mr. Lemmer?«
    »Ich glaube, den Rest verstehe ich. Was ich nicht verstehe ist, warum Sie bereit sind, Jacobus jetzt in Ruhe zu lassen. Er
     könnte reden.«
    »Er wird nicht reden wollen.«
    »Ach?«
    »Mr. Lemmer, an dem Tag, an dem er die Hütte des Medizinmannes betrat und diese Leute erschossen hat, hörte er auf, eine Bedrohung
     darzustellen.«
    »Warum dann der Angriff auf Emma?«
    »Da hatten wir bloß Glück.«
    »Was soll das heißen?«
    »Zu diesem Zeitpunkt haben wir ihre Telefonate nicht überwacht. Wir hielten das nicht mehr für notwendig. Als wir hörten,
     dass Cobie einen Medizinmann ermordet hatte, begannen wir, die Telefone der Polizei zu überwachen, in erster Linie, um auf
     dem Laufenden zu sein. Wir hörten, dass Emma anrief. Wir wussten, dass sie ein Risiko darstellte, wenn es ihr gelänge, Jacobus
     aufzuspüren.«
    »Aber Sie sind bereit, jetzt ihre Sicherheit zu garantieren?«
    »Das hängt davon ab, was ihr Bruder ihr erzählt. Oder Sie. Sollte sie sich wieder erholen, natürlich.«
    »Natürlich.«
    »Ihre Sicherheit liegt in Ihren Händen.«
    »Es sei denn, ich breche Ihnen jetzt den Hals.«
    |412| Wernich schaute zu der Videokamera hoch. »Ich denke, das wäre sehr unklug.«
    Ich erhob mich. »Quintus, ich möchte, dass Sie mich ganz genau verstehen. Wenn die Anklage gegen Jacobus nicht eingestellt
     wird, komme ich wieder. Wenn ihm oder Emma irgendetwas zustößt, irgendwann, komme ich wieder. Dann werde ich Ihnen zeigen,
     was für ein Feigling ich bin.«
    Er nickte unbeeindruckt. Er beugte sich vor und drehte den Laptop, sodass ich den Bildschirm sehen konnte. »Mr. Lemmer, vergessen
     Sie eines nicht. Sollte mir irgendetwas zustoßen, werden die Behörden das folgende Material erhalten.« Er drückte auf einen
     Knopf, und ein Bild erschien in hoher Auflösung auf dem Schirm. Ich stand mit dem Rücken zur Kamera und schlug ihn. Er stürzte
     gegen das Fenster und sank zu Boden.
    Jeanette trat zwischen uns und zerrte mich weg. »Lass ihn!« Ihre Stimme war glasklar.
    »Ich bringe ihn um.«
    Wernich hielt das Bild an, als ich mich über ihn beugte und Jeanette mich zurückhielt.
    »Gute Tonqualität«, sagte ich.
    »Unsere Technik ist erstklassig.«
     
    Ich hatte zehn Minuten am Porsche gelehnt, bevor Jeanette kam und die Tür aufschloss. »Fahren wir.«
    Erst als wir beide saßen, zog sie eine DVD aus der Tasche und warf sie mir lässig in den Schoß. »Bitte schön«, sagte sie.
    »Hattest du Schwierigkeiten?«
    »Nichts ist besser als eine 9 mm am Kopf, damit ein Mann einem zuhört«, sagte sie.
    »Du bist verrückter als ein streunender Hund«, klaute ich Dr. Koos Taljaards Formulierung.
    Sie lachte darüber, ließ den Porsche an und fuhr los. Dann erzählte sie.
    Sie hatte gewartet, bis ich in Wernichs Büro verschwunden war, bevor sie Louise gefragt hatte, wo sich die Überwachungszentrale |413| befinde. Zuerst wollte Louise nicht helfen, aber Jeanette drohte, ihr die Fingernägel abzubrechen. »Sie hatte die Augen weit
     aufgerissen, als wäre ich eine schreckliche Barbarin.«
    Louise führte sie zögernd zu einem Raum weiter hinten im Gebäude, ohne Aufschrift an der Tür. Die Sekretärin zeigte bloß mit
     dem Finger darauf und stakste empört davon.
    Jeanette öffnete die Tür. Das Zimmer lag im Halbdunkel und war nicht sonderlich groß. Eine Reihe Fernsehschirme umgab
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